Charles Leclerc wurde beim Formel-1-Rennen aufgrund einer misslungenen Ferrari-Strategie undankbarer Vierter. Der Monegasse ärgert sich über die abermals nicht verwandelte Pole Position - und will sich in Zukunft ein Beispiel an Sebastian Vettel nehmen. Er nimmt die fehlgeschlagene Zweistopp-Taktik teilweise auf die eigene Kappe.

"Ich bin natürlich enttäuscht. Wenn du von Position eins startest, willst du immer gewinnen. Und die letzten beiden Male, die ich als Erster gestartet bin, habe ich nicht gewonnen. Damit bin ich natürlich nicht glücklich", so Leclerc, der bei sieben Pole Positions bisher nur zweimal siegreich war. In Mexiko war er zunächst voll auf Kurs für seinen dritten Streich.

Am Start hatte er die Führung erfolgreich gegen Vettel behauptet. Doch mit dem Boxenstopp in der 16. von 71 Runden nahmen er und sein Team sich selbst aus dem Rennen um den Sieg. Ferrari wollte sich mit dem frühen Stopp gegen den Undercut von Red-Bull-Pilot Alexander Albon verteidigen.

"Die letzten Wochenenden und auch heute war die Strategie nicht gut", so Leclerc kritisch. Der Vorwurf geht aber nicht nur an sein Team. Denn auch er selbst wünscht sich, einen besseren Job gemacht zu haben. "Ich muss an den Rennen arbeiten, wegen dieser Tendenz der letzten Wochenenden", sagt der 22-Jährige.

Leclerc hätte lieber wie Vettel gehandelt

Etwas, das Vettel an diesem Sonntag anders machte. Er widersprach Ferraris ursprünglichem Plan, auf den Undercut von Lewis Hamilton zu antworten und blieb länger draußen. Seine Taktik ging letztendlich zwar nicht auf, doch Leclerc hätte es wie der Teamkollege auch gerne selbst in die Hand genommen.

"Ich hätte mich im Funk melden und um etwas bitten sollen, und bei meiner Entscheidung entschlossener sein sollen um dem Team zu helfen, die richtige Wahl zu treffen, wie Seb es gemacht hat", so Leclerc. "Ich lerne hoffentlich daraus."

Ferrari hätte beim ersten Stopp durchaus auf eine Einstopp-Strategie gehen können, sofern sie bei Leclerc von Medium auf Hard und nicht noch einmal auf Medium gewechselt hätten. Max Verstappen und Lewis Hamilton bewiesen im Rennverlauf beide, dass der harte Compound deutlich länger hielt, als erwartet. Doch Scuderia-Teamchef Mattia Binotto wollte dieses Risiko bei Leclercs Stopp noch nicht eingehen.

Ferrari wollte bei Leclerc kein Risiko eingehen

"Wir haben das erst sehr spät erkannt. Als Charles zum Stopp kam, war es für uns zu früh, um mit einer Einstopp-Strategie zu zocken. Es wäre zu riskant gewesen, vor allem weil wir ja vorne lagen", so der Italiener. "Nach Freitag und Samstag hatten wir nicht erwartet, dass die Reifen so lange halten. Alle waren überrascht. Selbst diejenigen, die früh auf Einstopp setzten, haben gezockt. Ich denke nicht, dass das ursprünglich ihr Plan war."

Die Führung hatte Leclerc durch diese Strategie abgegeben. Die Chance auf den Sieg ruhte damit auf dem dritten Stint mit frischeren Reifen als die Konkurrenz. "Der zweite Stint war nicht besonders gut", sagt Leclerc. "Ich habe mich auf dem Medium-Reifen nicht wohl gefühlt. Ich weißt nicht, warum."

Sein zweiter Stopp in Runde 43 verlief nicht wie geplant. Der Reifenwechsel hinten rechts dauerte zu lange, Leclerc verlor vier Sekunden. Im Ziel fehlten ihm sechs Sekunden auf Rennsieger Hamilton. Doch selbst ein sauberer Boxenstopp hätte seiner Meinung nach keinen Unterschied gemacht.

Boxenstopp-Patzer für Leclerc nicht entscheidend

"Nachdem wir gegen Albon gecovert haben, war es schwierig noch mehr aus dem Rennen zu holen. Mit zwei Boxenstopps war es hart, im Verkehr hinter den anderen Autos zu fahren und am Ende zu überholen, selbst mit einem sehr guten zweiten Stopp", sagt er. Seine Pace nach dem zweiten Boxenstopp sah durchaus siegfähig aus.

Leclerc machte rund zehn Sekunden auf den Führenden gut. Doch hinter Valtteri Bottas angekommen, realisierte er, dass es kein Vorbeikommen gab: "Ich habe im Auto auch erst gedacht, dass es richtig war, die Position vor Albon zu schützen. Aber später im Rennen habe ich dann erkannt, dass das nicht die richtige Entscheidung war."

Immerhin hielt er sein Wort. Nachdem er in der zweiten Saisonhälfte mehrfach mit Diskussionen am Funk auffiel, hatte Leclerc Besserung gelobt. Als er im Cockpit seine Felle davonschwimmen sah, blieb er diesmal ruhig: "Was kann man da schon machen? ich hatte keinen Grund, mich im Funk aufzuregen."