So hatte sich Max Verstappen seinen Mexiko GP 2019 auf jeden Fall nicht vorgestellt. Als er gestern das Qualifying beendete, stand noch die Nummer eins hinter seinem Namen. Alles sah nach einer Pole und damit nach guten Sieg-Chancen für Verstappen und Red Bull aus.

Dann ging es schnell bergab. Am Abend verlor Verstappen die Pole, weil er unter Gelb für den verunfallten Valtteri Bottas nicht verlangsamt hatte. Statt Platz eins fuhr er von Platz vier los. Im Rennen wurde es nur mehr schlimmer: In der ersten Kurve musste Verstappen im Duell mit Lewis Hamilton durchs Gras, kurze Zeit später kollidierte er mit Bottas und fing sich einen Reifenschaden ein. Statt Sieg wurde es Platz sechs.

Die Laune ist bei Verstappen nach dem Rennen in vielerlei Hinsicht schlecht. Auch, weil er noch einmal Zeit hatte, sich die gegen ihn verhängte Strafe aus dem Qualifying genauer anzusehen. Als Folge nimmt er Lewis Hamilton ins Visier.

Genervter Verstappen will Strafe für Hamilton

Es geht wieder um das Verzögern für gelbe Flaggen, die am Ende des Qualifyings für den Unfall von Valtteri Bottas gezeigt wurden. Verstappen fuhr vorbei, ohne vom Gas zu gehen, gab das später offen zu, und wurde dafür bestraft. "Die Regel ist ganz klar", gibt sich Verstappen am Sonntag zumindest etwas einsichtig. "Ich hätte vom Gas gehen sollen, aber dann hätte das auch jeder machen sollen."

In Verstappens Augen tat es nämlich nicht jeder. "Ich weiß, dass Seb es getan hat, aber ein silbernes Auto nicht", mault er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Und er bekommt keine Strafe. Das nervt mich." Nur ein silbernes Auto kann damit gemeint sein: Hamilton, der die Bottas-Unfallstelle noch vor Verstappen passierte.

Hamilton erklärte gestern seinerseits noch, dass bei ihm noch keine gelben Flaggen zu sehen waren. Er war das erste Auto am Unfallort, Bottas steckte erst seit wenigen Sekunden im Reifenstapel. Die Streckenposten hatten da noch nicht reagiert. "Ich zögerte, wieder ans Gas zu gehen", sagte er später. "Als ich merkte, dass da ein Unfall war, war ich schon vorbei."

Mercedes drehen Verstappen in Mexiko durch die Mangel

Verstappens Frust auf Mercedes dürfte sich auch im Rennen von Mexiko nicht abgebaut haben. "Von Platz vier war das Rennen noch immer offen, wir hatten ein gutes Auto", meint er. "Aber was dann in der ersten Runde passiert ist, und dann mit Valtteri, das hat das Rennen komplett ruiniert."

Am Start kam Verstappen gut weg und versuchte gleich, sich in die Top drei zu bringen. Doch in der ersten und zweiten Kurve kamen er und Hamilton sich direkt in die Quere. "Lewis fuhr in Kurve eins außen und hat dann tief in Kurve zwei hineingebremst, sodass ich da nicht bleiben konnte und von der Strecke musste", erklärt Verstappen seine Sicht der Dinge.

Verstappen gegen Hamilton in Kurve 2, Foto: LAT Images
Verstappen gegen Hamilton in Kurve 2, Foto: LAT Images

Nach einem kleinen Ausritt durch das Gras von Kurve zwei fand sich Verstappen im Mittelfeld wieder, da aber noch mit unbeschädigtem Auto. Nicht lange danach hatte er zum Mercedes von Valtteri Bottas aufgeschlossen und versuchte im Stadion eine Überraschungs-Attacke.

"Bei Valtteri bin ich innen rein, und als ich neben ihm war hat er mich wohl nicht gesehen", so Verstappen. "Dann hat er schon eingelenkt und meinen rechten Hinterreifen erwischt." Der löste sich eine halbe Runde später auf, Verstappen musste sich mit drei Reifen an die Box schleppen und fiel so auf den 20. Platz zurück.

Red Bull verspielt große Podiums-Chance in Mexiko

Die letzten Hoffnungen auf ein gutes Ergebnis waren für Verstappen damit dahin. "Von da an mussten wir eine Ein-Stopp fahren, aber eine sehr schlechte Ein-Stopp", erklärt er die Strategie. Red Bull gab ihm nach dem Reifenschaden harte Reifen mit auf den Weg, und Verstappen schaffte es tatsächlich, diesen Satz für 66 Runden am Leben zu halten und damit den sechsten Rang zu erreichen.

"Das war die einzige Option, um noch was zu retten", so Verstappen. "Sogar dann war das Auto gut, die Pace war gut. Einfach schade, dass wir nicht weiter vorne angekommen sind." Eine große Chance - vertan.

Für Red Bull hätte zumindest noch Alex Albon im zweiten Auto ein Podium holen können. Nach dem chaotischen Start lag er hinter Charles Leclerc und Sebastian Vettel auf Platz drei. Aber Red Bull holte ihn früh für eine aggressive Zwei-Stopp-Strategie an die Box. Im Nachhinein die falsche Entscheidung, denn die Reifen hielten länger als gedacht. Die Konkurrenz setzte auf einen Stopp und ging vorbei.

Also blieb Albon nur Platz fünf. "In Summe bin ich mit meiner Performance zufrieden und werde immer konstanter, das ist wichtig", freut der sich trotzdem. "Die Rundenzeiten kommen, und jetzt habe ich drei weitere Rennen, um mich noch mehr zu verbessern."