Sebastian Vettel verpasste beim Mexiko GP 2019 seinen 54. Formel-1-Sieg denkbar knapp. Der Ferrari-Pilot überquerte die Ziellinie auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez 1,766 Sekunden nach Lewis Hamilton und musste sich mit Platz zwei begnügen.

Den ersten Aufreger in Vettels Rennen gab es schon am Start. Nachdem der 32-Jährige nur mäßig von der Linie wegkam, zog er recht vehement nach links, um Lewis Hamilton den Weg abzuschneiden. Weil der Mercedes-Pilot nicht mehr komplett hinter Vettel lag, musste er leicht auf die Wiese ausweichen, um eine Kollision zu vermeiden.

Die Szene war unmittelbar nach dem Start unter Beobachtung, doch die Stewards kamen schnell zu dem Ergebnis, dass keine weitere Untersuchung nötig war. "Lewis kam nach dem Rennen zu mir und hat mich danach gefragt. Ich habe ihn nicht gesehen", verteidigte sich Vettel.

In der Pressekonferenz spielte Hamilton noch einmal auf die Szene an. "Wenn ich dich gesehen hätte, dann hätte ich dich abgedrängt", scherzte Vettel. "Es war keine Absicht, ihn abzudrängen. Ich habe versucht, in Charles' Windschatten zu kommen. Dann habe ich in den Spiegel geschaut und dann habe ich Lewis erst gesehen."

Vettel spricht sich in Mexiko gegen Ferrari-Strategie aus

So behielt Vettel Position zwei und bog fast gleichauf mit Teamkollege Charles Leclerc in die erste Kurve ein. Noch in der Startrunde kamen sich Vettel und Leclerc bedrohlich nahe, berührten sich sogar leicht. In der Startreihenfolge kamen Leclerc und Vettel aus der ersten Runde zurück.

In dieser Ordnung nahm das Rennen anschließend seinen Lauf. Als Alexander Albon in Runde 14 als Drittplatzierter zum Stopp kam, holte Ferrari eine Runde später Leclerc zum Reifenwechsel, um den Undercut zu verhindern. Damit bekannte sich Ferrari mit Leclerc zu einer Zweistopp-Strategie.

Vettel hingegen blieb draußen und übernahm die Führung mit Lewis Hamilton dahinter. In Runde 23 holte Mercedes Hamilton zum Stopp, woraufhin bei Vettel Diskussionen am Funk ausbrachen. Während der Kommandostand offenbar Hamiltons Undercut zu verhindern suchte, wollte Vettel noch nicht zum Stopp kommen.

Vettel blieb draußen und kam erst in Runde 37 zu seinem ersten und einzigen Stopp, eine Runde nach Valtteri Bottas, um den Undercut diesemal zu verhindern. Die Position gegen Hamilton hatte Vettel da längst verloren, allerdings verfügte er anschließend über die besseren Reifen. Weil die Zweistopp-Strategien von Leclerc und Albon nicht aufgegangen waren, Kämpften Vettel und Hamilton nun um den Sieg.

Ferrari verlor in Mexiko trotz langer Doppelführung gegen Mercedes, Foto: LAT Images
Ferrari verlor in Mexiko trotz langer Doppelführung gegen Mercedes, Foto: LAT Images

Ferrari schätzte Mercedes falsch ein

Auch wenn Vettel noch auf Hamilton aufschließen konnte, am Ende musste er sich eher noch gegen Bottas verteidigen, als eine Attacke auf den Rennsieg starten zu können. Hätte Vettel den Undercut von Hamilton verteidigen müssen, um die Track-Position zu behalten?

"Nach dem Rennen ist es immer einfach zu sagen", verteidigte Vettel die Entscheidung, die offenbar seine eigene war. Ferrari hatte ihm direkt nach Hamiltons Reifenwechsel 'Mode Box' gefunkt. Vettel hinterfragte die Entscheidung anschließend. Teamchef Mattia Binotto verteidigte seinen Schützling: "Wir haben die Entscheidung zusammen getroffen."

"Wir waren uns vor dem Rennen ziemlich sicher, dass man bis zu einer bestimmten Runde kommen musste, um eine Einstopp-Strategie zu schaffen. Als Lewis zum Stopp kam, waren wir aber noch nicht so weit", erklärte Vettel weiter. "Wenn man auf eine Einstopp-Strategie setzt, dann richtig und nicht halbherzig. Als Lewis kam, dachte ich, es wäre an der Grenze, respektive ein bisschen zu früh."

Vettel verteidigt Strategie: Haben keinen Fehler gemacht

Doch Hamiltons Strategie ging auf, brachte ihm schließlich den Sieg. "Wir hatten im Rennen kein Graining und das war der Unterschied zum Freitag", ärgerte sich Vettel. Durch den geringeren Reifenverschleiß verschob sich das Boxenstopp-Fenster für eine Einstopp-Strategie.

Hätten Ferrari und Vettel mutiger sein müssen? "Sie lagen hinter uns, sie hatten weniger zu verlieren. Sie hatten die Chance, zu gewinnen oder im Notfall noch einen Stopp einzulegen und dann Fünfter zu werden. Das war einen Versuch wert. Ich glaube nicht, dass wir einen großen Fehler gemacht haben, Mercedes war im Rennen ein bisschen schneller als wir."