Neue TV-Grafiken liefert die Formel 1 seit der Machtübernahme durch Liberty Media in den letzten Jahren immer wieder. Diverse neue Einblendungen bieten den TV-Zuschauern während der Rennen mal mehr, mal weniger interessante Zusatz-Infos.

Dank einer Kooperation mit Amazon Web Servics (AWS) legte die Formel 1 hier gerade in der jüngsten Vergangenheit rasant nach. Zuletzt zauberte die F1 beim Japan GP in Suzuka ein Insert aus dem Hut, das vorgab, den Reifenverschleiß in Echtzeit anzuzeigen und vorherzusehen, wie lang die Reifen noch halten würden. Und zwar jeder einzelne Reifen an jedem einzelnen Boliden.

Pirelli: Daten für TV-Grafiken nicht von uns

Vorgab, weil nun Zweifel an der Validität dieser Prognosen aufkommen. Wie Pirellis F1-Chef Mario Isola in Mexiko nun berichtete, sei der italienische Sololieferant der Formel 1 nämlich selbst von den Einblendungen überrascht gewesen.

Angesprochen auf das Thema bedankte sich der Italiener zunächst sogar erst einmal für die Nachfrage. "Das gibt mir die Gelegenheit, das klarzustellen", so Isola. Denn Redebedarf hat er. Mit den Grafiken ist Isola alles anderes als einverstanden. Aus gleich zwei Gründen.

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Mexiko GP (10:06 Min.)

"Diese Daten kommen nicht von uns", nennt Isola den ersten. "Wir versuchen zu erfahren, woher diese Daten kommen. Wir werden mit ihnen [der Formel 1, Anm. d. Redaktion] sprechen, um das zu verstehen. Denn es war Überraschung diese Daten in Suzuka zu sehen." Zumal der Eindruck entstanden war, die Daten stammten von Pirelli. Das sei irreführend gewesen, so Isola.

Vor allem ärgert den Italiener jedoch nicht das, sondern, dass er auch mit dem gesamten Service alles andere als d'accord geht. Reifenverschließ in Echtzeit vorhersagen? Für Isola fast schon ein Ding der Unmöglichkeit.

Pirelli-F1-Chef-Isola: Verschleiß-Prognose nicht akkurat

"Ich denke es ist sehr schwer, den Verschleißgrad vorherzusehen. Wir nehmen aufgrund von Durchschnittswerten eine Schätzung vor. Also aus Daten, die für jedes Auto separat gelten - und die sind unterschiedlich", schildert Isola.

Eine so konkrete Prognose vorzunehmen, wie die Grafiken in Suzuka glauben machten, sei durch eine Vielzahl von Faktoren kaum möglich. "Es hängt vom Fahrstil ab, vom Auto, vom Level des Managements, den Bedingungen, die du Sonntag verglichen mit Freitag vorfindest. Denn wir schätzen das ja am Freitag", erklärt Isola. "Wenn es zehn Grad mehr oder weniger sind, dann kann es ganz anders sein."

Viel zu viele schwer vorhersehbare Parameter

Damit nicht genug. "Wenn du in frischer Luft bist oder im Verkehr, auch dann ist es anders. Auch wie du die Pace mit Benzin und damit das Gewicht kontrollierst. Es gibt da einfach zu viele Parameter, die du bei dieser Kalkulation berücksichtigen müsstest", ergänzt Isola und kritisiert: "Wenn du eine Schätzung für 25 Runden hast und nach 10 sagst, 15 sind übrig, dann halte ich das nicht für akkurat."

Reifengrafiken auch heute in Mexiko?

Interessant sei das Thema jedoch. Doch offenbar zu interessant als dass es möglich wäre. Isola: "Das würden ja auch die Teams gerne wissen! Wenn du eine verlässliche Prognose des Verschleißes hättest, dann hättest du einen großen Vorteil. Es ist aber eine Information, die man nur sehr schwer erhalten kann."

Ob die Grafiken auch in Mexiko wieder eingeblendet werden oder Isola bereits erfolgreich eingeschnitten ist, werden wir heute erfahren. Wir schauen jedenfalls mal ganz genau hin. Der Rennstart erfolgt um 20:10 Uhr unserer Zeit, zu sehen live auf RTL, Sky, im ORF1, SRF2, Live-Stream F1 TV und natürlich im Live-Ticker von Motorsport-Magazin.com