Hat Ferrari die Vorschusslorbeeren der Konkurrenz bestätigt? Im Training zum Formel-1-Rennen in Mexiko lieferte die Scuderia am Freitag jedenfalls ab. Tagesbestzeit für Sebastian Vettel, Platz drei für Charles Leclerc und Mercedes weit zurück (Bottas +0,6 Sek.; Hamilton +0,9 Sek.). Allerdings: Max Verstappen (P2) kam bis auf eine Zehntel an Vettels Vorgabe heran.

Nicht nur deshalb mahnt der vierfache Formel-1-Weltmeister nach dem starken Auftakt weiter, weist eine klare Favoritenrolle zurück. Auch die Silberpfeile hat Vettel noch auf der Rechnung, noch dazu lief unter dem Strich auch bei Ferrari nicht alles ideal. Zumindest im ersten Training hatten Leclerc und vor allem Vettel (P6) noch mehr zu kämpfen.

Vettel: War der König von Kurve eins - in der Wiese!

"Ich war heute Morgen der König von Kurve eins, wenn es darum ging in die Wiese zu fahren. Ich mähe gerne den Rasen", scherzt Vettel. "Am Nachmittag musste ich es dann aber nicht mehr machen. Der war besser." Aber: Im ersten Training war Ferrari auch lediglich mit Medium gefahren. Mit gleichen Waffen sah es im FP2 dann gleich ganz anders aus.

"Hier hast du eigentlich nie ein tolles Gefühl, weil das Auto sich sehr bewegt", berichtet Vettel. Die dünne Höhenluft in Mexiko sorgt dafür, dass die Boliden rund 20 Prozent Abtrieb verlieren. "Aber am Nachmittag hatte ich trotzdem einen ganz guten Rhythmus", ergänzt Vettel. Wer die sonst üblichen Klagen des Hessen über genau diesen Rhythmus an Freitagen kennt, weiß jetzt, dass es also gut gelaufen sein muss.

Sebastian Vettel relativiert Bestzeit

Dennoch: Von einem Favoritenstatus will Vettel nichts wissen. "Das glaube ich nicht. Eine Rundenzeit ist nicht so aussagekräftig, gerade hier meint Vettel. Es ist sehr schwer, alles in eine Runde zu packen. Das ist bei uns sehr gut vonstattengegangen, andere haben da heute Nachmittag vielleicht mehr Schwierigkeiten gehabt", mutmaßt Vettel. Tatsächlich berichtete etwa Lewis Hamilton von einer unsauberen runde seinerseits.

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Mexiko GP (10:06 Min.)

"Gerade könnte ich keinen Favoriten ausmachen", sagt Vettel deshalb. "Ich glaube, dass es morgen sehr eng wird. Ich hoffe, dass wir dabei sind. Hier muss einfach alles passen, es ist unheimlich schwer, die Runde hinzubekommen."

Vettel auch im Renntrimm zufrieden

Stapelt Vettel nur tief? Rhythmus heißt immerhin mehr als nur diese eine Runde. Tatsächlich sagt Vettel nämlich auch, es habe diesmal auch im Renntrimm wieder gut funktioniert. "Wir sind optimistisch und hoffen, dass wir dabei sein können. Heute war ein guter Tag, was die Pace anging. Sowohl auf eine Runde als auch im Rennen", so Vettel. Trotzdem glaubt er, dass es eng wird. "Mit allen drei Teams", so Vettel. Also auch Mercedes ist noch auf dem Zettel.

Selbst nachlegen können Ferrari allerdings auch einmal mehr. "Wir haben noch ein bisschen Luft. Ich denke, wir können und müssen uns auch noch steigern", sagt Vettel. Am Setup sei etwas noch Feintuning möglich, noch dazu beim Fahrstil bis hin zur Bremsbalance. "Da gibt es noch Einiges", sagt Vettel.

Charles Leclerc in FP2 plötzlich abgeschlagen: Selbstkritik

Vor allem geht es jedoch um die Reifen. "Die sind aufgrund der Höhe hier extrem schwierig ins Arbeitsfenster zu bekommen. Der Reifen wird sehr schnell heiß, aber zum Arbeit bekommt man ihn schwer. Aber es geht allen so, das hat man ja gesehen", sagt Vettel. Also weder Nach- noch Vorteil.

Nachsehen statt Nachteil wiederum hatte am Nachmittag ganz klar Charles Leclerc. Im FP1 noch klar schneller als Vettel, drehte der den Spieß im FP2 um. Dennoch freut sich der Monegasse erst einmal über die auch für ihn grundlegend gute Ferrari-Form. "Unsere Qualifying-Performance war gut und das Auto sieht hier konkurrenzfähig aus", sagt Leclerc.

Einmal mehr jedoch geht er mit sich selbst hart ins Gericht. "FP1 lief für mich gut, FP2 stellte sich als kniffliger heraus. Ich habe etwas mit der Balance zu kämpfen gehabt und ich muss mich beim Fahren noch immer verbessern", sagt Leclerc. "Generell ist der Grip auf dieser Strecke aber auch mau, weil wie so hoch sind und der Abtrieb nicht so effizient ist."