Der Mexiko GP zählt zu den absoluten Besonderheiten im Rennkalender der Formel 1. Das Autódromo Hermanos Rodríguez liegt 2.285 Meter über dem Meeresspiegel und ist damit die am höchsten gelegene Strecke. Die dünne Luft sorgt für geringen Abtrieb trotz Highdownforce-Paketen, lässt die Verbrennungsmotoren schwächeln, der Turbo muss also härter arbeiten, was die diffizile Kühlung nur noch härter macht.

In den vergangenen Jahren am besten zurecht mit diesen Charakteristika kam ganz klar Red Bull. Max Verstappen siegte zuletzt zweimal in Folge in Mexiko. Doch ist der Niederländer deshalb auch 2019 der Topfavorit auf Sieg Nummer drei beim F1-Rennen in Mexiko-Stadt?

Mexiko-Doppelsieger Verstappen warnt vor Ferrari

Er selbst gibt sich betont vorsichtig. "Ich freue mich, zurück nach Mexiko zu kommen, da die beiden vergangenen Jahre mit den beiden Siegen dort ziemlich besonders waren", sagt Verstappen zwar. Aber: "Ich erwarte, dass es dieses Jahr wegen Ferraris Pace etwas schwieriger wird, aber ein sehr gutes Rennen können wir noch immer haben."

Damit meint Verstappen vor allem den zuletzt so überragenden Topspeed Ferraris. Gerade Mexiko sollte der Scuderia deshalb besonders gut liegen, nicht einmal in Monza erreicht die Formel 1 heutzutage Topspeeds wie in Mexiko dank des dort so geringen Luftwiderstands. Soweit zumindest die Theorie.

Sebastian Vettel: Ferrari in Mexiko immer besser

Eine Theorie, der sich jedoch auch Ferrari, fast schon ungewohnt scharf offensiv, anschließt. "Über die letzten paar Jahre haben wir in Mexiko einen Aufwärtstrend gezeigt [Doppelpodium 2018, Anm. d. Red.], auch wenn Red Bull das Team war, das es zu schlagen galt", sagt etwa Sebastian Vettel. "Aber die Gaps zwischen uns werden kleiner, schauen wir also, was dieses Jahr für uns herausspringt ..."

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Muss man bei dieser Aussage des Deutschen noch zwischen den Zeilen lesen, hört das bei seinem Teamchef auf. Mattia Binotto hat für Mexiko ein ganz klares Ziel. "Nach zwei Rennen, in denen wir besser hätten abschneiden können, kommen wir entschlossen zu gewinnen nach Mexiko", so die Vorgabe des Italieners. "Wir wollen unsere sechste Pole in Serie bevor wir das in einen Sieg verwandeln wollen."

Ferrari-Teamchef Binotto will Pole-Serie ausbauen

Das Selbstvertrauen ist also mehr als nur zurück im roten Lager - trotz des klaren Rückschlags zuletzt in Japan. Dort hatte Mercedes erstmals seit der Sommerpause wieder ein größeres Update gebracht. Das schlug ein, aus dem Stand war der Silberpfeil wieder schneller als die rote Göttin. Vielleicht noch nicht im Qualifying, aber im Rennen. Selbst dort hatte Ferrari - zumindest in Russland - Mercedes zuvor den Schneid abgekauft.

Doch heißt Selbstvertrauen nicht gleich unrealistisch. Ferrari weiß durchaus, dass in Mexiko - gerade in Mexiko - alles passen muss. "Die Strecke von Mexiko verfügt über jede Menge Elemente, die dich auf dem falschen Fuß erwischen können", mahnt Binotto.

Ferrari nicht naiv: Mexiko komplex

"Ein paar hängen mit dem Fakt zusammen, dass wir über 2000 Meter über Meeresspiegel Rennen fahren. Das macht das Feintuning der Einstellungen sowohl bei Chassis als auch Power Unit besonders komplex", weiß der gelernte Ingenieur. "Du musst einen Kompromiss zwischen gutem Topspeed und ausreichendem Abtrieb in den Kurven finden. Das diktiert uns die Aero-Einstellungen, die wir für diese Strecke wählen."

Wie schwer es das auch für den Fahrer macht, schildert Leclerc. "Alle Teams schrauben so viel Downforce drauf wie möglich. Trotzdem fühlt es sich noch ziemlich seltsam an, der Grip ist extrem gering", sagt Charles Leclerc. "Es ist schwierig, es in den Kurven zu managen, denn wir haben physisch so wenig Abtrieb auf dem Auto", schildert Sebastian Vettel.

Vettel erklärt, warum Mexiko so schwierig ist

"Das Auto bewegt sich also jede Menge und das macht es außerdem schwer, die Reifen zum Arbeiten zu bekommen. Tatsächlich ist es sogar schwer, das gesamte Auto zum Arbeiten zu bekommen und das richtige Gefühl dafür zu bekommen", ergänzt der vierfache Formel-1-Weltmeister.

Und Mercedes? Stapelt verbal noch tiefer als die meiste Zeit. Die Silberpfeile würden sich offenbar nicht wundern, sollten sie sich in Mexiko gar nur als klare dritte Kraft erweisen. "Uns ist bewusst, dass die vier ausstehenden Rennen nicht einfach werden und wir erwarten, dass Mexiko für uns das schwierigste davon sein wird", warnt jedenfalls Toto Wolff.

Mercedes? Toto Wolff sieht nur Nachteile

Für den Motorsportchef Mercedes' spricht in Mexiko einfach alles gegen das erneut frischgebackene Weltmeisterteam. Wolff: "Die Höhenlage der Strecke stellt uns vor einige ungewöhnliche Herausforderungen. Die niedrige Luftdichte beeinträchtigt den Abtrieb, die Kühlung und die Motorleistung des Autos. Diese Kombination liegt unserem Fahrzeug nicht besonders gut, aber wir werden alles geben, um den Schaden zu begrenzen."