Wieder ist es ein McLaren, der beim Japan GP der Formel 1 am Ende des Sonntages das Mittelfeld anführt. Wieder ist es Carlos Sainz, der damit jetzt in der WM sogar den sechsten Platz vom ehemaligen Red-Bull-Piloten Pierre Gasly übernommen hat.

Wie gut war McLaren wirklich? So gut, dass Sainz nicht nur den Rest des Mittelfeldes in Qualifying und Rennen stehen ließ. In der Schlussphase konnte er sogar eine späte Attacke von Ferrari-Pilot Charles Leclerc abwehren, was Sainz danach groß feiert. McLaren, das kündigt das Team an, hat sich nun als fixe vierte Kraft etabliert.

Sainz feiert in Japan: Fernduell gegen Leclerc gewonnen

Der Japan-GP von Carlos Sainz war tatsächlich außergewöhnlich - womöglich war er sogar an diesem Tag der beste Fahrer im Feld. Vom Start weg setzte er sich vom Rest des Mittelfeldes ab, und hielt Alex Albon im Red Bull rundenlang auf Abstand. Albon kam zwar im Rahmen der Boxenstopps vorbei, aber in der Schlussphase wiederholte Sainz das Kunststück gegen einen Ferrari.

Charles Leclerc, nach einer Startkollision zurückgefallen, hatte sich das ganze Rennen über durch das Mittelfeld gearbeitet und begann zu Sainz aufzuschließen. Doch dann blieb er hängen. "Wenn du einen Ferrari zehn Sekunden hinter dir hast, glaubst du nicht, dass du ihn halten kannst", beschreibt es Sainz danach. "Aber ich hatte meine Reifen anfangs gespart, und als ich zu pushen begann, war ich plötzlich eine halbe Sekunde schneller."

Leclerc schaffte es gegen den McLaren nie in Angriffs-Reichweite. "Obwohl er auf den ersten Runden eine halbe Sekunde schneller war, begannen seine Reifen dann abzubauen, und ich konnte das Tempo halten", beschreibt Sainz sein Fernduell mit Leclerc. "Dann gaben sie auf." Tatsächlich zog Ferrari die Reißleine und stoppte Leclerc zum dritten Mal. Statt eines Angriffs auf Sainz mussten sie sich mit einem (erfolglosen) Angriff auf die schnellste Runde zufrieden geben.

Sainz und Teamchef Seidl sicher: McLaren klar viertstärkstes Auto

In den Augen von Sainz war Japan das beste McLaren-Rennen der F1-Saison 2019: "Ich bin sehr stolz darauf, endlich einmal etwas mehr als 'Best of the Rest' zu sein. Wir waren auf jeden Fall eine Stufe über der Konkurrenz an diesem Wochenende."

Das unterstreicht auch McLaren-Teamchef Andreas Seidl: "Wir haben ganz klar das viertstärkste Auto. Jetzt haben wir es selbst in der Hand, Platz vier in der WM zum Saisonende zu sichern, was für uns ein großer Erfolg ist." Hier führt McLaren jetzt 111 zu 77 vor Renault, über denen nach Japan auch noch ein Ermittlungs-Verfahren schwebt.

McLaren sauer: Norris Opfer von Leclerc-Trümmern

Nur das Ergebnis von Lando Norris trübt die Laune in der McLaren-Box. Norris hatte sich eigentlich neben Sainz in der vierten Startreihe qualifiziert, und hätte wohl im Rennen mit seinem Teamkollegen mithalten können - doch innerhalb weniger Runden ging alles schief. Zuerst flogen Trümmer des beschädigten Leclerc-Ferraris in seine Bremskühlung, dann kam es zwischen Norris und Alex Albon zu einer Kollision.

Besonders wegen der Leclerc-Situation ist die Laune bei McLaren schlecht. Die überhitzenden Bremsen zwangen Norris zum vorzeitigen Stopp und nahmen ihm alle Chancen auf ein gutes Rennen. "Wir sind ganz und gar keine Freunde davon, dass Mitbewerber kaputte Frontflügel-Endplatten herunterhängen lassen und alle in Gefahr bringen", schießt Teamchef Seidl in Richtung Ferrari und Leclerc. Für Leclerc gab es dafür später auch eine Strafe.

Die Kollision zwischen Norris und Albon - die dafür ungestraft blieb - sorgte dann für den unschönen Schlussstrich unter Norris' Rennen. "Ich sah ihn verdammt spät", beschreibt Norris das Manöver, bei dem Albon sich von ganz weit hinten mit Rad-an-Rad-Kontakt vorbeidrückte.

Robuster Zweikampf zwischen Alex Albon und Lando Norris, Foto: LAT Images
Robuster Zweikampf zwischen Alex Albon und Lando Norris, Foto: LAT Images

"Das hätte ein Crash werden können, aber ich habe es vermieden", sagt Norris, der Albon aber nicht weiter kritisieren will: "Es war ein Risiko für ihn, aber ich schätze, das ist Racing. Er hat mich etwas von der Strecke gedrückt, aber das ist Racing. So sollte es sein."

"Danach kam ich an die Box und das war es dann so ziemlich", sagt Norris. "Ich hatte keinen Reifenvorteil durch den frühen Stopp und konnte mich nicht mehr zurückarbeiten. Es haben immer ein, zwei Zehntel gefehlt."