Nach den Startpositionen 15 und 16 von Nico Hülkenberg und Daniel Ricciardo für das Formel-1-Rennen in Japan schien der Sonntag für Renault schon nach dem Qualifying gelaufen. Auf der engen Traditionsrennstrecke von Suzuka schienen Punkte damit so gut wie unmöglich. Doch die Gelben machten nach vielen Pleiten endlich wieder alles richtig. Erleichterung nach doppelter Top-10-Ankunft.

"Es ist immer die gleiche Scheiße und wir haben einfach nie Ruhe vor den Problemen", hatte Ricciardo auch trotz des mit Platz sechs äußerst erfolgreich verlaufenen Rennens noch den Frust des Qualifyings auf den Lippen. "Am Ende war es ein Problem an der Hinterachse, das für die schwache Performance verantwortlich war. Ein paar Stunden später haben wir endlich das Ergebnis bekommen, das wir verdient haben."

Mit Wut im Bauch bahnte er sich wenige Stunden später im Rennen den Weg durchs Feld. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich von Startplatz 16 bis auf die siebte Position nach vorne kommen würde, auf einer Rennstrecke, auf der das Überholen normalerweise nicht einfach ist", so der Australier, der nach dem Rennen von einer Zeitstrafe für Charles Leclerc profitierte und noch eine Position aufrückte.

Ricciardo im Honey-Badger-Modus: Smarte Attacke

"Ich hatte guten Speed und ein gutes Momentum", so Ricciardo, der im Rennen ohne lange zu fackeln in der für ihn typischen Manier durchs Feld fegte. Auf Medium gestartet blieb er im ersten Stint 29 Runden draußen. "Die Strategie war gut und dann konnte ich auf Soft attackieren", sagt er.

"Der Schlüssel war, anzugreifen sobald man an einem Auto dran war. Das hört sich leicht an, aber es sofort hinzubekommen ohne im ersten Sektor zu lange dahinter zu hängen, hat es mir erlaubt, die Schlagzahl zu halten", erklärt der 30-Jährige. "So bin ich durch den Verkehr gekommen, ohne mir die Reifen zu sehr zu ruinieren. Darauf kam es an. An den richtigen Stellen zu attackieren und smart sein."

Hülkenberg der Anlageberater

Smart ging nach seinem Defekt im Qualifying auch der Teamkollege im Rennen ans Werk. Hülkenberg machte schon in der ersten Runde fünf Positionen gut. "Ich hatte einen guten Start und blieb dann ganz links, am Rand der Strecke", sagt er und fügt mit einem Lachen an: "Ich blieb außen und ging hohes Risiko. Aber hohes Risiko, hoher Ertrag, wie die Investment-Strategen sagen."

Sein Investment hätte sich noch deutlich besser auszahlen können, hätte er dieselbe Strategie wie Ricciardo gehabt. Doch da Renault angesichts der miserablen Ausgangslage die Strategien splittete, ging Hülkenberg auf dem weichen Reifen ins Rennen. "Ich habe den gesamten zweiten Stint im Verkehr gebracht, und das hat den Reifen viel Leben gekostet", sagt er.

Ricciardo hingegen war im Verkehr zu Beginn auf Medium unterwegs und hatte auf dem Soft-Reifen im zweiten Stint mehr freie Fahrt, um Zeit gutzumachen. "Das war heute die schönere Strategie", stellt Hülkenberg fest, der die Ziellinie als Zehnter überquerte.

Ricciardo hofft auf positiven Saisonabschluss für die Moral

"Für das Team war es einfach sehr positiv, dass wir etwas erreicht haben. Die letzten paar Wochenenden waren schwierig und das war eine ziemliche Erleichterung", sagt der 32-Jährige. "Wir hatten im Qualifying die Probleme und konnten die wahre Pace des Autos nicht zeigen."

Nachdem Renault die eigenen Erwartungen zu häufig nicht erfüllt hat, hofft Ricciardo zum Abschluss auf einen Boost für die Winterpause: "Hoffentlich haben wir jetzt ein paar spaßige Rennen mit Punkteresultaten, damit das Team etwas zurück bekommt. Ich habe das Gefühl, dass wir immer vorwärts kommen und dann wieder abstürzen. Ich wünsche mir einfach für alle hier etwas Positives, bevor das Jahr vorbei ist."

Renault-Punkte in Gefahr? Racing Point protestiert gegen Auto

Auf den Befreiungsschlag folgte einige Stunden nach Rennende allerdings das nächste Ärgernis für Renault. Racing Point legte Protest gegen beide Autos der Franzosen ein. Der Konkurrent vermutet bei Renault ein illegales System der Bremskraftverteilung, welches die Bremsbalance für die jeweiligen Kurven automatisch anpasst.

Renault reagierte umgehend auf die Anschuldigungen des ehemaligen Force-India-Rennstalls. Nach einem Treffen der Teamverantwortlichen beider Seiten wurde vereinbart, ein weiteres Meeting zu einem späteren Zeitpunkt anzusetzen, da die Komplexität des Sachverhalts sich im Rahmen des GP-Wochenendes nicht vollumfänglich klären ließ.