Der Japan GP war nicht das Rennen von Charles Leclerc. Der Ferrari-Pilot kam nach einer Startkollision mit Max Verstappen nur auf Rang sechs in Ziel, wurde nach dem Rennen aber gleich doppelt bestraft und rutscht deshalb auf Rang sieben zurück.

Obwohl die Rennleitung zunächst der Meinung war, dass die Startkollision nicht weiter untersucht werden müsse, entschieden sich die Stewards um ihren Vorsitzenden Dr. Gerd Ennser dazu, die Szene nach dem Rennen noch einmal genauer zu analysieren.

Verstappen vs. Leclerc: Kein normaler Startunfall

Fünf Sekunden bekommt Leclerc auf seine Rennzeit addiert, weil die Stewards den Ferrari-Piloten als überwiegend schuldig erachten. Die Stewards gehen in ihrer Begründung ausführlich auf ihre Beweggründe ein, Leclerc doch noch zu bestrafen: "Verstappen ließ innen ausreichend Raum, aber Leclerc verlor durch die verwirbelte Luft des Autos vor ihm Grip und untersteuerte abrupt zur Außenseite der Strecke, wo er Verstappen berührte und ihn von der Strecke abdrängte."

Doch wenn Leclerc durch Luftverwirbelungen Grip verlor, weshalb wird er dann bestraft? "Obwohl der Gripverlust den Kontakt verursachte und es nicht absichtlich geschah, hätte der Gripverlust von Leclerc antizipiert werden können", schreiben die Stewards.

Aber hätte der Zwischenfall nicht auch als normaler Startunfall bewertet werden können? Die Stewards sagen nein: "Es handelte sich hierbei um einen unüblichen Startunfall, weil nur diese Autos direkt involviert waren. Deshalb gibt es nur wenige der üblichen mildernden Umstände."

Ferrari hält Renndirektor Masi hin

Und es gab noch ein weiteres böses Erwachen für Leclerc und Ferrari. Die Stewards sahen Leclerc nicht nur hauptverantwortlich für die Kollision mit Verstappen und brummten ihm eine Zeitstrafe von fünf Sekunden auf, sondern befanden Ferrari und Leclerc auch noch in einer anderen Sache schuldig.

Leclerc beschädigte sich beim Unfall nämlich seinen Frontflügel. Statt am Ende der Runde zum Nasenwechsel an die Box zu kommen fuhr der Monegasse weiter und verlor in den nächsten Runden zahlreiche Teile, von denen einige Lewis Hamiltons Helm nur knapp verfehlten.

Die Stewards belegten Leclerc deshalb mit zusätzlichen zehn Sekunden auf seine Rennzeit und verdonnerten Ferrari zu einer saftigen Geldstrafe in Höhe von 25.000 Euro.

Dass die zweite Strafe so drastisch ausfiel, hat einen einfachen Grund. Nachdem Leclerc nach der Startrunde nicht an die Box abbog, meldete sich Ferrari bei der Rennleitung und kündigte einen Boxenstopp am Ende der zweiten Runde an - offenbar weil man ahnte, dass sonst die schwarze Flagge mit orangenem Punkt gezeigt würde.

Die sogenannte Spiegeleiflagge signalisiert dem Piloten, dass etwas an seinem Fahrzeug nicht in Ordnung ist und er deshalb schnellstmöglich an die Box fahren muss. In der Regel wird die Flagge gezeigt, wenn Gefahr für den Fahrer oder andere besteht - was in Leclercs Fall gegeben war.

FIA Rennleiter zwingt Leclerc zum Stopp

Weil sich in der zweiten Runde gleich zwei Teile vom Flügel lösten, wovon eines Lewis Hamiltons Rückspiegel abschlug, dachte Ferrari, das Auto wäre wieder sicher. Obwohl man dem Renndirektor versichert hatte, am Ende der Runde zu stoppen, ließ Ferrari Leclerc weiter draußen. "Aus Sicherheitsgründen war ich davon mehr als nur ein wenig genervt", erklärte Renndirektor Michael Masi.

Anschließend orderte Masi den Boxenstopp an. Ferrari folgte dem Aufruf und holte Leclerc am Ende von Runde drei zum Stopp. Indem Ferrari Leclerc trotz sichtbaren Schadens nicht sofort nach Runde eins zum Stopp holte und anschließend auch noch Masi hinhielt "haben sie eine unsichere Situation auf der Strecke erzeugt, die fast einen größeren Unfall nach sich gezogen hätte und möglicherweise auch noch weitere hätte auslösen können", heißt es in der Urteilsbegründung.