Der erste Einsatz eines Japaners in der Formel 1 seit Kamui Kobayashi im Caterham 2014 ist mit Erfolg über die Bühne gegangen. Im ersten Freien Training zum Japan GP in Suzuka durfte bei Toro Rosso Naoki Yamamoto eine Session ins Cockpit steigen. Der 31-Jährige Champion der Super Formula machte seine Sache gut. 30 Runden spulte der Local Hero im Boliden von Pierre Gasly ab.

Noch am Vortag hatte der Franzose sich trotz der für ihn ausgefallenen Fahrpraxis - durch Taifun Hagibis an diesem Wochenende eigentlich besonders schlimm - entspannt gezeigt und für seinen alten Kollegen aus gemeinsamen Zeiten in der Super Formula gefreut. Entschuldigt habe sich Yamamoto - ganz dem Klischee des höflichen Japaners entsprechend - zuvor sogar für seinen Einsatz. Das sei gar nicht nötig gewesen. "Der Einsatz stand sowieso schon lange fest", so Gasly.

Japaner schwärmt von Formel-1-Power

Sonderlich überraschend kam das Yamamoto-Debüt ohnehin nicht. Weniger wegen seiner beachtlichen Leistungen in Super Formula und SuperGT, mehr wegen Red Bulls und Toro Rossos Motorpartner Honda. Noch weniger überrascht deshalb, was Yamamoto bei seinem ersten F1-Einsatz am meisten beeindruckte. "Gleich zu Beginn der Session spürte ich die Power. Großartige Power!", schwärmt der Japaner von der Honda-Leistung. "Ich habe nie solche Power gespürt, das ist auf jeden Fall der größte Unterschied zur Super Formula gewesen."

Und sonst so? Die Balance habe ihn überrascht. "Ich hatte richtig Untersteuern, aber Grip war trotzdem da. Etwas knifflig war es aber in den langsamen Kurven", so Yamamoto. Auch das Arbeitsfenster der ihm völlig unbekannten Pirelli zu treffen sei eine große Herausforderung gewesen. "Ich habe einfach versucht, dem Team so gut wie möglich zu helfen." Dass dem Japaner das gelungen scheint, legen die Zahlen nahe. Null Unfälle, 30 Runden und nur eine Zehntel langsamer als Stammfahrer Daniil Kvyat im zweiten Toro Rosso.

Yamamoto nur eine Zehntel langsamer als Kvyat

"Es war eng zwischen mir und Dani, das ist positiv für mich und für das Team. Wäre der Gap zu groß gewesen, wären auch meine Informationen zum Setup nicht gut gewesen. So können sie vielleicht ein paar Daten von mir für das restliche Wochenende gebrauchen", freut sich Yamamoto. Final begeistert von seinem Debüt zeigt sich Yamamoto dennoch nicht. Weil es nur ein Training war: "Ich bin nicht allzu zufrieden, denn ich bin ein Rennfahrer! Dann ist das nicht ganz zufriedenstellend."

Erster Japaner im F1-Cockpit seit fünf Jahren - Naoki Yamamoto im Toro Rosso, Foto: LAT Images
Erster Japaner im F1-Cockpit seit fünf Jahren - Naoki Yamamoto im Toro Rosso, Foto: LAT Images

Mit dem Team müsse er sich auch noch austauschen, wie gut die Session wirklich gelaufen sei. Deshalb könne er auch nicht einschätzen, wie seine Chancen auf etwas mehr - vielleicht sogar ein Cockpit für 2020 - stehen. "Ich muss mit dem Team ja sogar erst noch über FP1 sprechen. Dann rede ich mal mit jemandem darüber - Marko."

Cockpitchance 2020?

Zunächst äußerte sich aber erst einmal Teamchef Franz Tost. "Er ist sehr gut gefahren, hat auch sehr gutes technisches Feedback gegeben, ist mit den Reifen gut zurechtgekommen. Sehr gute Leistung", lobt er am RTL-Mikrofon.

Doch auch Marko, Motorsportberater Red Bulls, habe genau beobachtet, wie er sich geschlagen habe, so Yamamoto. "Aber ich weiß nicht, was er von mir hält", scherzt der Japaner. "Ich möchte mich auf jeden Fall sehr bei Herrn Marko bedanken - denn er gab mir diese Chance. Und diese Chance ist nicht nur meine Chane - denn es gibt gerade sehr viele schnelle junge Fahrer in Japan. Es war also auch ihre Gelegenheit. Da kommt die Zukunft!"