"Bullshit" und "dummer idiotischer Steward". Der Ärger war bei Haas-Pilot Kevin Magnussen und seinem Teamchef Günther Steiner nach dem Formel-1-Rennen in Russland vor zwei Wochen groß. Der Däne hatte durch eine Strafe Platz acht verloren. Nach einer Weile Bedenkzeit versteht Magnussen die Entscheidung der Stewards zwar immer noch nicht, hat dafür aber eine andere Erklärung gefunden.

"Ich habe nach vorne geschaut. Es ist nicht so, dass mein Leben jetzt ruiniert ist", sagt Magnussen mit einem Schmunzeln. Er hakt die Strafe schlichtweg als Fehlentscheidung ab: "Aber hey, sie sind auch Menschen, die manchmal Fehler machen. Und ich denke, das war einer. Ich finde, dass es falsch war und ich glaube, dass sie wissen, dass es falsch war."

Magnussen hatte nach einem Verbremster in Kurve eins nicht den vorgeschriebenen Weg zurück auf die Rennstrecke genommen. Ein Umstand, der seiner Ansicht nach der Situation geschuldet war. "Ich habe mich verbremst und bin mitten in der Kurve über den Kerb raus. Ich hatte viel Speed drauf und einen Winkel, in dem ich nicht beide Elemente umfahren konnte. Also habe ich nur eins genommen", erklärt er.

"Ich weiß nicht, was ich sonst hätte machen sollen. Für das, was ich gemacht habe, war keine Strafe vorgesehen. Sie hatten nur gesagt, dass man beide Elemente umfahren muss, wenn man links von ihnen die Kurve verpasst. Was man sonst machen soll, stand nirgends geschrieben. Ich habe mein Bestes versucht. Vielleicht hätte ich einfach Vollgas geben sollen, dann hätte ich keine Zeit verloren."

Magnussen sieht Haas nach Krise auf dem richtigen Weg

Durch die 5-Sekunden-Strafe rutschte er im Ergebnis eine Position ab, holte für Haas aber trotzdem die ersten Punkte seit vier Rennen. Zusammen mit dem bereits in Singapur gezeigten Aufschwung und Romain Grosjeans Q3-Einzug in Sotschi zeichnet sich bei Haas damit ein deutlicher Aufwärtstrend ab.

"Wir haben hart daran gearbeitet, die Aerodynamik zu stabilisieren", so Magnussen. Während Top-10-Ergebnisse im Qualifying mit dem VF-19 seit Saisonbeginn immer wieder möglich waren, fehlte dem Boliden im Rennen schlichtweg die Pace, um die Performance zu bestätigen. Das Reifenmanagement erwies sich für das Team als schier unlösbare Aufgabe.

"Die Reifen sind halt so. Du brauchst nicht einmal ein großes Problem [am Auto], um dann mit den Reifen ein großes Problem zu bekommen", sagt der 27-Jährige. "Das Auto ist ziemlich empfindlich und die Updates haben es noch empfindlicher gemacht. Es ging immer vor und zurück."

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Japan GP (10:00 Min.)

Haas schöpft Hoffnung: Auto nach 16 Rennen endlich verstanden

Nach 16 Rennen scheint Haas nun endlich einen Weg gefunden zu haben, die Reifen nicht nur zufällig ins Arbeitsfenster zu bekommen. "Wir beginnen das Paket jetzt etwas besser zu verstehen, damit es konstanter ist." Vor der Sommerpause experimentierte Grosjean mehrfach mit der Spezifikation vom Saisonauftakt in Australien.

Inwiefern nun beide Autos auf demselben Stand sind, vermag Magnussen nach dem ganzen Durcheinander nicht zu beurteilen: "Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Aber wir haben bei der Peformance einen Schritt nach vorne gemacht. Das ist das Wichtigste, und das Auto ist jetzt besser als beim ersten Rennen."

2018 überraschte Grosjean in Suzuka mit Platz fünf im Qualifying. Auch dieses Jahr hofft man im Lager der US-Amerikaner darauf, dass die Achterbahn dem Boliden mit ihren flüssigen Passagen entgegenkommt. "Theoretisch würde ich sagen, dass es für uns eine gute Rennstrecke sein könnte", so Magnussen.

"Aber wir können nicht sagen, dass wir bei Highspeed immer gut sind. In Russland waren zum Beispiel die schnellen Kurven sieben und acht unsere schwächsten. Es hängt davon ab, wie man das Auto abstimmt. Vielleicht holen wir mehr Performance raus, wenn wir es auf Highspeed abstimmen. Aber das ist immer schwer vorherzusagen."