Charles Leclerc treibt seine Rivalen in der Formel 1 seit einigen Wochen zur Verzweiflung. Der Grund: Ferraris Shooting Star ist im Qualifying seit vier Rennen ungeschlagen. Schon beim Hattrick in Singapur fiel Lewis Hamilton fast vom Glauben ab. Leclerc macht dem Rekordhalter mit 87 Pole Positions seine Domäne am Samstag streitig.

"Ich habe ein paar Dinge geändert. Seit ungefähr acht Rennen fühle ich mich im Auto wohl", sagt der 21-Jährige, der 2019 seine zweite Saison in der Königsklasse bestreitet. Die erste Pole gelang ihm schon am zweiten Rennwochenende in Bahrain, doch danach tat er sich gegen Sebastian Vettel schwer.

Ab Bahrain zog Leclerc gegen seinen routinierten Teamkollegen fünfmal in Folge den Kürzeren. Die Pace war nicht da, beim Versuch die ultimative Runde zu erzwingen mehrten sich die Fehler. Etwas, wofür Leclerc mit seinem Crash in Baku einen hohen Preis zahlte. "Ich habe zu Beginn des Jahres versucht, mich an das Auto anzupassen. Nach ein paar Rennen verstand ich, dass das nicht der richtige Weg war, um vorwärts zu kommen", erklärt er.

Ob Alfa oder Ferrari: Leclerc nimmt Performance selbst in die Hand

Leclerc besinnte sich auf seine Rookie-Saison mit Alfa Romeo Sauber zurück. Bei den Testfahrten und an den ersten Rennwochenenden tat er sich 2018 gegen Marcus Ericsson zunächst schwer. "Die Fortschritte, die ich bei den ersten drei Rennen gemacht hatte, waren definitiv nicht genug", erinnert er sich.

Doch bevor ihn seine Ratlosigkeit in eine Sackgasse treiben konnte, führte er die Leistungsexplosion selbst herbei: "Ich musste mir etwas anderes einfallen lassen, um extra Performance zu finden. Und nachdem ich darum gebeten hatte, das Auto etwas mehr an meinen Fahrstil anzupassen, machte ich den Schritt, den ich haben wollte."

Ferrari: Eskaliert der Streit zwischen Vettel & Leclerc? (40:24 Min.)

Bei der Scuderia scheute er sich zunächst davor, nach Anpassungen an seinem SF90 zu fragen, bis er erneut an einen Punkt kam, an dem der Schritt zur Notwendigkeit wurde. "Ich bat sie darum das Auto vielleicht etwas anzupassen, und dann haben wir einen ziemlich großen Schritt nach vorne gemacht", so Leclerc.

Im weiteren Verlauf der Saison verfeinerte der Monegasse den eingeschlagenen Weg: "Vor ein paar Rennen habe ich meinen Ansatz noch einmal etwas geändert und versucht ein Setup zu haben, das für das Rennen besser ist. Ich hatte vorher ein Setup, das aggressiv und gut für das Qualifying war, aber nicht gut genug für das Rennen. Das wollte ich ändern und auch das scheint zu funktionieren."

Qualifying-Form durch neuen Mindset

Seine Qualifying-Stärke führt der zweimalige Grand-Prix-Sieger allerdings weniger auf die Veränderungen an seinem Auto zurück. "Ich denke nicht, dass ich zu Anfang das richtige Mindset für das Qualifying hatte", gesteht er. Sechs Poles hat er 2019 bereits erobert, zwei mehr als Hamilton und Bottas. Statt mit dem Fleischermesser geht er mittlerweile mit dem Skalpell zu Werke.

"Ich habe einen Weg gewählt, bei dem ich vom Q1 zum Q3 mehr Schritt für Schritt vorgehe, um im Q3 dann die beste Rundenzeit zu fahren. Das hat meiner Qualifying-Pace geholfen", sagt er. Seit Frankreich ist er teamintern ungeschlagen. Leclerc geht in allen Belangen bis ins kleinste Detail, um sich kontinuierlich zu verbessern.

Leclerc will weiter hart arbeiten

Sein nach dem Zweikampf mit Max Verstappen in Österreich adaptiertes Zweikampfverhalten ist dabei vielleicht nur der offensichtlichste Fortschritt, der ihm dieses Jahr gelungen ist. "Ich analysiere all diese Dinge nach den Rennen, um zu sehen was nicht lief und was verbessert werden kann", sagt er.

Spätestens mit dem ersten Sieg beim Rennen in Spa-Francorchamps erhielt er die Bestätigung für seine Arbeitseinstellung, welche ihn auch in Zukunft zu neuen Höhen treiben soll: "Für den Moment ist alles gut. Ich versuche einfach nur auf meine Seite der Garage zu schauen und mich zu verbessern. Es scheint sich auszuzahlen und ich werde so weitermachen."