Red Bull war beim Formel-1-Rennen in Russland hinter Ferrari und Mercedes klar die dritte Kraft. So klar, dass Max Verstappen nicht einmal Jagd auf die schnellste Runde machte, wie es sonst für die Verfolger der Spitze gegen Rennende üblich ist. Der Niederländer war nach Platz vier von der fehlenden Pace frustriert. Für Teamkollege Alexander Albon hingegen bedeutete Position fünf ein Erfolg.

"Es war ziemlich langweilig und das Beste, was für uns drin war", so Verstappens nüchternes Fazit. Der Niederländer hatte sich auf Platz vier qualifiziert, war durch seine Motorenstrafe aber nur von der neunten Position ins Rennen gegangen. Der Kampf durchs Mittelfeld gestaltete sich schwieriger als zunächst erwartet. 17 Runden brauchte Verstappen, um sich bis auf Platz sechs vorzukämpfen.

Ferrari und Mercedes waren zu diesem Zeitpunkt längst über alle Berge. Am Freitag hatte es nach Verstappens Bestzeit im FP1 noch fast Anlass zur Reue über den Motorwechsel für das Rennen auf dem Sochi Autodrom gegeben. "Sie haben ihre Motoren mehr aufgedreht als wir. Und ich denke, sie waren mit ihrer Balance vielleicht nicht sofort so glücklich wie ich und haben einfach etwas länger gebraucht", so Verstappens Vermutung hinsichtlich des Kräfteverhältnisses in den Trainings.

Red Bull zu langsam für schnellste Runde

Die Safety-Car-Phase durch Sebastian Vettels Ausfall hätte für Red Bull ein Geschenk sein können. Doch während Mercedes für den zweiten Stint auf Soft umgesattelt hatte und auch Ferrari beim verbliebenen Auto von Charles Leclerc die Neutralisierung zum Wechsel auf den weichen Reifen nutzte, blieb Verstappen auf Medium.

In den knapp 20 Runden bis zur Zielflagge verlor Verstappen 15 Sekunden auf Sieger Lewis Hamilton. "Ich habe einfach Zeit verloren und war auch noch auf dem härteren Reifen. Was kann man da schon erwarten", so Verstappen, der in der Schlussphase allerdings genug Luft nach hinten gehabt hätte, um noch einmal auf Soft zu gehen und den Extrapunkt für die Fastest Lap einzufahren.

"Sie hatten selbst die Pace, um die schnellste Runde zu fahren. Es hätte keinen Sinn gemacht, das zu tun", erklärt der 22-Jährige, dass Red Bull dem Auto die Jagd auf den Bonuspukt nicht zutraute. "Die Rennstrecke ist einfach nichts für uns. Wir haben sicherlich das Maximum herausgeholt, aber natürlich will ich lieber Podeste und Siege einfahren."

Albon rettete Frust-Wochenende mit P5

Auf der anderen Seite der Red-Bull-Garage war man mit der Ausbeute deutlich zufriedener. Alexander Albon hatte vom ersten Training an mit dem Sochi Autodrom auf Kriegsfuß gestanden. Nach seinem Unfall im Q1 war er aus der Boxengasse ins Rennen gestartet. Position fünf war für ihn ein versöhnlicher Abschluss des Wochenendes.

"Nach so einem harten Samstag war es das Beste, was ich erreichen konnte", so der Thailänder. "Ich wollte nach dem Unfall am Vortag wirklich mit einem guten Resultat zurückschlagen und bin glücklich damit, wie das Rennen verlaufen ist. Ich war am Samstagabend etwas niedergeschlagen."

Wie Verstappen weiter vorne kämpfte auch er bei seiner Aufholjagd mit der Dirty Air. "Der Verlust von Anpressdruck ist enorm wenn du vielen Autos folgst. Ich denke, das liegt daran, dass der Kurs wie ein Stadtkurs designt ist", so Albon. Erst fünf Runden vor dem Ziel ging er am Sechstplatzierten Carlos Sainz vorbei.

"Es hat auch Spaß gemacht sich durchs Feld zu kämpfen, aber ich will das nicht in jedem Rennen haben", sagt der 23-Jährige mit einem Schmunzeln. Schon bei seinem ersten Auftritt für Red Bull in Spa-Francorchamps musste er durch eine Motorenstrafe von hinten starten. "Ich mag auch langweilige Rennen."

Trotz Honda-Updates: Verstappen erwartet in Suzuka keine Wunder

Nachdem es seit der Rückkehr aus der Sommerpause für Red Bull nicht nach Plan lief, steht in zwei Wochen das große Honda-Heimspiel in Japan an. Das Rennen in Suzuka war einer der Gründe, weshalb Honda für Russland abermals neue Motoren brachte. Doch Verstappen hält die Erwartungshaltung im Zaum: "Ich freue mich immer darauf, aber ich erwarte keine Wunder."