Wie geht es weiter mit Sebastian Vettel, Charles Leclerc und vor allem der Beziehung zwischen den beiden Ferrari-Piloten? Der Russland GP der Formel 1 in Sotschi lieferte jedenfalls gleich das nächste Drama bei Ferrari. Wieder gab es Debatten um Teamorder, Absprachen und Teamstrategie. Als wären Monza und Singapur nicht heiß genug gewesen.

Russland jedoch stellt einen neuen Höhepunkt dar. So offensichtlich wie jetzt Sebastian Vettel durch eindeutige Funksprüche hatte sich bislang noch keiner der beiden einer Absprache widersetzt. Das war nochmal eine Stufe mehr als Leclerc im Qualifying in Monza. Ist das Tischtuch zwischen den beiden Alphatieren im roten Rennstall nun zerschnitten? Oder droht es zumindest zu reißen?

Charles Leclerc: Vettel und ich müssen einander vertrauen

Charles Leclerc jedenfalls versichert das Gegenteil. "Ich denke nicht, dass sich das Vertrauen verändert. Und wir müssen einander vertrauen, Seb und ich. Denn ich denke, dass für gewöhnlich wichtig für das Wohl des Teams ist, dass du in gewissen Situationen weißt, dass du auf das andere Auto zählen kannst und andersherum - also in beide Richtungen. Also ja. Ich denke, dass es sehr wichtig ist. Aber ja, das Vertrauen ist noch immer da", so der Monegasse in der Pressekonferenz nach dem Rennen.

Doch entspricht das wirklich den Tatsachen? Nicht wenige spüren sehr viel mehr Zunder bei Ferrari. Ein vielleicht interessanter Punkt: Ausdrücklich Vettel sprach Leclerc in besagter PK das Vertrauen erst auf eine dritte explizite Nachfrage zu diesem Thema aus. In den Antworten auf die vorherigen beiden fiel der Name seines Teamkollegen nicht, es ging nur um das Team.

Leclerc: Erst sprach er nur von Vertrauen in Ferrari

"Ich werde dem Team immer Vertrauen", sagte Leclerc da auf die erste Frage zur generellen Lange in Sachen Vertrauen nach dem Russland GP. "Ich hatte 100 Prozent in das Team", lautete die Antwort auf die zweite Frage, diesmal zu konkreten Rennsituation, in der Vettel nach einer Absprache vor dem Rennen am Start nach vorne durfte, später Leclerc wieder vorbei lassen sollte. Hintergrund war die Idee, am Start beide Ferrari vor die Mercedes zu bringen.

Nicht erst in der Pressekonferenz, schon am Boxenfunk hatte sich der Monegasse zuvor sehr überlegt geäußert. Leclerc betonte zwar klar, er habe sich an alle Absprachen gehalten. Genauso machte er jedoch deutlich, dass er für alles - Ferrari tauschte im ersten Stint nicht zurück, argumentierte mit einer Gefahr durch Hamilton - Verständnis zeige.

Leclerc beherrscht das politische Spiel der Formel 1

"Wir sprechen später", sagte Leclerc dort auch. Damit setzte er bereits um, was er zuletzt in Singapur bereits gelobt hatte: weniger öffentliches Hinterfragen der Teamstrategie via Boxenfunk, keine Zweifel. Vertrauen ins Team eben. Die politische Karte scheint der Youngster also auch schon perfekt zu spielen. Ob sich Vettel hier in Russland einen Gefallen getan hat?