Für Williams hat sich die Reise zum Russland GP der Formel 1 noch weniger gelohnt als bei den meisten F1-Rennen der Saison 2019. Bereits nach 28 Runden war der Grand Prix von Sotschi für George Russell und Robert Kubica gelaufen. Und das in beiden Fällen ungewöhnlich.

Aber der Reihe nach. Gut begonnen hatte das Rennen zunächst noch für Williams. Auf Medium gestartet nutzte das Team das frühe Safety Car zu Rennbeginn, um Kubica gleich zweimal an die Box zu holen. Erst bekam er Hard, eine Runde später ging es wieder zurück auf Medium. Ein cleverer taktischer Schachzug der Williams-Strategen.

Williams mit Rosberg-Strategie für Kubica

"Wir haben die Gelegenheit hinter dem frühen Safety Car genutzt, um Robert zweimal zu stoppen, sodass er das Rennen nur mit Option fahren konnte", erklärt der leitenden Renningenieur des Teams, Dave Robson. Durch den extrem geringen Reifenverschleiß und -abbau auf dem Sochi Autodrom sollte der Pole also von Runde zwei bis 53 auf Medium durchhalten. Weil er eine Runde Hard gefahren hatte, wäre das legal gewesen. Eine Strategie wie sie einst schon Mercedes mit Nico Rosberg erfolgreich umgesetzt hatte.

Doch sollte Kubica das Rennen nicht beenden. Kurios: Einen drängenden Grund dafür gab es nicht. Weder crashte der Pole, noch erlitt er einen Defekt. "Nach Georges Ausfall hat das Team entschieden, mein Auto aus dem Rennen zu nehmen, um auf die Teile am Auto zu achten. Wir stecken in keiner einfachen Situation und Japan steht schon vor der Tür", berichtet Kubica. "Dieses Wochenende war sehr enttäuschend. Du musst immer das Beste aus dem machen, was du hast. Und das habe ich versucht."

Russell-Unfall kein Fahrerfehler, sondern Defekt

Vorfall bei George Russell. Unmittelbar nach dem durch Sebastian Vettels Ausfall hervorgerufenen VSC musste nämlich plötzlich gar das echte Safety Car auf die Strecke. Weil Russell zwischen den Kurven neun und zehn in die Barriere gekracht war.

War er das endlich, der erste echte Fahrerfehler des Saubermann-Rookies? Im 16. Rennen? Offenbar nicht. Zumindest ließ Russell das durchblicken. Williams bestätigt das. Ein Defekt ging dem Abflug voraus. "Leider hat ein Problem kurz nach dem folgenden Restart dafür gesorgt, dass bei George ein Rad stehen geblieben ist, was das Auto weiter beschädigt hat", schildert Robson.

Williams schon wieder im Ersatzteil-Engpass?

Auch deshalb wohl der Rückzug Kubicas nur eine Runde später. Robson: "Wir haben daraufhin entschieden, Robert kurz danach aus dem Rennen zu nehmen, um vor den intensiven Überseerennen Teile zu sparen." Steckt Williams wie schon zu Jahresbeginn erneut in einem Engpass mit Ersatzteilen? Offenbar.

Umso bitterer war der Ausfall in Russland gleich für beide Fahrer, weil auch Russell strategisch gut aufgestellt war. Er hatte das Vettel-VSC für seinen Service nutzen, so Zeit sparen können. "George konnten wir lange draußen lassen - bis ein virtuelles Safety Car die Gelegenheit eines billigen Boxenstopps lieferte", freut sich Robson über zumindest einen kleinen, aber am Ende belanglos gewordenen, Strahlmoment.

Auch bei Russell überwiegt der Ärger. "Das Auto fühlte sich gut an, aber dann hatte ich nach dem Boxenstopp urplötzlich ein Problem und das nächste, das ich weiß, ist, dass ich in der Streckenbegrenzung war. Es war echt schade, das Rennen so zu beenden. Wir haben eine starke Pace gezeigt", so der Mercedes-Junior.