Am Samstagmorgen platzte die Bombe im Fahrerlager in Sotschi: McLaren fährt ab der Formel-1-Saison 2021 wieder mit Mercedes-Motoren. Die beiden Parteien hatten sich zum Ende der Saison 2014 nicht unbedingt im Guten getrennt. Ron Dennis warf seinerzeit Mercedes vor, das Werksteam mit besseren Aggregaten zu versorgen als den Edelkunden McLaren.

Nach sechs Jahren Honda- und Renault-Intermezzo kehrt McLaren 2021 nun wieder zu Mercedes zurück. Unmittelbar nach der Bekanntgabe nahmen sich Mercedes Motorsportchef Toto Wolff und McLaren Geschäftsführer Zak Brown Zeit und beantworteten die heißesten Fragen zum neuen Deal.

Welche Laufzeit hat der Vertrag?

Bis mindestens 2024, heißt es in der Presseaussendung. Damit umspannt der Vertrag mindestens die nächste Regelperiode. Ab 2021 gilt ein neues Reglement, auch beim Motor. Die Korrekturen an der Power Unit sind aber eher gering. Das Grundprinzip bleibt gleich, Benzinfluss und E-Anteil werden aber angehoben.

Bekommt McLaren Werksmaterial?

Dem einstigen Kritikpunkt von Ron Dennis nahmen Brown und Wolff sofort den Wind aus den Segeln. "All unsere Kunden bekommen genau das gleiche Material und alle Ausbaustufen wie das Werksteam", verspricht Wolff. Das verlangen auch die Regeln, die nach der ursprünglichen Kritik zu Beginn der Hybridära angepasst wurden und verschiedene Kontrollmechanismen dafür beherbergen. "Wir sehen auch auf den GPS-Daten, dass alle Mercedes-Teams genau den gleichen Motor haben wie das Werksteam", lobt Brown.

Was hat McLaren vom Deal?

"Mercedes ist seit Beginn des Hybrid-Zeitalters die Messlatte", lobt Brown. Seit der Einführung der Power Units zur Saison 2014 hat Mercedes alle WM-Titel abgeräumt. Zu Beginn der Ära war der Vorsprung vor allem auf Motorenseite riesig. Im Vergleich zu Renault ist Mercedes die sichere Bank. Die Franzosen haben zwar 2019 bei der Leistung einigermaßen aufgeschlossen, bei der Zuverlässigkeit sieht es aber nach wie vor nicht rosig aus. Die Ressourcen sprechen auch eher für Brixworth als für Viry. Eine Rückkehr zu Honda wäre nach der harten Trennung absurd.

War Ferrari eine Option für McLaren?

Ferrari scheint in der Formel-1-Saison 2019 den stärksten Motor zu haben. Warum wechselt McLaren dann nicht zu Ferrari? "Wir schauen nicht auf ein paar Rennen", stellt Brown klar. Mercedes hat im Hybrid-Zeitalter einen bleibenderen Eindruck hinterlassen. Dazu kommt, dass Ferrari und McLaren auch bei den Straßenfahrzeuge große Konkurrenten sind. "Deshalb kam das für uns nie in Frage", so Brown.

Warum kein eigener McLaren-Motor?

Zeitweise kokettierte McLaren damit, einen eigenen Motor bauen zu wollen. "Aber dafür ist McLaren zu klein. Das macht nur für große OEMs wie Mercedes, Honda, Renault und Ferrari Sinn", so Brown. Für unabhängige Motorenschmieden ist der Antrieb viel zu komplex und damit zu teuer.

Was hat Mercedes vom Deal?

Holt sich Mercedes mit McLaren nicht die Konkurrenz ins eigene Haus? "Die Gefahr besteht", gibt Toto Wolff zu. Wenn die Budgetobergrenze 2021 kommt, könnte McLaren wieder ein ernsthafter Gegner für Mercedes sein. "McLaren darf man nie abschreiben", mahnt Wolff. Warum also macht der Deal für Mercedes Sinn? Auf der einen Seite ist ein zusätzlicher Kunde eine weitere Einnahmequelle. Außerdem können die Ingenieure mit mehreren Kunden mehr Daten sammeln. Bei neuen Regeln ein entscheidender Vorteil.

Welches Getriebe verwendet McLaren?

Oftmals kaufen Kunden Power Unit und Getriebe im Paket. Racing Point fährt mit Mercedes-Getriebe, Alfa und Haas mit dem Antriebsstrang von Ferrari. Toro Rosso vertraut auf die Red-Bull-Lösung. McLaren geht den Schritt nicht. "Wir bauen weiterhin unser eigenes Getriebe", stellt Brown klar und fügt an: "Für uns war das keine Option." Auch Williams baut noch ein eigenes Getriebe.

Wird Mercedes' politischer Einfluss zu groß?

Mit Racing Point, Williams und McLaren hat Mercedes gleich drei Kundenteams. Zusammen mit dem Werksteam macht das 40 Prozent der Startaufstellung aus. Wird damit der politische Einfluss zu groß? Nein, sagt Toto Wolff. Der Mercedes-Motorsportchef verneint vehement, dass sich Kunden nach den politischen Interessen des Motorlieferanten richten.

Was bedeutet das für die Mercedes-Zukunft in der Formel 1?

Erst einmal nur, dass die Motorenfabrik in Brixworth auch weiterhin Bestand haben wird - was schon nach der Bekanntgabe bei Williams feststand. Auf die Zukunft des Werksteam sollen keine Schlüsse aus dem Deal gezogen werden, so Wolff. Verträge für die Zeit nach 2020 sind noch nicht unterschrieben, Mercedes könnte die Formel 1 theoretisch verlassen.

Was passiert mit Renault?

Die Franzosen haben damit zunächst einmal keinen Kunden mehr. Cyril Abiteboul spielte die Trennung herunter, sprach von einem logischen Schritt und stellte einen unverständlichen Bezug zum Werksteamstatus her. Tatsächlich dürfte der Abgang aber schmerzen. Finanziell als auch technisch, weil Daten fehlen. Allerdings könnte 2021 ein neuer Kunde dazukommen. Mit Panthera will 2021 offenbar ein neues Team in die Formel 1. Renault soll interessiert daran sein, mit dem Neueinsteiger ein Satellitenteam aufzubauen.