Valtteri Bottas musste sich beim Formel-1-Rennen in Singapur der Mercedes-Strategie beugen. Nach dem verkorksten Overcut von Lewis Hamilton musste der Finne seinen Angriff auf Max Verstappen und das Ferrari-Duo abbrechen, um für Schadensbegrenzung beim Teamkollegen zu sorgen. Bottas nimmt die Teamorder nicht persönlich. Mercedes steht zur unbeliebten Entscheidung.

"Nein, das war kein toller Call, den wir da gemacht haben", räumt Teamchef Toto Wolff ohne Umschweife ein, dass man im Lager der Weltmeister keineswegs stolz auf das Einbremsen von Bottas ist. Hamiltons Reifen waren beim Overcut-Versuch gegen Charles Leclerc derart stark eingebrochen, dass er nach seinem Boxenstopp als Sechster hinter Alexander Albon zurück auf die Strecke gekommen wäre.

Bottas wäre durch seinen früheren Boxenstopp mit einem versehentlichen Undercut ebenfalls vor Hamilton gelandet. Das Team pfiff ihn zurück, damit der Teamkollege nicht hinter den Red Bull zurückfällt. "Der Undercut war deutlich stärker, als wir alle erwartet hatten", gesteht Wolff. Etwas, das nicht nur sein Team auf dem falschen Fuß erwischte.

Mercedes bleibt fair: Bottas hatte kein Recht zu profitieren

Bei Ferrari schenkte dieses Versehen Sebastian Vettel den Sieg, was Charles Leclerc überhaupt nicht schmeckte. "Es war ein Poker und man konnte sehen, dass Ferrari da offenbar auch einen anderen Ausgang im Kopf hatte", so Wolff. "Ich denke nicht, dass sie die Positionen tauschen wollten, in dem sie Sebastian zuerst reinholen."

Anders als die Scuderia wollte Mercedes das so aber nicht stehen lassen. "Wir haben mit Lewis nach dem Sieg gegriffen, was seinem Rennen geschadet hat. Du gehst also ein großes Risiko mit einem deiner Fahrer ein, der in diesem Fall Lewis war, und deshalb ist es nicht okay, den anderen Fahrer von dieser Entscheidung profitieren zu lassen, die an der Boxenmauer aus rein strategischen Gründen gefällt wurde", erklärt Wolff.

Bottas versteht Teamorder: Haben Regeln

"Das Auto vorne bekommt immer die Priorität bei der Strategie. Und wenn du versuchst sie zu verschieben, und das Auto hinten profitiert, so wie ich, wäre es einfach für mich gewesen, vor ihn zu kommen", sagt Bottas, dem die Regeln innerhalb des Teams in solch einer Situation aber von vornherein klar waren.

"Wir haben bestimmte Regeln und die funktionieren in beide Richtungen. Das nächste Mal, wenn ich in dieser Situation sein sollte, gilt dasselbe für mich. Das ist in Ordnung", so der 30-Jährige. "Natürlich hatte ich heute das Potential für mehr, aber so sind die Regeln."

Doch Mercedes sprach die Stallregie nicht nur aus Gründen der Fairness, sondern auch im Sinne des Teams. "Mit den Erwartungen die wir uns gemacht hatten, waren die Positionen vier und fünf natürlich enttäuschend. Aber das Team-Resultat wäre sonst schlechter gewesen", so Wolff.