392 Tage musste Sebastian Vettel auf diesen Tag warten. Mehr als ein Jahr lag zwischen dem letzten Sieg des viermaligen Formel-1-Weltmeisters beim Belgien GP 2018 und seinem Erfolg beim Singapur GP 2019.

Vor allem die letzten beiden Rennen waren schwierig für Vettel. Während Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc in Spa und Monza gewinnen konnte, stand er nicht einmal auf dem Podium. Speziell nach Monza war die Kritik an Vettel groß, viele Experten sahen schon das Ende seiner Karriere.

"Danke an die Fans, die letzten paar Wochen für mich waren nicht die besten", gestand Vettel nach seinem 53. Sieg in der Formel 1 und fügte sichtlich erleichtert an: "Es ist toll, so viel Unterstützung zu bekommen, so viele Briefe und nette Botschaften. Den starken Glauben an mich habe ich versucht, auf der Strecke umzusetzen. Es ist schön, wenn sich das auszahlt."

Doch seinen ersten Sieg in der Formel-1-Saison 2019 musste sich der Heppenheimer hart erkämpfen. Bis zu seinem Boxenstopp in Runde 19 lag er auf Rang drei hinter Leclerc und Lewis Hamilton. Vettel kam als erster Top-Pilot und gewann dadurch zwei Positionen, weil er die Pace der frischen Reifen sofort umsetzen konnte.

Eine Strategie, die für viel Diskussionsstoff sorgt, denn Leclerc kontrollierte das Rennen bis dahin eigentlich an der Spitze. Dabei zweifelte Vettel zunächst am frühen Stopp: "Ich fand es ein bisschen zu früh, denn mir war nicht klar, ob die Reifen im zweiten Stint so lange halten."

Vettel: Plötzlich war ich Erster

Vettel sorgte sich aber nicht nur um den zweiten Stint, sondern rechnete auch nicht damit, zunächst zwei Positionen zu gewinnen. "Es war eine späte Entscheidung, der Call kam in Kurve 21 direkt vor dem Boxeneingang. Dann habe ich gesehen, dass die beiden Autos vor mir nicht zum Stopp kommen. Ich habe auf der Outlap alles gegeben und war dann eine Runde später überrascht, dass ich als Erster rauskam", schildert der 32-Jährige.

Teaminterne Diskussionen sind damit garantiert. Charles Leclerc beschwerte sich schon am Funk über die Strategie, die ihm ganz offensichtlich den Sieg kostete. Vettel interessiert das recht wenig: "Ich weiß nicht, was der Hintergrund war. Ich wurde sehr spät hereingerufen, vielleicht war es eher spontan."

Ferraris Chefstratege Inaki Rueda feierte mit Vettel und Leclerc auf dem Singapur-Podium, Foto: LAT Images
Ferraris Chefstratege Inaki Rueda feierte mit Vettel und Leclerc auf dem Singapur-Podium, Foto: LAT Images

Aber hätte Ferrari nicht anschließend die Positionen wieder tauschen können? "Ich glaube, danach wäre es riskant gewesen, daran noch etwas zu ändern. Wir mussten die Runden richtig Gas gegeben, weil wir gegen Lewis gefahren sind", erklärt Vettel.

Doch das Hamilton-Problem löste sich schnell in Luft auf. Mercedes ließ den Briten noch weitere Runden draußen, in denen der amtierende Weltmeister viel Zeit verlor, weil seine Reifen einbrachen. "Sie dachten wohl, dass wir im Verkehr hängenbleiben", mutmaßt Vettel.

Vettel trotzt dem Verkehr: Fast wäre es schief gegangen

Denn Vettel hatte nach seinem Stopp nur die ersten Runden freie Fahrt. Dann schloss er auf Lance Stroll auf. "Es war schwierig, die Reifen am Leben zu halten. Ich musste möglichst schnell durch den Verkehr. Ich wollte auch ein Zeichen setzen, dass wir schnell durch den Verkehr kommen", so Vettel.

Tatsächlich attackierte Vettel zunächst Lance Stroll, dann Daniel Ricciardo und anschließend auch noch Pierre Gasly und Antonio Giovinazzi mit dem Messer zwischen den Zähnen. Beim Zweikampf mit Gasly übertrieb er es ein wenig, eine Kollision wurde nur durch freundliche Mithilfe des Franzosen verhindert.

"Ich bin gut durch den Verkehr gekommen, das hat gut geklappt", freut sich Vettel. Doch ein Safety-Car machte seinen Vorsprung von rund fünf Sekunden wieder zunichte. Im letzten Renndrittel musste sich der Deutsche gleich bei drei Restarts verteidigen, ehe er den Befreiungsschlag feiern durfte.