Lewis Hamilton sah sich beim Qualifying der Formel 1 in Singapur plötzlich mit einem Gegner konfrontiert, den er am Freitag noch so gar nicht auf der Rechnung hatte. Nachdem er seinen Mercedes nach den Trainings noch mit Lob überschüttete und als Favorit in den Samstag ging, kam ihm im Kampf um die Pole Position abermals Ferrari-Pilot Charles Leclerc zuvor. Der Weltmeister kann es kaum glauben.

"Shit!", macht ihn der Pole-Hattrick von Leclerc in der Pressekonferenz nach dem Showdown für einen Moment sprachlos. Knappe zwei Zehntel waren es schlussendlich, die ihm der junge Monegasse bei seiner dritten Pole Position in Serie abnahm. Nach einem schwachen Freitag drehte Ferrari im FP3 richtig auf und lies Top-Favorit Mercedes auch im Qualifying keine Chance.

"Ich weiß nicht, wo die heute ihre Pace hergeholt haben. Das ist eigentlich keine ihrer Strecken", ist Hamilton von der plötzlichen Ferrari-Stärke völlig überrascht. "Wir wussten vor dem Wochenende, dass wir gegen Red Bull kämpfen würden. Aber wir wussten auch, dass Ferrari auf anderen High-Downforce-Strecken wie Budapest nicht so gut war."

Die Updates, die Ferrari nach den ersten beiden Saisonsiegen in Spa und Monza an den Marina Bay Circuit brachte, hatte Mercedes nicht auf der Rechnung. "Sie bringen hier plötzlich dieses Update und wir hatten nie damit gerechnet, dass sie so eine starke Performance haben und wir so ein großes Defizit haben würden", so Hamilton.

Hamilton rettet erste Startreihe mit letztem Run

Mit Startplatz zwei betrieb er letztendlich Schadensbegrenzung, denn um ein Haar wäre er auch hinter Sebastian Vettel im zweiten Ferrari gelandet. "Mein erster Run im Q3 war nicht so gut. Mir hat eine ganz Sekunde gefehlt und es brauchte einen großen Sprung, um sie zu erwischen", sagt er.

Erst in seinem letzten Versuch gelang es ihm, Vettel um vier Hundertstel auf den dritten Platz zu verweisen. "Ich habe es auf meinem letzten, sauberen Run geschafft, eine halbe Sekunde herauszuholen. Aber im ersten Sektor fehlten mir immer noch die zwei Zehntel, um die ich sie [die Pole] verloren habe."

Mit zwei Zehnteln war Hamilton im ersten Streckenabschnitt tatsächlich noch ziemlich nah dran, fehlte vorher teilweise eine halbe Sekunde und mehr. Ferrari spielte die Stärken des SF90 im ersten Sektor perfekt aus und rettete den Zeitvorsprung erfolgreich durch die Streckenabschnitte zwei und drei. Etwas, das für Hamilton nur an den Upgrades liegen kann.

Kampfansage von Hamilton: Im Rennen aggressiv rangehen

"Sie haben einen großartigen Job gemacht. Ich bin dankbar, dass ich es geschafft habe sie zu splitten. Uns hat definitiv die Pace gefehlt und es war ein Kampf, vorne dranzubleiben. Das war ein großer Schritt für sie. Wir hatten schon eine Weile kein Upgrade mehr. Vielleicht hilft es uns, wenn das kommt", sagt Hamilton.

Am Sonntag wird sich Hamilton auf die üblichen Stärken seines Silberpfeils verlassen müssen: die Rennpace. Bei den Longruns am Freitag fuhr der Weltmeister klar die schnellsten Zeiten, und auch bei den Rennen in Spa und Monza war er Leclerc im Rennen auf den Fersen.

"Ihr Auto ist schnell, aber wir müssen es morgen nur auf die Reihe kriegen", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff gegenüber Sky UK. "Mir gefällt es, wie eng es zwischen uns zugeht. Hoffentlich gibt es morgen gute Kämpfe. Ich denke, wir können aggressiv rangehen", kündigt Hamilton an.