Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Singapur GP: (10:34 Min.)

Die Formel-1-Saison 2019 neigt sich langsam, aber sicher ihrem Ende entgegen. Das letzte Saisondrittel eröffnet die F1 am kommenden Wochenende jedoch sofort mit einem echten Knaller - dem Nachtrennen auf den Straßen von Singapur. Nach zwei Ferrari-Siegen in Folge stehen die Vorzeichen nun jedoch gänzlich anders. Die Brennpunkte zum Singapur GP.

#1 Schlägt die Stunde von Red Bull?

Stadtkurse. Kaum Geraden, viel Kurven, Red-Bull-Land. Zumindest zu Beginn der Hybrid-Ära - da ruhten die großen, die fast einzigen Hoffnungen der Bullen auf Strecken wie Monaco und eben Singapur. 2019 ist der Power-Nachteil jedoch längst nicht mehr so eklatant, dennoch bleibt der Marina Bay Street Circuit weiter eine der größten Hoffnungen der britisch-österreichischen Truppe aus Milton Keynes.

Umso mehr, weil das Niveau bei Red Bull 2019 inzwischen generell sehr viel höher ist. Bereits zwei Siege erzielte Max Verstappen diese Saison. Nach Singapur reist Red Bull deshalb mindestens als Mitfavorit auf den Sieg. Genau der blieb dem Team in den vergangenen Jahren jedoch immer knapp verwehrt. Gleich fünfmal in Folge reichte es 'nur' zu Platz zwei. Schlägt 2019 endlich die große Stunde?

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#2 Wie geht es mit Ferrari weiter?

Anders als Red Bull war Ferrari in der Hybrid-Ära bereits ein Sieg in Singapur vergönnt. 2015 triumphierte Sebastian Vettel beim Nachtrennen. Für den Deutschen war es der bereits vierte in Marina Bay nach drei in Folge zu Red-Bull-Zeiten. Singapur liegt Vettel also. Doch dass 2019 sein fünfter Streich folgen wird, ist stark zu bezweifeln.

Zwar siegte Charles Leclerc zuletzt zweimal in Folge. Die beiden ersten Ferrari-Siege des Jahres. Doch geschah das in Spa und Monza. Dort zählen Power und ein aerodynamisch effizientes Auto. Genau das hat bzw. ist der Ferrari. In Singapur jedoch zählt maximaler Abtrieb. Genau den hat der Ferrari verglichen mit Mercedes und Red Bull nicht. Das hat Ungarn deutlich bewiesen. Dort fuhren Vettel und Leclerc eine Minute nach Hamilton über die Ziellinie.

Dank Updates soll das in Singapur zwar besser werden, an ein Schließen der gesamten Lücke, geschweige ein Vorbeiziehen, glaubt jedoch nicht einmal bei der Scuderia selbst jemand. Vettel hofft sogar mehr auf den bei Stadtrennen nie zu verachtenden Chaos-Faktor.

#3 Mercedes: Angststrecke oder zurück zur Dominanz?

So groß die Red-Bull-Hoffnungen in Singapur, so groß auch die gefühlte Angst bei Mercedes. "Singapur war lange Zeit eine unserer schwächsten Strecken", erinnert Toto Wolff. In den ersten Hybridjahren galt der Kurs daher als regelrechte Mercedes-Angststrecke. Das ist vor allem auf 2015 zurückzuführen, als tatsächlich mal kein Mercedes-Fahrer das Podium erklomm.

Doch inzwischen haben die Silberpfeile sich ihrer Schwäche entledigt. Einen Doppelsieg schaffte Mercedes in Singapur zwar noch nicht - was übrigens noch nie einem Team gelang -, doch drei Siege in Folge sollten es dennoch werden. "Wir haben uns gesteigert und uns dort im Vorjahr gut geschlagen", sagt Wolff.

Wiederholung nicht ausgeschlossen. Aber auch nicht garantiert. Wolff: "Auf einer Strecke wie Singapur gibt es keine Selbstläufer: wir müssen dieses Auto und die diesjährigen Reifen auf einem sehr speziellen Streckenverlauf verstehen und dürfen bei unserer Herangehensweise an das Wochenende absolut nichts als selbstverständlich ansehen."

#4 Setzt Renault den Aufwärtstrend fort?

Mit 43 Punkten Rückstand auf McLaren verabschiedete sich Renault 2019 in die Sommerpause. Woking schien bereits wie der sichere Sieger im Mittelfeld der Formel 1. Einen Shutdown und zwei Rennen später sieht alles anders aus. 25 Zähler machte Renault in Spa und Monza wett, mehr als die Hälfte also. Vor allem dank des besten Resultats (P4 & P5 in Italien) seit dem Comeback als Werksteam zur Saison 2016.

Ist das die Trendwende? Ist Renault jetzt endlich dort angekommen, wo man schon zu Jahresbeginn sein wollte? Hinter den drei Top-Teams, aber klar vor dem Mittelfeld. Daran zweifelt nicht nur McLaren, sondern auch Renault selbst. Hintergrund: Der R.S.19 funktioniert in Low-Downforce-Spec offenbar generell extrem gut. Das hatte zuvor schon Kanada gezeigt. Monza kam Renault also nur entgegen. Schon in Singapur könnte das Pendel also wieder von Gelb in Richtung Orange ausschlagen.

#5 Wieder Ärger um die schwarz-weiße Flagge?

Erst erwischte es Pierre Gasly (Spa), dann in Monza Charles Leclerc. Gemeint ist die in der Formel 1 reaktivierte schwarz-weiße Flagge. Mit diesem Mittel kann der Rennleiter selbst - nicht die Stewards - eine Verwarnung in Form einer gelben Karte aussprechen. Folgt ein weiteres Vergehen, meldet er den Fahrer bei den Kommissaren.

Gedacht ist die zuvor neun Jahre nicht genutzte Vorwarnung vor allem, um härteres Racing etwas mehr zu tolerieren. Eine Konsequenz etwa aus der viel diskutierten - und kritisierten - Strafe gegen Vettel in Kanada. Die hatte die Formel 1 in kein gutes Licht gerückt. Mit einer Verwarnung schon dort hätte man das Problem umschifft.

Doch auch die schwarz-weiße Flagge gefällt nun nicht jedem, einig ist man sich in der Formel 1 eben nie. So warnte etwa Mercedes-Teamchef Toto Wolff nach der Leclerc-Aktion in Monza gegen Hamilton davor, dass zu hartes Fahren überhand nehmen könnte. Tatsächlich haben die Fahrer nun einen gewissen Joker. Aber: Übertreiben sollten sie es nicht. Die Stewards können auch selbst aktiv werden. Das schließt die Verwarnung nicht aus.