Vergangenes Jahr jagte Lewis Hamilton beim Formel-1-Rennen den Ferrari von Kimi Räikkönen den gesamten Grand Prix über und versaute den Tifosi am Ende die große Party. 2019 gelang dem Weltmeister das mit Platz drei nicht. Charles Leclerc hatte am Sonntag auf jede Attacke des Mercedes-Piloten die richtige, wenn auch in dessen Augen grenzwertige Antwort.

"Ich musste ein paar Mal eine Kollision mit ihm verhindern, aber ich schätze, so läuft das Racing heute", so Hamilton nach seinem dritten Platz beim Grand Prix von Italien. Der Brite hatte vom Start weg fast die komplette Renndistanz über massiv Druck auf Leclerc ausgeübt. Nachdem er sich bis zu den Boxenstopps zurückgehalten hatte und der Undercut gescheitert war, hatte Hamilton versucht, das Rennen auf der Strecke zu entscheiden.

Die Angriffe des fünfmaligen Weltmeisters wehrte Leclerc jedoch mit maximaler Konsequenz ab. In Runde 23 war Leclerc bei der Anfahrt auf die Variante della Roggia Kampflinie gefahren, woraufhin Hamilton außen die Straße ausging, er auf der Grasnarbe anbremsen und durch die Auslaufzone fahren musste.

Leclerc streitet Absicht ab: Habe genug Platz gelassen

"Ich wusste, dass er rechts neben mir ist", so Leclerc, der für die Szene von der Rennleitung eine Verwarnung erhielt. Ein vorsätzliches Abdrängen des Konkurrenten sei aber keinesfalls seine Absicht gewesen: "Er hat etwas früh gebremst, wahrscheinlich weil er es nicht außenherum probieren wollte. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich eine Wagenbreite Platz gelassen habe."

Dass Leclerc nur eine Verwarnung erhielt, konnte Hamilton nicht so recht nachvollziehen. Vor zwölf Monaten hatte Max Verstappen in Monza für eine ähnlich Aktion gegen Valtteri Bottas eine 5-Sekunden-Strafe kassiert. "Es wurde eine Regel festgelegt, und dann wurde sie heute nicht angewendet", so Hamilton verwundert.

Hamilton kritisiert Rennleitung: Keine Beständigkeit

Er wirft der Rennleitung abermals mangelnde Beständigkeit vor: "Verstappen hätte das [die Verwarnung] letztes Jahr bekommen sollen. Wir haben Konstanz gefordert. Also sollte eine Regel immer gleich angewendet werden. Sie haben heute völlig andere Konsequenzen aus dieser Regel gezogen. Ich weiß nicht, warum das der Fall war. Wahrscheinlich sind die Stewards heute mit dem falschen Fuß aufgestanden."

Doch was vor einem Jahr noch Gültigkeit hatte, ist für Leclerc seit dem Großen Preis von Österreich in diesem Jahr längst überholt. "Ich denke, seit Österreich ist klar, dass wir beim Verteidigen und Überholen etwas weiter gehen dürfen", so der Rennsieger. "Ich glaube, Österreich hat mir auch geholfen, meinen Ansatz zu ändern und deshalb habe ich heute auch gewonnen. Es war am Limit, aber ich fahre gerne so Rennen."

Hamilton kam auf den Geraden trotz DRS nicht an Leclerc vorbei, Foto: LAT Images
Hamilton kam auf den Geraden trotz DRS nicht an Leclerc vorbei, Foto: LAT Images

Hamilton versöhnlich: Leclerc hat Sieg verdient

Trotz der leichten Kritik an den Gepflogenheiten seines Rivalen gestand Hamilton diesem den Sieg ohne Umschweife zu. "Es macht nicht viel Spaß, Dritter zu werden. Aber es war immer noch ein tolles Rennen. Er hat einen tollen Job gemacht, es war sehr lange sehr eng und sie haben diesen Sieg verdient, weil sie es besser gemacht haben", so der 34-Jährige.

"Wir hatten zwar ein paar Momente, in denen es eng war, aber darüber können wir eher unter vier Augen sprechen. Es ist nichts Großes und wir werden weiter gegeneinander Rennen fahren. Ich freue mich darauf, noch viele Rennen mit ihm zu haben", so Hamilton.