Charles Leclerc ist ganz vorne angekommen. In Belgien feierte der Monegasse seinen ersten Sieg in der Formel 1. Endlich und überfällig, meinen nicht weniger im Fahrerlager der Königsklasse. Etwa Weltmeister Lewis Hamilton.

"Er hatte in einigen Rennen dieses Jahr richtig Pech, es hätte heute locker der dritte Sieg sein können", sagt der Mercedes-Pilot nach dem Rennen in Spa. Damit zielt Hamilton auf Bahrain und Österreich.

Charles Leclerc hätte zweites Ferrari-Rennen gewonnen

Im ersten Fall raubte ein Defekt an seinem Ferrari Leclerc einen so gut wie sicheren Sieg in seinem erst zweiten Rennen für Ferrari. Im zweiten Fall kassierte ihn Max Verstappen erst in der letzten Runde in einem ungleichen Duell in puncto Reifenverfassung.

Charles Leclerc spricht über seinen ersten Formel-1-Sieg (00:55 Min.)

Selbst ohne diese Siege kann sich Leclercs Debütsaison im Top-Team jedoch sehen lassen. Wie Vettel erzielte der 21-Jährige sechs Podien, holte bis dato nur zwölf WM-Punkte weniger als der arrivierte Deutsche.

Leclerc in erster Ferrari-Saison schon auf Augenhöhe mit Vettel

Nach Pole Positions (3:1) und im Qualifying-Duell (7:6) hat Leclerc Vettel gar schon übertroffen. Zuletzt schlug der Youngster den vierfachen Weltmeister sogar gleich sechsmal in Folge. Eine Starke Serie, auch wenn Hockenheim ein Freilos war.

Und nun eben auch noch das 1:0 nach Siegen. Damit hat Leclerc, nicht Vettel Ferraris ewig scheinende Durststrecke endlich beendet. Vettel selbst gewann sein bis heute letztes Rennen vor genau einem Jahr beim Belgien GP. Bis zur Erlösung durch Leclerc an Ort und Stelle ein Jahr später hatte zuvor nur noch Kimi Räikkönen in Austin 2019 für die Roten gesiegt.

Lewis Hamilton adelt Leclerc: Ergebnisse sprechen für sich

Angesichts dieser Zahlen und Entwicklung rief die italienische Presse Leclerc am Montag nach dem Belgien GP bereits zum klaren Mann der Zukunft aus. Vettel sei degradiert, müsse sich vor Leclerc verbeugen, so die eine neue Version der stets scharf geführten Feder der italienischen Blätter.

Schon in Spa widersprach Ferrari-Teamchef Mattia Binotto jedoch vehement, Ferrari habe die Rollen getauscht. "Nein, nein, nein", so Binotto eindeutig. Die Fahrer-Hierarchie bleibe wie gehabt. Tatsächlich hatte der Platztausch zwischen Vettel und Leclerc im Rennen rein taktische Gründe, um den Sieg abzusichern. Es handelte sich nicht um Teamorder, sondern Teamstrategie. "Da kam das Interesse des Teams in Spiel. Und das wird sich auch nicht ändern."

So hart für Vettel, so schmeichelnd für Leclerc - aber hochverdient für den Monegassen, meint Hamilton. "Seine Ergebnisse sprechen echt für sich selbst", sagt der WM-Leader. Hinzu komme, dass Leclerc diese Resultate unter den denkbar schwierigsten Bedingungen erziele. "Es ist für keinen Fahrer leicht, in ein Top-Team zu kommen, gar nicht zu sprechen von Ferrari", erklärt Hamilton.

Hamilton staunt: Leclerc konstant vor vierfachem Champion!

Damit nicht genug: "Gegen einen vierfachen Weltmeister mit weiß Gott wie viel mehr Erfahrung. Und dann einen vierfachen Weltmeister kontinuierlich, von Rennen eins an, zu übertreffen, sich besser zu qualifizieren und besser zu fahren - das ist nicht leicht, umzusetzen. Das spricht für sich selbst."

Sorgen um seinen Nimbus als Nummer eins des Sports macht sich Hamilton deshalb nicht. Obwohl mit Leclerc sich neben Max Verstappen nun mehr und mehr eine zweite riesige Gefahr auftut. Wie schon so oft, nimmt er Hamilton sportlich, als willkommene Herausforderung.

"Es wird noch jede Menge mehr Großartiges von ihm kommen, ich freue mich, seinen Aufstieg zu sehen und neben ihm Rennen zu fahren", sagt Hamilton über den jungen Ferrari-Piloten, der nun 1:0 im direkten Duell gegen Hamilton führt. Das erkennt Hamilton - trotz leichter Kritik an der Mercedes-Rennstrategie in Spa - voll an: "Es hat heute echt Spaß gemacht, ihn zu jagen. Er war einfach ein bisschen zu schnell!"