Lando Norris hat in der Formel-1-Saison 2019 einfach kein Glück. Der Rookie blieb auch in Spa unbelohnt, und das nach einem hervorragenden Rennen. Bis zum Ende von Runde 43 von 44 hatte Norris mit seinem McLaren das Mittelfeld dominiert, und lag auf Kurs, mit 18 Sekunden Vorsprung Platz fünf und sein bestes Karriere-Ergebnis einzufahren.

Doch als er in der vorletzten Runde durch die Blanchimont-Kurve im letzten Sektor fuhr, geriet Norris' Rennen aus den Fugen. "Da passiert was", funkte er besorgt, als der McLaren immer langsamer wurde. Als er dann aus der Bus-Stop-Schikane herausbeschleunigen wollte, war es vorbei: "Verliere Leistung! Verliere Leistung! Er verabschiedet sich!" Auf die Aufforderung seines Ingenieurs, weiterzufahren, folgt nur mehr: "Ich kann nicht! Er ist kaputt! Er ist kaputt! Anti-Stall! Aus! Fuck!"

Gerade als der McLaren über die Ziellinie kam und die letzte Runde begann, schaltete sich der Motor ab und in den Not-Modus, und Norris konnte bloß abstellen und aufgeben. Am Ende wurde er als Elfter gewertet, punktelos blieb ihm nur die Fan-Wahl zum Fahrer des Tages als Trostpreis. "Keine Ahnung, was es war", sagt Norris nach dem Rennen. "Es begann, das meldete ich am Funk. In der letzten Schikane wurde es schlimmer und schlimmer, aber wir konnten nichts machen."

McLaren schreibt Doppel-Null nach Doppel-Defekt in Spa

"Wir hatten dieses Jahr schon viele Probleme", sagt ein enttäuschter Norris. "So oft schon waren wir auf dem Weg zu einem guten Ergebnis, zu vielen Punkten, und wieder wurde es uns gestohlen. Dieses Wochenende ist noch schlimmer - auf der letzten Runde, über die Linie. Eine Runde, dann hätte ich es gehabt."

"Nicht, dass wir Risiken mit den Leistungs-Modi eingegangen wären", zuckt Norris mit den Schultern. "Wir haben da einfach gechillt, hatten alles unter Kontrolle. Natürlich waren Dinge wie Reifenmanagement und so schwierig, aber ... das Rennen war heute eine Runde zu lang."

Auch McLaren-Teamchef Andreas Seidl kann nicht weiterhelfen. Der Motor war zwar eine bereits mehrmals verwendete B-Version des Renault-Motors und keine neue C-Version, aber laut Seidl noch nicht am Ende der Laufleistung. "Wenn wir das Auto zurückhaben, müssen wir uns mit unseren Renault-Kollegen anschauen, was da passiert ist."

McLaren schreibt in einem vielversprechenden Belgien-GP damit eine Doppel-Null, denn auch Carlos Sainz rollte mit Defekt aus. Anders als Norris blieb er gar am Start stehen, und musste in der zweiten Runde in der Bus-Stop-Schikane final abstellen. "Wir müssen auch hier warten, was es war", sagt Seidl, auf einen Zusammenhang angesprochen. "Noch einmal, das wäre Spekulation. Beide Autos haben Leistung verloren, bis es vorbei war."

Spa-Pace stimmt McLaren für nächste Rennen zuversichtlich

Aber es ist nicht alles schlecht im McLaren-Motorhome. "Manches überraschend", sagt Norris. "Wie unsere Pace. Sobald ich den Racing Point in den letzten zehn, 15 Runden hinter mir hatte, wurde ich nervös, weil ihre Pace an diesem Wochenende viel besser war als unsere. Also habe ich erwartet, dass er mich einholt. Hat er aber nicht."

Norris verbrachte 43 Runden als der klar stärkste Mittelfeld-Pilot. Er startete stark, umging das Chaos in La Source, fuhr nach dem Ende des frühen Safety Cars sofort eine Lücke auf und war bis zum Ende der schnellste Mann. Sergio Perez, Norris' erster Verfolger in der Schlussphase, war fast in jeder Runde langsamer als der McLaren.

Romain Grosjean konnte Norris schon in der Startphase nicht folgen, Foto: LAT Images
Romain Grosjean konnte Norris schon in der Startphase nicht folgen, Foto: LAT Images

"Die Analyse wird interessant", meint Teamchef Seidl. "Warum wir heute plötzlich das viertschnellste Auto waren. Am Freitag und gestern hatten wir Probleme. Mit Lando machten wir zwar für das Qualifying einen Schritt nach vorne und waren nur ein Zehntel von Q3 weg, aber wir erwarteten ein schwieriges Rennen."

Das hebt auch die Stimmung im Team, wenn es um den Ausblick auf Monza geht. "Besser als gestern", sagt Seidl auf die Frage, wie er für dort die McLaren-Chancen einschätzt. "Aber es ist immer schwierig vorauszusagen, wie wir an diesem Wochenende gesehen haben."