Racing Point ist wieder da! Wie gemalt zur Bekanntgabe eines neuen, gleich auf drei Jahre angelegten Vertrags für Sergio Perez hat sich das in den vergangenen Jahren im Mittelfeld häufig tonangebende Team in Spa mit einem klaren Ausrufezeichen zurückgemeldet.

Im Training zum Belgien GP mauserte sich RP zur klaren vierten Kraft, also zur Nummer eins im Mittelfeld. Am Nachmittag ließ Perez mit Platz fünf sogar Max Verstappen im Red Bull hinter sich. Teamkollege Lance Stroll rundete das starke Ergebnis mit P8 ab. Kein Einsessionfliege: Schon im ersten Training waren der Mexikaner und der Kanadier klar in die Top-10 gefahren.

Perez nicht überrascht: Spa lag uns schon immer

Zufall erscheint also eher unwahrscheinlich. Doch warum war Racing Point dann so plötzlich derart stark? Immerhin lief es 2019 bis dato eher ziemlich durchwachsen. Geht es nach Perez gibt es vor allem zwei Gründe: Update und Strecke.

"Wir machen gute Fortschritte und es ist historisch ein guter Kurs für uns. Also bin ich nicht überrascht, dass wir konkurrenzfähig sind", sagt Perez zu letzterem Aspekt. "Hoffentlich sieht es dann auch morgen so aus, wenn jeder alle Karten aufdeckt."

Racing Point mit neuer Frontpartie: Update-Treffer

Tatsächlich hatte Racing Point - oder zuvor Force India - in Spa fast immer gut ausgesehen. Perez etwa erzielte bereits drei fünfte Plätze in den Ardennen. Unvergessen zudem das starke Qualifying der Vorsaison, nach dem Esteban Ocon in der Startphase auf der Kemmel beinahe die Führung übernommen hätte. Oder die Sensationspole Giancarlo Fisichellas schon 2009.

Nicht in den Statistiken, sondern direkt am RP19 an diesem Freitag in Spa war der zweite Aspekt zu erkennen. Nach Deutschland und Ungarn brauchte Racing Point gleich das nächste große Update. Mehr als das übliche Low-Downforce-Paket für Spa, allem voran einen neuen Frontflügel samt neuer Nase ohne die altbekannten Löcher.

Lance Stroll strafversetzt: Das ist Mist

"Wir haben einen Fronflügel und neue Dinge gebracht, die uns liegen. Eine ganze Reihe neuer Dinge, die der Balance des Autos insgesamt helfen. Wir haben heute eine gute Balance gefunden, es schaut ordentlich aus", lobt Perez das Upgrade. "Die Fahrer waren ziemlich happy mit der Balance des Autos", bestätigt Teamchef Otmar Szafnauer. "Die Updates scheinen Performancegewinne gebracht zu haben."

Der RP19 hat seine Nasenlöcher verloren, Foto: LAT Images
Der RP19 hat seine Nasenlöcher verloren, Foto: LAT Images

Bitter nur: All das könnte im weiteren Verlauf des Wochenendes komplett überschattet werden. Auch dafür gibt es wieder zwei Gründe, jeder für einen Fahrer. Bei Lance Stroll ist es eine Startplatzstrafe. Weil der Kanadier bei den Motorenteilen bereits vor Spa am Limit operierte, rutscht Stroll - anders als Perez - durch das Mercedes-Update in Belgien ans Ende der Startaufstellung. "Die Strafen sind Mist, aber immerhin kannst du hier überholen", sagt Stroll.

Zittern um Perez' neuen Mercedes-Motor

Bei Sergio Perez ist es im schlimmsten Fall dasselbe. Hintergrund ist ein Defekt ganz am Ende des zweiten Trainings. Plötzlich rollte sein Bolide Flammen schlagend aus. Noch ist nicht komplett geklärt, was genau geschehen und beschädigt ist, doch die ersten Indizien klingen nicht gut.

"Sergio musste das Auto abstellen. Wir untersuchen noch, was genau das ausgelöst hat, aber durch einen Verlust des Öldrucks ist der Motor auf jeden Fall ausgegangen", schildert Szafnauer. Oder wie Perez martialischer sagt: "Das hat den Motor gekillt!"

Sensoren, heißer Stuhl: Noch mehr Probleme

Der Mexikaner geht also von bitteren Folgen aus. "Es sieht nicht gut aus. Wir müssen schauen, was da jetzt geschieht und was wir tun müssen, um ihn für das Qualifying zurückzubringen und ob etwas getauscht werden muss. Ich habe keine Ahnung, nicht einmal das Team hat bisher eine, aber sie sehen nicht allzu optimistisch aus."

Eine Strafe muss es jedoch nicht zwingend geben. Racing Point kann immerhin auch eine bereits im Pool befindliche Power Unit einbauen, falls die neue Einheit tatsächlich Schaden genommen haben sollte.

Nicht einfacher wird die Arbeit in der Nacht durch weitere technische Probleme, die es zu analysieren gilt. So verlor Stroll mehrfach Zeit und Runs durch Sensorenprobleme und musste schließlich wegen eines Problems mit der Hitzeabgabe - sein Sitz wurde heiß - vorzeitig Feierabend machen.