Max Verstappen konnte am Trainingsfreitag der Formel 1 in Spa-Francorchamps noch nicht für Jubelstürme auf den Tribünen sorgen. Die zahlreich aus den Niederlanden angereisten Fans sahen den Nationalhelden im Red Bull weit hinter Ferrari und Mercedes. Den üppigen Rückstand erklärte Verstappen mit einer Vorsichtsmaßnahme.

"Mein Motor ist schon etwas älter, deshalb haben wir nicht die Leistung abgerufen, die wir sonst am Freitag haben", so Verstappen, der im FP2 ganze 1,2 Sekunden auf Charles Leclercs Bestzeit einbüßte. Am Vormittag hatten ihm neun Zehntel auf die Ferrari-Bestmarke von Sebastian Vettel gefehlt.

Während sein neuer Teamkollege Alexander Albon für dieses Wochenende Hondas Spec 4 verbaut bekam und zum Red-Bull-Einstand gleich mal eine Grid Penalty kassierte, setzt Verstappen einen seiner drei Motoren aus den ersten zwölf Saisonrennen ein. Diesem wollte man auf der Power-Strecke von Spa-Francorchamps mit rund 80 Prozent Vollgasanteil im Training nicht zu viel zumuten.

"Das Auto war im zweiten Training sehr gut. Ich kann von meiner Seite nur sagen, dass mir die Leistung gefehlt hat", so Verstappen. "Damit verliert man besonders hier viel Rundenzeit. Aber wir wollten beim Motor kein Risiko eingehen."

Verstappen sieht Red Bull in Spa ohne Chance gegen Ferrari

Für Qualifying und Rennen erwartet er normale Voraussetzungen. "Morgen werden wir wieder die normalen Motormodi nutzen", kündigt er an. Den ihn nach bereits zwei Saisonsiegen normalen Kampf gegen Ferrari wird es seiner Einschätzung nach aber diesmal nicht geben.

"Diese Rennstrecke passt ihnen definitiv besser als uns. Sie sind hier sehr stark und holen auf den Geraden viel Zeit raus. Ich denke nicht, dass dieser Kampf stattfinden wird. Ferrari ist hier einfach sehr schnell. Deshalb ist es für uns aber auch keine Überraschung."

Lewis Hamilton und Valtteri Bottas, gegen die sich Verstappen in der Weltmeisterschaft im Kampf befindet, sind da ein realistischeres Ziel: "Wir versuchen so nah wie möglich an Mercedes dran zu sein, dann schauen wir mal was passiert."

Albon mit sauberem Red-Bull-Einstand

Diesen Kampf wird Verstappen aller Voraussicht nach wieder einmal alleine führen müssen. Nicht nur, dass Albon durch seine Strafversetzung weit hinter der Spitze ins Rennen gehen wird. Der Rookie ließ es an seinem ersten Tag im Red Bull erwartungsgemäß ruhig angehen.

"Es war ein sauberer Tag", so der Thailänder, der im FP1 Verstappens Zeit mitging und im FP2 vier Zehntel hinter dem Teamkollegen landete. "Ich fühle mich zuhause bei den Jungs hier. Sie waren sehr nett zu mir, aber es ist ganz anders", zieht er den Vergleich zu Toro Rosso, wo er die erste Saisonhälfte seiner noch jungen F1-Karriere verbrachte.

"Das konnte ich am Mittwoch im Simulator schon feststellen und es war klar, dass es eine Weile brauchen wird um sich daran zu gewöhnen. Aber sobald du auf der Strecke bist, den Helm aufhast und die Fliehkräfte spürst, spürst du das Auto etwas besser. Aber es sind ganz kleine Schritte."

Albon erwartet, dass die Umstellung etwas dauern wird: "Das Auto fühlt sich ganz anders als der Toro rosso an. Du bist dieses Auto ein halbes Jahr gefahren. Jetzt sitzt du im Red Bull und versuchst dich daran zu erinnern, wie das andere Auto war. Du musst dein Gehirn neu programmieren und es noch einmal lernen."

Albon durch Grid Penalty mit weniger Druck

Die Strafversetzung gibt ihm an seinem ersten Wochenende immerhin etwas mehr Ruhe. "Ich hätte mich zwar lieber richtig qualifiziert und geschaut wo ich lande, aber der Fokus liegt jetzt natürlich nicht auf der Qualifying-Pace. Es geht wirklich nur darum, das Auto für den Sonntag abzustimmen" sagt er.

Im Rennen wird von ihm natürlich eine Aufholjagd erwartet. Zu Saisonbeginn lieferte Albon in China bereits einen Vorgeschmack, als er im Toro Rosso von ganz hinten in die Punkte fuhr: "Die Anspannung ist zwar nicht so hoch, aber natürlich willst du am Sonntag einen guten Job machen."