Valtteri Bottas bleibt Lewis Hamilton bei Mercedes für mindestens eine weitere Formel-1-Saison als Teamkollegen erhalten. Der fünfmalige Weltmeister freut sich über den neuen Vertrag für den Finnen - denn neben ihm hat er auf der Arbeit seinen Seelenfrieden. Das Risiko einer teaminternen Fehde, wie er sie jahrelange mit Nico Rosberg führte, würde er nur ungern eingehen.

"Stell dir vor, neben dir sitzt jemand am Tisch, neben dem du nicht sitzen willst", denkt Hamilton an die Zeit mit Rosberg zurück, in der er offenbar gegen seinen inneren Widerstand an den gemeinsamen Meetings teilnahm. Etwas, das in der Zusammenarbeit mit Bottas seit jeher ganz anders ist.

"Du hast jemand, mit dem du gut befreundet bist und ihr habt gute Eigenschaften gemeinsam - aber ihr seid auch entschlossene Rivalen", so Hamilton. Die vergiftete Beziehung mit Rosberg habe hingegen nicht nur ihn selbst, sondern auch das Team belastet: "Letztendlich ist es mehr der Effekt, den es auf die Leute um dich herum hat."

Mit Bottas und ihm am Tisch sind auch die Ingenieure entspannter. "Die Leute lieben es, mit uns zu arbeiten, so wie wir aufgestellt sind. Das ist ein tolles Gefühl. Es ist ein großartiges Umfeld und das ist der Schlüssel. Das ist es, was Toto und Mercedes immer haben wollten und hoffentlich repräsentieren wir Mercedes auf die bestmögliche Weise. Es wird niemals perfekt sein, aber im Moment funktioniert es gut", bekräftigt Hamilton.

Hamilton vs. Rosberg: Verbaler Schlagabtausch in Ungarn

Dass es auch nach dessen Rücktritt zwischen ihm und Rosberg nicht funktioniert, wurde unlängst in Budapest erneut klar. Rosberg hatte in seinem VLOG behauptet, dass Hamiltons Alter von 34 Jahren sich in seiner Performance und folglich auch im Vergleich mit dem deutlich jüngeren Max Verstappen negativ bemerkbar mache.

"Ehrlich gesagt habe ich seinen Blog nie gesehen und weiß auch nicht, wer sich das anschaut. Aber es hat absolut keinen Einfluss auf irgendetwas, das ich in meinem Leben mache. Es juckt mich nicht", schmetterte Hamilton die Kritik ab. "Alles was ich machen muss, ist mir meine Ergebnisse der letzten paar Jahre anzuschauen - und die sprechen für sich selbst. Aber natürlich wird es immer Leute geben, die nicht den Erfolg hatten, den ich habe, und es dann schlechtreden."

Hamilton rechnet im WM-Kampf mit Bottas und Verstappen

Mit 62 Punkten Vorsprung auf Bottas liegt Hamilton vor dem 13. Saisonrennen in Belgien auf Kurs, seinen sechsten WM-Titel einzufahren. Gerade in den letzten beiden Rennen vor der Sommerpause, in Hockenheim und Budapest, musste Bottas im WM-Kampf Federn lassen. "Ich gehe nicht in dieses Rennwochenende und denke an meinen Vorsprung", wiegelt er ab.

Ausruhen kann sich der Champion nicht nur wegen Bottas nicht. Auch Verstappen liegt nach seinen zwei Siegen im Sommer mit 69 Zählern Rückstand noch in erweiterter Schlagdistanz. Und die zweite Saisonhälfte ist bekanntermaßen Red Bulls stärkere. "Für sie kommen jetzt ein paar gute Strecken", so Hamilton, der Verstappen in den neun ausstehenden Rennen auf der Rechnung hat.

"Sie könnten auch den ganzen Rest des Jahres weiter stark sein. Zum Ende letzten Jahres waren sie sehr schnell. Ich sehe sie für den Rest der Saison als ernstzunehmende Bedrohnung an." Und auch von Bottas erwartet er nach dem erfolgreichen Vertragsabschluss wieder mehr: "Er hat das jetzt von der Brust und kann sich darauf fokussieren, das beste herauszuholen. Ich weiß, dass er in der zweiten Hälfte sehr stark sein wird."

Hamilton spielt Mercedes-Upgrade herunter: Kaum Verbesserungen

Während Hamilton im Gesamtbild auf Bottas und Verstappen schaut, geht der Blick für die beiden nun anstehenden Rennen in Spa und Monza auch in Richtung Ferrari. Vor zwölf Monaten gewann Sebastian Vettel auf der Ardennenachterbahn sein bis dato letzten Grand Prix, und auch diese Saison zählt Ferrari mit seiner starken Power Unit zu den Favoriten.

"Sie waren das gesamte Wochenende schneller als wir und haben einen besseren Job gemacht", erinnert sich Hamilton an Spa 2018. "Wenn wir auf den Unterschied bei der Power schauen, werden es zwei wirklich harte Rennen für uns. Wir haben das gesamte Jahr über gesehen, dass Ferrari besonders auf den Geraden sehr schnell ist."

Gleichzeitig gibt es bei Mercedes pünktlich für das Rennen in Spa eine neue Ausbaustufe der Power Unit, die neben besserer Zuverlässigkeit auch mehr Leistung bringen soll. "Es ist mehr oder weniger dasselbe wie die vorherige. Da gibt es kaum Verbesserungen", spielt Hamilton das Upgrade herunter. "Es ist der kleinste aller Schritte, vielleicht nicht einmal ein halbes Zehntel. Aber es geht mehr darum, die Zuverlässigkeit zu verbessern. Wir haben uns mehr auf Effizienz konzentriert."