Ferraris Formel-1-Teamchef Mattia Binotto hat ein paar harte Monate hinter sich. Seit er im Winter Maurizio Arrivabene an der Spitze des Teams abgelöst hat, ist Ferrari sieglos. Anstatt nach zwei WM-Niederlagen näher an den WM-Titel zu kommen, ist das Team 2019 nur noch weiter weg.

Ferrari hat stattdessen eine lange Liste an Problemen angehäuft. Das Auto ist zu langsam, die technischen Defekte wurden mehr, und auch strategisch werden oft fragwürdige Entscheidungen getroffen. Binotto muss sich sonntags nach den Rennen regelmäßig kritische Fragen anhören. Sein Fahrer Sebastian Vettel stärkt seinem neuen Teamchef aber zur Saisonmitte weiter den Rücken.

Vettel steht hinter Binotto: Sorgt für Ruhe bei Ferrari

"Ich glaube, Mattia macht sich gut", sagt Vettel über Binotto nach dem Ungarn-GP. "Er sorgt dafür, dass das Team ruhig bleibt, zusammenbleibt, und erinnert uns zugleich daran, wo wir hinwollen. Wo wir hinmüssen. Und er führt das Team."

"Wir hatten nicht die einfachste erste Saisonhälfte. Keine, die wir uns erhofft haben", erinnert Vettel. "Aber der Fokus ist im ganzen Team da, und alle bleiben ruhig und arbeiten zielstrebig darauf hin, so schnell wie möglich Fortschritte zu machen."

Genau da sieht Vettel in Binotto nach wie vor den richtigen Mann: "Von wo wir jetzt stehen müssen wir uns auf jeden Fall verbessern und als Team stärker werden, aber wie gesagt, er gibt uns in meinen Augen die richtige Richtung vor."

Auf Vergleiche mit Binottos Vorgänger Maurizio Arrivabene will sich Vettel an dieser Stelle nicht einlassen: "Zuerst einmal glaube ich nicht, dass es fair ist, einen versus den anderen zu vergleichen. Schließlich ist jedes Jahr etwas anders."

Vettel erinnert: Binotto neu, Ferrari selbst aber alt

Mit Binotto ist ja auch der Führungs-Ansatz anders: Zu Saisonstart legte der Ingenieur, dessen Weg zum Teamchef-Posten über die Stationen des Motoren-Chefs und dann des Technik-Chefs führte, den Hauptfokus auf die Technik bei Ferrari. Zuvor soll er sich mit seinem Vorgänger Arrivabene - einem Marketing-Fachmann - über die Führung des Teams uneins gewesen sein.

Offiziell behielt Binotto bei der Beförderung auch seinen Posten als Technischer Direktor. Dabei kamen bald Fragen auf, ob das nicht etwas zu viel werden würde. Inzwischen wird in der Technik-Abteilung umgestellt. So kommt unter anderem Simone Resta, einst Chef-Designer unter Binotto, in der Sommerpause zurück nach Maranello. Er war 2018 als Technischer Direktor zu Alfa Romeo versetzt worden, wurde aber nach gerade einmal einem Jahr von dort wieder abgezogen.

Dramatische personelle Veränderungen wurden aber noch keine bekannt gegeben. "Seine Rolle ist natürlich anders als in der Vergangenheit", sagt Vettel über Binotto. "Aber das Team um ihn herum - das Team, das wir sind - ist sehr ähnlich der Organisation, die wir vor zwölf Monaten hatten."

"Also gab es nicht viele Veränderungen, aber ich denke, das ist positiv", so Vettel. Er setzt weiter auf Binotto: "Manche Dinge passieren nicht über Nacht, aber ich glaube, wir verstehen gut, wo das Auto ist und wo es hinmuss. Der nächste Monat wird natürlich zeigen, ob wir die richtige Richtung eingeschlagen haben."