Die Formel 1 ist in der Sommerpause. Das heißt Saisonhalbzeit und damit Zeit für eine Zwischenbilanz. Am letzten Rennwochenende vor der viel zu langen F1-freien Zeit, dem Ungarn GP, beherrschten somit Fragen zu Rückblick auf Hälfte eins und Ausschau auf Hälfte zwei viele Pressekonferenzen und Interview-Termine von Fahrern und Teamchefs.

Erstaunlich ausführlich und in Redelaune präsentierte sich dabei Kimi Räikkönen, jetzt eine halbe Saison bei Alfa Romeo Racing statt bei Ferrari. Der Iceman fand dabei klare Worte. "Wenn du dir gerade den Punktestand ansiehst, dann sieht es schon ziemlich beschissen aus", sagte der Finne erst einmal.

Hockenheim-Strafe: Alfa Romeo 10 Punkte besser als WM-Stand?

Wohlgemerkt noch vor dem letzten Rennen vor der Sommerpause. Dort beförderte Räikkönen Alfa Romeo dank sechs Punkten für Platz sieben dann wieder vom vorletzten auf den siebten WM-Rang. Dort klassiert Alfa nun einen Punkt vor Racing Point und sieben hinter Renault. Überhaupt nur auf P9 zurückgefallen war die eigentliche Sauber-Truppe aus dem Schweizer Hinwil ohnehin nicht wegen sportlicher Schwäche, sondern einer doppelten Strafe eine Woche zuvor in Hockenheim.

Wegen einer angeblich illegalen Kupplungseinstellung - Alfa Romeo hat Einspruch eingelegt, Anhörung am 24. September - verloren Räikkönen und Teamkollege Antonio Giovinazzi die Ränge sieben und acht nachträglich, damit satte zehn WM-Zähler. So ging es in der WM gleich drei Ränge zurück. Nach Großbritannien hatte Alfa sogar auf P6 gelegen.

Flügel-Panne in Baku leitet Alfa-Durchhänger ein

Um den einzigen unrühmlichen Alfa-Tiefpunkt der ersten Hälfte handelte es sich mit Hockenheim allerdings nicht einmal. Schon in Baku hatte es Räikkönen erwischt. Durch einen illegalen Frontflügel und folgende Anpassungen unter Parc-fermé-Bedingungen musste Räikkönen aus der Boxengasse statt von Startplatz neun ins Rennen starten. Einen Punkt holte der Finne dennoch.

Baku 2019: Warum wurde Kimi Räikkönen disqualifiziert? (14:56 Min.)

Das war allerdings der letzte Punkt. Bis Baku hatte Räikkönen als einziger Fahrer aus dem Mittelfeld bei jedem Rennen gepunktet. "Wir haben die Saison ziemlich gut begonnen. Natürlich hätten aber ein paar Rennen hier und da noch etwas besser laufen können", resümiert Räikkönen diese Phase. Dann lief plötzlich gar nichts mehr. Aus Spanien, Monaco und Kanada reiste Alfa Romeo ohne Zählbares ab.

Kimi Räikkönen: Alfa dank richtiger Reaktion zurück aus dem Tief

"Da hatten wir einen ziemlich schwierigen Moment für vielleicht so vier Rennen", schildert Räikkönen. Doch Alfa kam zurück. "Dann haben wir aber die richtigen Dinge gemacht und uns verbessert", sagt Räikkönen. Das spiegelte sich sofort in den Ergebnis. Ohne die Strafe in Hockenheim hätte der Finne bei allen Rennen ab Frankreich Punkte erzielt. In Spielberg steuerte letztlich auch Teamkollege Antonio Giovinazzi endlich den ersten WM-Zähler bei.

"Für mich lief es schwierig. Es hätte gerne bessere Ergebnis und Punkte gegeben können", sagt der Italiener. "Ab Paul Ricard lief es aber gut, auch mit den Updates und Neuerungen. Das Auto wurde besser und besser."

Antonio Giovinazzi: Erste Saisonhälfte lernen, zweite angreifen?

Anders als bei Räikkönen dreht sich bei Giovinazzi jedoch mehr um die eigene Performance als die seines Boliden. Immerhin ist 2019 die erste volle F1-Saison des Rookies. Doch machte sich der Italiener mit zunehmender Saisondauer. Zuletzt präsentierte er sich zumindest im Qualifying meist mindestens in Schlagdistanz zu Räikkönen. "Wir müssen jetzt einfach positiv bleiben. Dann wird sich bald alles wenden und das Glück auch auf meiner Seite besser sein", sagt Giovinazzi über die nun kommende zweite Saisonhälfte.

Für die hat auch Räikkönen bereits klare Pläne geschmiedet. "Das Auto ist nicht schlecht, sodass wir jetzt gegen McLaren kämpfen können", so Räikkönen in Ungarn, diesmal nach dem Rennen. "Ich hatte zu Beginn des Rennens sogar etwas mehr Speed als die McLaren." Dieses Bild hofft Räikkönen nun bis Saisonende weitermalen zu können.

Räikkönen: Alfa schon schneller als McLaren, Updates kommen

"Später dieses Jahr kommen nochmal neue Teile, was es nochmal verbessern und gute Fortschritte liefern sollte", sagt der Finne. "Als kleines Team dauert das bei uns zwar etwas länger als bei großen Teams, aber immerhin funktionieren die Teile immer", so der Finne. Einige Wochen zuvor hatte Räikkönen Alfa Romeo in Sachen Effektivität hier sogar als besser als Ferrari bezeichnet.

Der gegenwärtige Punktestand - hinter McLaren liegt Alfa immerhin gleich nahezu uneinholbare 50 Punkte zurück - spiegele jedenfalls nicht das eigentliche Kräfteverhältnis, so Räikkönen. "Ich finde nicht, dass er die wahre Geschichte der ersten Saisonhälfte erzählt. Auch wenn wir ab Barcelona mal nicht mehr schnell genug waren", so Räikkönen.

"Denn davor und danach kamen wir ziemlich gut klar. Im letzten Rennen hatten wir das schnellste Auto im Mittelfeld. Es geht in die richtige Richtung, wir tun die richtigen Sachen."