Das Formel-1-Rennen in Ungarn 2019 überzeugte nicht nur an der Spitze durch das Gigantenduell von Max Verstappen und Lewis Hamilton mit Spannung. Auch weiter hinten im Feld ging es trotz des winkligen Hungarorings zur Sache.

Einmal mit dem späten, aber kurzen Ferrari-Duell zwischen Sebastian Vettel und Charles Leclerc. Vor allem jedoch im Mittelfeld, allen voran bei Toro Rosso.

Gleich zwei Szenen stechen bei der Truppe aus Faenza hervor. Die erste teamintern zwischen Alexander Albon und Daniil Kvyat - sauber. Die zweite mit dem Racing Point von Sergio Perez - unsauber.

Albon vs. Kvyat: Sensationelles Toro-Rosso-Duell in Ungarn

In Runde 17 lieferten sich die beiden Toro-Rosso-Piloten einen sensationellen Schlagabtausch über den gesamten ersten Sektor. Runde um Runde war Kvyat Albon zuvor wie ein Schatten gefolgt. Dann war es endlich soweit. Angriff auf Start-Ziel. Kvyat setzte sich in der Bremszone innen neben seinen Teamkollegen, nahm dabei jedoch etwas zu viel Speed mit und ließ sich nach außen tragen. Albon konnte somit kreuzen, wieder nach innen ziehen und sich rechts neben den Russen setzen.

Doch Kvyat ließ sich nicht abschütteln, nahm über die Außenbahn genug Speed mit, um - auch dank DRS - auf dem kurzen Sprint zu Kurve zwei wieder neben Albon zu gelangen. Eine Linkskurve, sodass Kvyat nun im Vorteil war. Dieses Mal gab jedoch Albon - genau wie zuvor Kvyat - nicht nach, blieb außen daneben. Den nötigen Raum gewährte ihm Kvyat. Sauber, fair, herausragendes Racing.

Kurve drei gehörte somit wieder Albon. Abermals blieb jedoch der andere Toro Rosso außen daneben. Seite an Seite rasten Albon und Kvyat somit auf den blinden Highspeed-Turn vier zu. Jetzt war wieder Kvyat innen, erneut versuchte Albon jedoch außen daneben zu bleiben. Dabei buchte er allerdings dieselbe Experience wie später in Runde 39 Hamilton gegen Verstappen und musste in die Auslaufzone. Duell beendet. Kvyat hatte sich durchgebissen.

Nach dem Rennen schwärmt das Duo wenig überraschend von diesem vier Kurven langem Duell Seite an Seite. "Es war gut", so Kvyat. "Der Kampf hat echt Spaß gemacht. Ich habe es geschafft, ihn zu überholen. Sehr gut also, viel Spaß, sehr eng." Der unterlegene Albon sieht es dennoch kein Stück anders - vielleicht weil er später in einem weniger atemraubenden Duell konterte.

"Ich hatte zwei schöne Fights mit Dany, der erste war viel enger als der zweite! Es hat echt Spaß gemacht und war faires Racing", so Albon. Zumal dem Thai sein Rennen - anders als der in Hälfte zwei deutlich mit den Reifen kämpfende Kvyat (P15) - noch erfolgreich fortsetzte und mit einem Punkt krönte. "Es war ein interessantes Rennen und es hätte auch ein guter Tag sein können. Aber leider war mein Stopp zu früh, sodass man Reifen 15 Runden vor Ende fertig waren", sagt Kvyat. "Dennoch fuhr er ein sehr gutes Rennen", lobt Teamchef Franz Tost.

Noch mehr als Lob verteilt Tost für das Teamduell: "Es war fantastisch zu sehen, wie Daniil und Alex gegeneinander gefahren sind – wir wollten von der Boxenmauer keine Anweisungen geben und haben entschieden, sie einfach Rennen fahren zu lassen. Das ist, was die Leute auf den Tribünen und im Fernsehen sehen wollen. Sie haben einander fair bekämpft. Das war gutes Racing."

Der Gewinn des Albon-Zählers sollte jedoch noch für Diskussionen sorgen …

Albon knackt Perez im Ricciardo-Stil: 'Checo' findets unnötig

Warum? Weil Sergio Perez sich aufregte. Dem raubte Albon mit einem entscheidenden Manöver im Ricciardo-Stil, sprich extrem spät auf der Bremse, in Runde 64 nämlich Platz zehn und damit den letzten WM-Punkt beim Ungarn GP. Nicht das, sondern die Art und Weise, wie Albon sich vorbeidrückte passten dem Mexikaner jedoch gar nicht.

"Ganz am Ende kam Albon hinter mir richtig schnell heran und wir haben uns berührt. Das hat meine Aufhängung beschädigt. Ich hatte die letzten drei, vier Runden dann echt richtig zu kämpfen", klagt Perez. "Selbst als Elfter ins Ziel zu kommen war dann eine Herausforderung. Die Berührung war sehr klar. Die FIA sollte uns Rennen fahren lassen, aber diese Berührung war aus meiner Sicht unnötig. Ich denke nicht, dass sie irgendwas machen müssen, aber einfach unnötig war es für mich trotzdem."

Racing Points Teamchef Otmar Szafnauer kritisiert ebenfalls: "Das Manöver von Albon war sehr entschieden und führte zu einer signifikanten Berührung, die sich auf Sergios Auto ausgewirkt hat."

Völlig anders die Wahrnehmung Albons: "Ich habe mich herangesaugt, er hat innen Platz gelassen, also habe ich es probiert und dann hat er die Tür zugemacht. Aber um ehrlich zu sein hat er mir noch genug Platz gelassen, sodass ich dachte, das Manöver wäre abgeschlossen. Doch dann hat er am Scheitelpunkt eingelenkt, als ich genau neben ihm war. Dann hat es ein bisschen gescheppert, aber nichts allzu ernstes."

Diese Einschätzung teilte auch die Rennleitung. Michael Masi meldete den Fall nicht einmal an die Stewards. Dementsprechend mag sich jeder anhand der oben eingebetteten Onboard-Aufnahmen selbst eine Meinung bilden.