Für Charles Leclerc hätte der Ungarn GP 2019 der Formel 1 gut und gerne zwei Runden kürzer ausfallen können. Dann hätte der Monegasse sich mit einem Podium in die Sommerpause verabschiedet. Doch so war es Ferrari-Teamkollege Sebastian Vettel, der in Runde 69 mit einem beherzten Überholmanöver gegen Leclerc in die erste Kurve hinein noch den letzten Platz auf dem Treppchen buchte.

Der Unterschied: Vettel fuhr zu diesem Zeitpunkt auf gleich zwei Stufen weicheren (Soft vs. Hard), noch dazu zwölf Runden frischeren Reifen als Leclerc. Ferrari war im Rennen auf dem Hungaroring also mit zwei völlig unterschiedlichen Strategien unterwegs - trotz gleicher Ausgangslage.

Vettel & Leclerc auf anderen Strategien

Gestartet waren beide Ferrari-Piloten immerhin unmittelbar nebeneinander, beide mit Medium. Doch während Leclerc bereits in Runde 27 in die Box abbog, um auf Hard zu wechseln dehnte Vettel den ersten Stint bis Runde 39 aus. So war es möglich, den nun viel kürzeren Schlussstint sogar auf Soft zu beenden und eine gewaltige Aufholjagd zu liefern. 20 Sekunden Rückstand auf Leclerc fuhr Vettel weg, um es dann mit dem genannten Überholmanöver zu krönen.

Doch warum diese Ungleichbehandlung? Immerhin war die Ferrari-Pace Lewis Hamilton und Max Verstappen ohnehin hoffnungslos unterlegen. Hatte Leclerc in Ungarn die klar schlechtere Strategie aufs Auge gedrückt bekommen? Unterlag der Monegasse nur deshalb im Teamduell?

Podium wegen Strategie verloren? Leclerc winkt ab

"Nein, ich denke nicht", winkt Leclerc sofort selbst ab. "Ich muss auf meiner Seite etwas verstehen. Ich hatte mehr zu kämpfen, hatte mehr Reifenabbau verglichen mit Seb. Das kommt vielleicht auch von meinem Fahrstil, vielleicht fahre ich jetzt zu aggressiv im Rennen", rätselt Leclerc. "Das muss ich analysieren und verstehen, um es für die nächsten Rennen zu verbessern. Ich denke, es war die richtige Strategie", betont der Youngster.

Den Unterschied habe nicht der Kommandostand gemacht, sondern die Fahrer. "Ich war recht früh in der Box, vor allem weil ich mit den Reifen zu kämpfen hatte. Am Ende des zweiten Stints war es dann wieder so. Da gibt es auf jeden Fall etwas, das Seb auf dem Longrun besser macht als ich", gesteht Leclerc.

Charles Leclerc: Vettel ist da einfach besser, muss arbeiten

Das Überholmanöver durch den Teamkollegen schmerzte den Monegasse. "Frustration", antwortet Leclerc auf die Frage, was er da gespürt habe. "Ich muss jetzt verstehen, warum ich da zu kämpfen hatte. Ich war jetzt ein paar Wochenenden ziemlich fix im Qualifying, hatte aber im Rennen etwas mehr zu kämpfen, vor allem mit der Hinterachse", schildert Leclerc. "Da muss ich vielleicht meinen Fahrstil etwas anpassen oder einen Kompromiss mit der Balance eingehen."

Das Gute für den Monegassen: In der Sommerpause hat Leclerc nun mehr als genug Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Alleine steht er nicht vor dieser Aufgabe. "Wir müssen verstehen, warum Charles' Reifen so sehr verschlissen sind und es für die kommenden Rennen beheben", sagt Mattia Binotto. "Wir mussten ihn hereinholen, weil seine Hinterreifen sehr runter waren. Da gab es nichts anderes, was wir noch hätten tun können", verteidigt auch der Ferrari-Teamchef die Strategie.