Das Formel-1-Rennen in Ungarn verdeutlichte abermals Red Bulls 2019 wohl größtes Defizit. Während Max Verstappen nur haarscharf am dritten Saisonsieg vorbeischrammte und das Team sich an diesem Sonntag Mercedes geschlagen geben musste, erlitt Pierre Gasly einen regelrechten Rückfall. Nach Platz sechs und deutlich über einer Runde Rückstand auf Max Verstappen fand Teamchef Christian Horner deutliche Worte.

"Wir sollten nicht gegen Alfa Romeo und McLaren kämpfen. Was wir brauchen, ist, dass er gegen Ferrari und Mercedes kämpft", so Horner, dessen Team in Budapest trotz deutlich besserer Performance die gleiche Punkteausbeute wie Erzrivale Ferrari erzielte. Die Plätze zwei und sechs brachten wie die Ränge drei und vier von Vettel und Leclerc 27 WM-Zähler.

"Offensichtlich haben wir keine zwei Autos, die vorne fahren. Das schadet uns, besonders in Hinsicht auf die Konstrukteurswertung. Wir haben heute genau so viele Punkte wie Ferrari geholt, obwohl wir ihnen auf dieser Rennstrecke welche hätten abnehmen sollen", verdeutlicht Horner, dass die Leistung von Gasly für die Ziele des Teams eindeutig zu schwach ist.

Horner schießt scharf: Gasly überhaupt nicht bei der Musik

"Das Problem ist, dass er überhaupt nicht vorne dabei ist", klagt er. Red Bull war froh, dass Mercedes durch die Kollision zwischen Bottas und Leclerc in der ersten Runde ebenfalls nur noch ein Eisen im Feuer hatte: "Mercedes und Red Bull hatten im Rennen heute beide ein Ein-Mann-Team, da die Teamkollegen nicht mehr im Kampf um den Sieg waren."

Nicht nur im Kampf gegen die Scuderia, auch im Duell mit Mercedes hätte ein Gasly wie in Silverstone, der die Pace der Spitze mitgeht, enorme taktische Vorteile mit sich gebracht: "Es war ja nicht so, dass Lewis nach seinem Boxenstopp hinter ihm herausgekommen wäre oder so. Wir müssen unbedingt sehen, dass er mehr aus dem Potential des Autos macht."

Gasly ratlos: Pace in Qualifying und Rennen einfach weg

Gasly selbst hatte für das schwache Wochenende keine richtige Erklärung. "Nach dem FP3 habe ich meine Pace verloren und insgesamt sehr große Probleme mit dem Grip gehabt", so der 23-Jährige. "Wir haben nicht das Maximum herausgeholt und hatten nicht die Pace, um vorne zu kämpfen."

Bereits am Start hatte Gasly keinen Stich gegen die direkte Konkurrenz. "Ich hatte auf dem Medium-Reifen viel Wheelspin und war dann in Kurve eins eingeklemmt. In Kurve zwei wurde es mit Kimi richtig eng", sagt er. Im weiteren Rennverlauf büßte er für den schwachen Rennbeginn: "Ich habe am Start ziemlich viel verloren und das hat im Rennen sicher nicht geholfen. Ich hatte danach nicht wirklich die Pace, um irgendetwas zu machen."

Horner erhöht Druck: Gasly muss nach Sommerpause liefern

Vor dem Wochenende war Gasly noch zuversichtlich, nach seinem Aufschwung in den vergangenen Wochen mehr zu Red Bulls Kampf in der Herstellerwertung beitragen zu können. Dass ihm das auf dem Hungaroring nicht gelang, wurmt ihn: "Wir haben ein paar Punkte geholt, aber sicher nicht die Punkte, die wir wollten."

Horner hofft, dass Gasly in den Wochen bis Spa-Francorchamps einen Ausweg aus der Krise findet: "Er sollte sich in der Sommerpause etwas Zeit nehmen, die erste Saisonhälfte zu reflektieren und die Lehren daraus in die zweite Hälfte zu nehmen. Das ist für uns entscheidend, wenn wir eine Chance haben wollen, Ferrari abzufangen. Er muss weiter vorne ins Ziel kommen."