Max Verstappen ist erlöst. Im 92. Anlauf holte er sich beim Formel-1-Qualifying in Ungarn die erste Pole Position seiner Karriere. Der Niederländer setzte sich in einem engen Showdown gegen Valtteri Bottas und Lewis Hamilton durch. Trotz seiner gerade einmal 21 Jahre entging dem Red-Bull-Star der Rekord des jüngsten Pole-Sitters. Aus dem hätte er sich aber sowieso nichts gemacht. Siege gibt es schließlich nur am Sonntag.

"Ich könnte da eine lange Geschichte draus machen. Es ist schön, aber ich schlafe deshalb jetzt nicht besser oder so", sagt Verstappen, den seine erste Pole nicht allzu sehr bewegt. Mexiko 2018 war seine letzte Chance, den von Sebastian Vettel 2008 in Monza aufgestellten Rekord zu brechen. Mit seiner Pole in Ungarn ist er hinter dem Ferrari-Star, Charles Leclerc und Fernando Alonso der viertjüngste Pole-Sitter der Geschichte. "Okay, dann schlafe ich doch schlecht", scherzt er.

Ändern wird sich für ihn durch die Pole Position aber letztendlich nur eines: "Die Leute hören jetzt nur auf mir ständig diese Frage zu stellen." Der Racer in ihm setzte halt schon immer andere Prioritäten: "Für mich hat es nie wirklich eine Rolle gespielt. Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde. Manchmal hätte ich etwas mehr Glück gebraucht, andere habe ich natürlich auch durch eigene Fehler verspielt."

Verstappen unaufhaltbar: Red Bull wird zum Selbstläufer

Auch wenn seine erste Pole nicht unbedingt in die Geschichtsbücher eingeht, so war das zwölfte Qualifying der F1-Saison 2019 immerhin eins für die Galerie. Verstappen kristallisierte sich früh als Gefahr für Mercedes heraus und lieferte im Q3 eine absolute Gala-Vorstellung ab. "Das Auto war das gesamte Wochenende über sehr konkurrenzfähig", sagt er. "Aber es war trotzdem immer ein Fragezeichen, ob es auch im Qualifying funktioniert."

Am Ende waren es eine makellose zweite Q3-Runde und 18 Tausendstel Vorsprung auf Bottas, welche Red Bull die erste Pole Position mit Honda bescherten. "Das Auto ist im Verlauf des Qualifyings immer besser geworden. Ich war sehr zufrieden damit und habe das Fahren sehr genossen. Ich habe im Zeittraining nichts gesagt, außer, dass das Auto laufen soll und sie mir neue Reifen geben sollen. Und das haben wir gemacht", so Verstappen.

Der Aufwärtstrend Red Bulls in den vergangenen Wochen fand mit dem Ungarn-Qualifying vor allem dank Honda seinen vorläufigen Höhepunkt. In Hockenheim hatte Red Bull die Power Unit im Qualifying so extrem aufgedreht, dass der Motor in den Notmodus schaltete. In Ungarn fand das Team den richtigen Kompromiss.

Hondas Qualifying-Modus und Red Bulls Ingenieure liefern ab

"Wir haben wirklich hart daran gearbeitet, den Motor zu verbessern, um im Qualifying mehr rauszuholen.", sagt Verstappen. "Wir konnten ihn heute etwas mehr aufdrehen, aber natürlich alles im Rahmen, ohne ihn hochzujagen. Aber er scheint immer noch nicht so viel Power wie Ferrari zu haben. Sie drehen wirklich noch mehr auf. Aber wir machen das auch, nur vielleicht nicht so aggressiv", erklärt Verstappen.

Doch nicht nur in Japan bei Honda, auch in Milton Keynes bei Red Bull wurden in den vergangenen Monaten die richtigen Schritte gemacht. "Beim Chassis haben wir in Österreich entscheidende Updates gebracht, und seitdem ist das Auto viel besser", so Verstappen. "Wir haben als Team schnell die Kurve bekommen nach dem Saisonbeginn, als uns definitiv noch viel gefehlt hat."

Die letzten Entwicklungsschritte am RB15 waren laut ihm allesamt ein Erfolg: "Wir haben immer wieder neue Teile gebracht, vielleicht keine so großen, aber immer welche, die die Balance und das Gefühl für das Auto verbessert haben. Und das ist es, was wir wollen. Heute hat sich das gezeigt. Auf einer Strecke, wo viel Downforce gebraucht wird, hat das Auto sehr gut funktioniert.

Verstappen voll auf Sieg gepolt: Der Sonntag zählt

Red Bulls Trend freut Verstappen ohne jeden Zweifel. Erledigt ist der Job für ihn aber wie immer erst am Sonntag: "Die erste Pole zu holen ist sehr schön, aber was zählt ist immer der Sonntag." Einen viel besseren Ort hätte sich Verstappen für seine erste Pole aber fast nicht aussuchen können. Nach Monaco ist Ungarn wohl der Ort, an dem Track Position die wichtigste Rolle spielt.

"Natürlich wird es etwas einfacher, wenn du weiter vorne ins Rennen gehst. Das macht es etwas leichter, das Rennen zu kontrollieren", so Verstappen, dem beim Grand Prix ein harter Kampf ins Haus steht. Denn während sein Teamkollege Pierre Gasly als Sechster deutlich weiter hinten startet, geht das Mercedes-Duo von den Positionen zwei und drei im Tag-Team auf Red-Bull-Jagd.

Angst flößen die Silbernen Verstappen aber keine ein - vor allem nach den letzten Rennen nicht: "Ich fühle mich gut. In den letzten Rennen war das selbst auf Rennstrecken so, auf denen wir nicht erwartet hatten, konkurrenzfähig zu sein. Da waren wir trotzdem zur Stelle."