Lewis Hamilton fuhr in Hockenheim ohne Zweifel sein schlechtestes Formel-1-Rennen der Saison 2019. Der WM-Führende flog in Führung liegend ab, beschädigte dabei seinen Mercedes, und drehte sich später im Rennen noch einmal. Nur mit Glück reiste er mit zwei WM-Punkten aus Deutschland ab in Richtung Ungarn.

Das Rennen wurde für ihn so schlimm, dass er nach dem zweiten Ausritt gleich die Box bot, das Auto abzustellen. Sein Renningenieur redete es ihm aus - und Hamilton versichert jetzt auch: Dabei ging es nicht darum, aufzugeben. Es war eine kalkulierte Maßnahme, er blickte dabei über Hockenheim hinaus in die Zukunft.

Motorsparer Hamilton: Wollte keine unnötigen Runden

"Zuerst einmal fühlte ich mich da nicht gut, aber vor allem dachte ich, dass ich jetzt Letzter bin", erklärt Hamilton die Abstell-Forderung von Hockenheim. "Ich spielte meine Chancen auf Punkte durch. Und wie viele Rennen ich noch mit dem Motor vor mir habe." Hamilton ist momentan mit der zweiten von drei erlaubten Motoren unterwegs, nach der Sommerpause wird der zweite Motor traditionell als Renn-Motor eingemottet.

"Ich dachte, ich könnte dem Motor, dem Getriebe 15 Runden ersparen", sagt Hamilton. "So denke ich immer. Sogar im Training. Wenn mir das Team sagt, dass 23 Runden im ersten Training gehen, fahre ich 20."

"Nur um sicherzugehen, dass ich zu einem anderen Motor zurückkommen kann, wenn etwas passiert", erklärt Hamilton weiter. Schließlich können unvorhergesehene Motorschäden immer passieren. Einen neuen Motor einzubauen bedeutet dann möglicherweise eine Strafe, während ein schon zuvor verwendeter Motor immer wieder zurückgebracht werden kann. "Das kann passieren, und dann habe ich weniger Kilometer drauf als alle anderen Fahrern", so Hamilton.

Hamilton will Hockenheim vergessen: Anpassungen vorgenommen

Nicht abzustellen stellte sich für Hamilton und Mercedes am Ende doch noch als richtig heraus. Die zusätzlichen Runden wurden mit zwei WM-Punkten belohnt. Aber insgesamt hinterlässt Hockenheim für Mercedes natürlich dennoch ein ziemlich übles Gesamtbild. Nach Hamiltons erstem Dreher schien Mercedes zuerst Überblick, dann Kontrolle zu verlieren.

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Ungarn GP (09:19 Min.)

"Wenn ich kritisch wäre, dann war ich der Ursprung aller Probleme", erinnert sich Hamilton zurück. Als er sich drehte, lag er noch in Führung. Danach ging es rapide abwärts. "Aber es gibt auch andere Elemente, die Teil davon waren. Und im Team nehmen wir als Einzelne nicht mehr Schuld auf uns. Wir gewinnen und verlieren zusammen."

"Wir hatten sehr offene und ehrliche Gespräche", beschreibt Hamilton die interne Analyse. "Ich glaube, bei anderen kannst du nicht über alles so offen und ehrlich sein." In Details will er nicht gehen, versichert aber: "Bei allen Beteiligten wurden Anpassungen vorgenommen." Damit sollen solche Eskalationen wie in Hockenheim viel seltener vorkommen, da ist er sich sicher.

Hamilton schläft drei Tage durch: In Ungarn fast wieder ganz fit

Bleibt noch die Frage nach Hamiltons Gesundheitszustand. In Hockenheim war er noch angeschlagen Qualifying und Rennen gefahren. "Ich hoffe, dass ich am Wochenende zu 100 Prozent dabei bin", meint er. "Es fühlt sich an, als ob ich etwas mehr Ruhe brauche, aber ich bin an diesem Wochenende viel besser in Form."

Denn: "Ich habe tatsächlich die letzten drei Tage geschlafen." Damit sollten sich die gesundheitlichen Probleme bei Mercedes und Hamilton so gut wie aufgelöst haben.

Pünktlich, um auch das Auto wieder auf Touren zu bekommen. Die letzten Updates von Hockenheim funktionierten dort noch nicht perfekt. Aber kein Grund zur Sorge für Hamilton: "Nicht, dass es nicht abgeliefert hat. Wir müssen das Auto nur etwas anders einstellen, um alles herauszuholen. Das dauert ein paar Rennen, bis du alles hast."