Die Formel 1 überraschte beim Rennen auf dem Hockenheimring mit einer ungewohnt milden Strafe gegen Ferrari. Nachdem das Team sich beim Boxenstopp von Charles Leclerc des Unsafe Release schuldig machte, erhielt Ferrari von den Offiziellen lediglich eine Geldstrafe in Höhe von 5.000 Euro. Max Verstappen hatte in Monaco für dasselbe Vergehen eine Zeitstrafe erhalten, die ihn ein Podest kostete. Der Red-Bull-Pilot reagiert mit Unverständnis.

"Komplett falsch", schimpft Verstappen über die Entscheidung, die unmittelbar nach dem Rennen im Paddock von Hockenheim einige Fragen aufwarf. Ferrari hatte Leclerc nach seinem Reifenwechsel mitten in den herannahenden Romain Grosjean geschickt. Die Untersuchung für den Unsafe Release folgte auf dem Fuße.

Eine Zeitstrafe erschien nach den Entscheidungen in der Vergangenheit als die wahrscheinliche sowie logische Konsequenz. Doch die Offiziellen entschieden diesmal anders - und beschreiten damit für Verstappen einen gefährlichen Weg. "Das macht doch dann jeder, wenn es nur ein Bußgeld gibt", so der 21-Jährige, dem außerdem die Unbeständigkeit der Entscheidungen sauer aufstößt: "Das ist nicht fair."

Verstappen widerspricht Rennleiter Michael Masi: Auch nicht fair

In Monaco hatte Red Bull ihn nach dem Service in die Spur des herannahenden Valtteri Bottas geschickt. Die beiden Piloten kollidierten in der Fast Lane leicht. Verstappen erhielt eine 5-Sekunden-Zeitstrafe, die ihn am Ende den zweiten Platz hinter Lewis Hamilton kostete.

"Bei Verstappen wurde das Urteil etwas falsch bezeichnet", stellte FIA Rennleiter Michael Masi in Hockenheim klar, dass der Straftatbestand in Monaco ein anderer war. "Es war eher wegen des Verursachens einer Kollision. Bei Leclerc handelte es sich hingegen um ein klassisches Unsafe Release."

Eine Erklärung, die Verstappen nicht gelten lässt: "Zu sagen, dass sie mir die Strafe nur gegeben haben, weil ich ihn berührt habe, ist auch nicht fair. Du lässt das Auto ja immer noch losfahren, mit dem Wissen, dass da ein Auto in der Fast Lane kommt. Das nur mit einem Bußgeld zu belegen, ist nicht fair."

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Ungarn GP (09:19 Min.)

5.000 Euro nur Peanuts, Sicherheit in der Boxengasse gefährdet

Die Reaktion Verstappens ist ungewöhnlich. Nachdem in der Vergangenheit wie zum Beispiel durch sein Manöver gegen Charles Leclerc in Spielberg andere Präzedenzfälle geschaffen wurden, nahm die Mehrheit der Fahrer diese, wenn sie auch umstritten waren, gerne an. Schließlich möchte jeder in einer ähnlichen Situation ebenfalls ohne Strafe davonkommen.

Verstappen hingegen fürchtet, dass dieser Freifahrtschein für die Teams einen Schritt zu weit geht. Wenn der Unsafe Release nicht mehr mit einer sportlichen Strafe geahndet wird, könnte in der Boxengasse zukünftig vorsätzlich riskant gehandelt werden. "5.000 Dollar sind Peanuts für ein Team. Das zu zahlen, ist denen völlig egal", wird Verstappen noch deutlicher.

Er erwartet, dass hierzu noch eine Klarstellung erfolgt: "Ich glaube, sie haben schon darüber in einem Meeting der Team-Manager gesprochen. Schauen wir mal, wie das ab jetzt gehandhabt wird. Aber es ist komplett falsch, das so zu machen. Besonders, wenn ständig von der Sicherheit gesprochen wird. Dann ist das einfach nicht korrekt."