"Er wird es niemals lernen!" So funkte ein völlig entnervter Romain Grosjean während des Deutschland GP der Formel 1 am vergangenen Wochenende über seinen Teamkollegen beim Haas F1 Team, Kevin Magnussen. Gerade war das Duo einmal mehr aneinander geraten.

Nebeneinander waren Magnussen und Grosjean auf die Spitzkehre zugefahren, innen der Däne, außen der Franzose. Magnussen erwischte den Scheitelpunkt nicht ganz, Grosjean lenkte dennoch einfach ein - direkt in seinem Teamkollegen.

Grosjean vs. Magnussen: Haas hat ein Problem

Oder besser gesagt: Teamrivalen. Spätestens seit diesem Vorfall scheint das Tischtuch zwischen Magnussen und Grosjean final zerschnitten. Der Funkspruch Grosjeans ist da nur ein weiterer Beleg. Auch wenn das Duo, an diesem Donnerstag gleich einmal gemeinsam in der FIA-PK vor dem Ungarn GP, klar dementiert. Bereits nach den vorherigen Vorfällen in Barcelona und Silverstone hatten sich beide Parteien allerdings gegenseitig kritisiert, nur dank Maulkorb von Teamchef Günther Steiner mit halbwegs gebremstem Schaum.

Zumindest war dieses Mal nichts weiter passiert. Gleich beide Haas-Fahrer erzielten sogar Punkte. Doch eine Lösung muss Haas nun endlich einmal finden - immerhin hat das Team mit dem mysteriösen Verhaltend es Boliden eigentlich mehr als genug zu tun. Auch in Ungarn experimentiert Haas wieder mit gleich drei verschiedenen Spezifikationen des VF-19 herum.

Günther Steiner: Noch keine Lösung

In der Angelegenheit Grosjean/Magnussen gibt es wegen des Back-to-back-Events jedoch noch keine Entscheidung. Oder? "Klar, ich hatte ja drei Tage!", scherzt Teamchef Steiner am Donnerstag in Ungarn. "Nein, so schlau bin ich nicht. In drei Tagen kann ich das nicht alles hinbekommen." Kein Wunder, hat sich inzwischen längst ein gordischer Knoten gebildet.

"Aber ich setze mich heute mit ihnen zusammen. Schauen wir, was dabei herauskommt. Wie sie es sehen und was wir dann tun müssen, um in Zukunft weiterzumachen", sagt Steiner - und fügt etwas verzweifelt klingend an: "Das ist das Einzige, was ich tun kann."

Haas erwägt Teamorder

Möglich sei etwa, dass Haas die Daumenschrauben drastisch wird anziehen müssen. "Vielleicht kommt es so, dass wir ihnen sagen, was sie tun sollen und wir entscheiden, wer was zu tun hat wenn sie nahe beisammen liegen", mutmaßt Steiner. "Aber solange sie sich nicht nahe kommen, ist es mir völlig egal, was sie tun. Ich denke aber, dass wir ihnen die Kontrolle entziehen müssen, wenn sie nahe beisammen liegen."

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Ungarn GP (09:19 Min.)

Das klingt nun doch nach einer klaren Idee. Zweikampf-Verbot bei Haas? Noch nicht ganz. Eine zweite - nein, eine weitere - Chance will Steiner seinen Zoff-Fahrern wohl noch zugestehen. "Das ist die einzige Lösung", meint Steiner. "Ich versuche zu vermeiden, etwas zu sagen. Denn das willst du nicht tun. Aber an einem gewissen Punkt musst du es vielleicht tun und bist gezwungen gewisse Dinge zu veranlassen ..."

Steiner: Ärger ohne Ende nicht konstruktiv

Andauernd auf den Tisch zu hauen wie nach Silverstone allein sei jedenfalls nicht mehr zielführend. "Wenn ich dasselbe mache wie in Silverstone, den gleichen Ärger über sie äußere, dann ist das nicht konstruktiv", meint der Tirloer. "Ich muss mir da etwas anderes ausdenken, damit wir es wirklich einmal unter Kontrolle bekommen und weitermachen können. Denn es ist dem Team gegenüber nicht fair. Das Team leidet darunter."

In Deutschland zumindest mal nicht durch einen weiteren Doppelausfall. Deshalb sei der neue Vorfall zwischen seinen Fahrer dieses Mal auch gar keine allzu große Enttäuschung gewesen. Da bist du erst einmal happy, dass nicht etwas wie in Silverstone passiert ist. Denn das hätte wieder passieren können. Dass sie wieder beide das Auto beschädigen und wir keine Punkte mitnehmen. Deshalb habe ich nichts gesagt und erst darüber nachgedacht", sagt Steiner.

Steiner ist schlechte Beziehung seiner Fahrer egal

Doch leidet das Team nicht auch unter der spätestens jetzt wohl toxischen Beziehung zwischen Grosjean und Magnussen? Steiner negiert. "Solange sie das Team respektieren und tun, was sie zu tun haben für das Team ...", winkt Steiner ab. Was dann zwischen den beiden passiere, spiele keine Rolle. "Das überlasse ich ganz ihnen. Da will ich mich nicht in ihre persönliche Beziehung einmischen."

Viel ändern könne er daran ohnehin nichts. " Ich denke nicht, dass ich dafür der beste Mann bin. Wenn sie persönlich nicht mit einander klarkommen, dann kann ich das auch sowieso nicht reparieren", sagt Steiner. "Wenn sie nicht miteinander reden, gut. Damit muss ich leben. Damit kann ich leben. Solang es sich nicht negativ auf das Team auswirkt. Eine gute Beziehung zu erzwingen, wird nicht gehen. Ich bin kein Psychologe, aber das funktioniert einfach nicht!"

Denkzettel für Grosjean & Magnussen? Für Steiner ein Akt der Verzweiflung

Auch nicht per Denkzettel? Ein Rennen Pause für einen der Streithähne? Schon vertraglich wäre das eine vertrackte Situation. Für Steiner jedoch ohnehin kein wirksames Mittel. "Das macht nicht viel Sinn und wirft mehr Fragen auf als es Antworten liefert. Das wäre ja fast schon eine Verzweiflungstat!"