Charles Leclerc hatte sich Regen für das Formel-1-Rennen in Hockenheim erhofft, und der Regen kam. Von Platz zehn gestartet arbeitete sich der Ferrari-Pilot schnell vor an die Spitze, und spielte bald mit dem Führungs-Trio Verstappen, Bottas und Hamilton mit.

Wie der später noch chaotisch werdende Rennverlauf zeigt - da wäre für Leclerc alles möglich gewesen. Es wurde aber gar nichts, denn Leclerc verlor in Runde 27 vor der Einfahrt in die Südkurve das Heck. Er fing den Rutscher ab, fuhr aber dadurch geradeaus in die Auslaufzone. Der Asphalt dort hatte so viel Grip wie Eis - und für Leclerc ging es chancenlos geradeaus ins Kiesbett, in den Reifenstapel, in den Ausfall.

Hockenheim-Auslaufzone schockt Leclerc

Die asphaltierte Auslaufzone in der Südkurve von Hockenheim ist gleichzeitig Teil des Drag-Strips. Dort stand während dem Rennen viel Wasser, und die Oberfläche dort war um einiges rutschiger als eine gewöhnliche Auslaufzone. Leclerc war nicht das einzige Opfer: Nico Hülkenberg, Lewis Hamilton, Kimi Räikkönen ... die Liste ist lang, und um einiges erfahrener als Leclerc.

Auch Lewis Hamilton wurde Opfer des Hockenheim-Drag-Strips, Foto: LAT Images
Auch Lewis Hamilton wurde Opfer des Hockenheim-Drag-Strips, Foto: LAT Images

"Ich wusste es", meint Leclerc auf die Frage, ob ihm der fehlende Grip dort schon aufgefallen war. "An einem Punkt, das kam auch im TV, hatte ich dort einen großen Drift, den ich zum Glück abfangen konnte. Ich wusste, der Grip war schlecht, aber vom vielen Wasser am Eingang war ich überrascht. Auf den Intermediates konnte ich es nicht so gut fühlen."

Aber kurz davor hatte er erstmals im Rennen auf die weichen Slick-Reifen gewechselt. Er kam in der Südkurve zu weit außen an, verlor das Heck auf dem feuchten Asphalt, und dann ging es dahin: "Sobald ich abseits der Strecke war, hat mich der fehlende Grip noch mehr überrascht." Jeder Versuch, das Auto noch zu lenken, blieb erfolglos. Es blieben nur Kiesbett, Reifenstapel und Ausfall.

Leclerc zuerst auf Asphalt sauer: Nicht für Formel 1 brauchbar

Gleich nach dem gescheiterten Versuch, sich aus dem Kiesbett zu befreien, ließ Leclerc am Funk Dampf ab: "Ich war mit 30 km/h unterwegs und konnte nichts machen. Das ist gefährlich. Aber mein Fehler, sorry." Nach dem Rennen legte er noch einmal nach: "Ich übernehme die volle Verantwortung für meinen Fehler, aber für mich sollte so eine asphaltierte Fläche wie ein Drag-Strip nicht an einer Formel-1-Strecke sein."

"Das ist auf keinen Fall eine Entschuldigung für meinen Fehler, ich übernehme die volle Verantwortung, aber wir sind in der Formel 1, diese Art von Asphalt ist inakzeptabel", fand Leclerc im TV-Interview von Sky Sports F1 die deutlichsten Worte.

Nico Hülkenberg, später ebenfalls Opfer des Drag-Strips, klang ähnlich sauer: "Ich habe das Heck verloren und mich entschieden aufzumachen. Wusste aber nicht, dass das wie Eis ist. Normal fahren wir runter und wieder zurück, aber hier war es wie Eis."

Nico Hülkenberg auf dem Weg in den Untergang, Foto: LAT Images
Nico Hülkenberg auf dem Weg in den Untergang, Foto: LAT Images

Wie Leclerc nimmt Hülkenberg die Verantwortung für den Fehler auf sich, meint aber auch: "Wir reden immer über Sicherheit. Unter dem Aspekt wurde nicht nachgedacht. Im Trockenen fährt man drauf und der Asphalt hat Grip. Im Nassen ist es aber eine Eisbahn."

Leclerc will Klarstellung: War ganz allein mein Fehler

Schuld am Crash ist für Leclerc aber nur einer: Er selbst. Das geht direkt nach dem Rennen aber zunächst unter, als sich alle auf seine Aussagen zur Auslaufzone stürzen - und den ersten Teil weglassen. "Ich glaube, da sage ich lieber nichts mehr. Ich sagte, ich wollte der Strecke nicht die Schuld geben", stellt er später klar. "Aber das erste, was ich online sah, war 'Leclerc gibt der Strecke die Schuld'."

"Das wollte ich nicht damit sagen", sagt Leclerc. "Es war sehr rutschig abseits der Strecke, aber den Fehler habe ich selbst gemacht. Es tut mir sehr leid für das Team, für die Fans, das war heute eine große Chance."

Ein Blick auf das Endergebnis lässt zwingendermaßen nur den Schluss zu: Ohne Crash wäre Leclerc auf jeden Fall aufs Podium gefahren, womöglich sogar gegen Verstappen um den Sieg. "Es war ein gutes Rennen bis zum Fehler, dann habe ich es in die Tonne getreten. Bis dahin waren wir stark."