Max Verstappens Sieg beim Formel-1-Rennen in Hockenheim war ein Triumph mit Ansage. Schon nach dem Qualifying hatte Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com. angekündigt. "Wir wissen nur, dass Verstappen im Regen noch besser ist, als er jetzt schon ist. Also wir fürchten uns nicht davor." Verstappen ließ Taten folgen. Doch woher kommt das Regen-Genie im niederländischen Superstar überhaupt?

"Viel Training im Nassen als ich jung war, und dabei viele Stunden mit meinem Vater arbeiten, der im Nassen wie ich denke auch ziemlich anständig war", erzählt der 21-Jährige nach seinem siebten Grand-Prix-Sieg, dass Vater Jos Verstappen einen entscheidenden Anteil an seiner Extraklasse im Regen hat. "Er hat mir immer die richtigen Tipps gegeben. Nicht nur, was das Fahren angeht, sondern auch das Treffen von Entscheidungen."

Jos Verstappen nahm zwischen 1994 und 2003 selbst an 107 Formel-1-Rennen teil und zeigte dabei vor allem bei schwierigen Bedingungen auf. 2000 fuhr er in Kanada im unterlegenen Arrows bei ähnlichen Bedingungen wie an diesem Sonntag in Hockenheim auf den fünften Platz. 2003 eroberte er im Minardi im ersten Qualifying von Magny-Cours bei Mischbedingungen sogar die Bestzeit.

Verstappen nimmt Dreher in Hockenheim mit Humor

Sohn Max ließ bereits als 18-Jähriger in seiner zweiten Formel-1-Saison sein Können im Regen aufblitzen. Beim Grand Prix von Brasilien 2016, dem bis dato letzten vollwertigen Regenrennen in der Formel 1, erteilte er bis auf Lewis Hamilton dem gesamten Feld eine Lehrstunde im Nassen.

"Es war ein bisschen wie Brasilien 2016, das war auch verrückt. Man hat ständig zwischen Intermediates und Regenreifen hin- und hergewechselt. Wir sind aber keine Slicks gefahren. Deshalb war es hier vielleicht etwas anders, aber es war definitiv eines der schwierigsten [Rennen]", vergleicht Verstappen die beiden Rennen, welche zweifelsohne zu den denkwürdigsten seiner noch jungen Karriere zählen.

Wie damals in Interlagos, als er das Auto bei einem wilden Quersteher um ein Haar in die Leitplanken setzte, gab es auch in Hockenheim wieder einen haarigen Moment, bei dem der Triumphzug beinahe in einem Unfall endete. Gleich nach dem ersten Wechsel von Intermediates auf den Medium-Trockenreifen drehte sich Verstappen in Kurve 14.

"Nach dem Rennen kann ich sagen, dass ich diesen 360er für die Fans gemacht habe", nimmt Verstappen die Szene im Nachhinein mit Humor. Während des Drehers war die Situation für ihn nicht ganz so lustig: "Zu dem Zeitpunkt war es sehr schwierig auf diesem Asphalt, der sehr wenig Grip bietet."

Verstappen erst in Führung richtig schnell: Mercedes war im Weg

Überhaupt kam Verstappens Rennen nur langsam in die Gänge. Am Start hatte er massiv Wheelspin. Von Startplatz zwei aus fiel er zunächst hinter Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen zurück. Am Finnen im Mercedes biss er sich daraufhin rundenlang die Zähne aus. "Ich steckte in den ersten Runden hinter Valtteri in der Dirty Air fest", sagt er.

Nachdem er durch den richtigen Strategie-Call sowie den Fahrfehler Hamiltons die Führung übernommen hatte, war er klar der schnellste Pilot auf der Strecke. Selbst die immer wiederkehrenden Safety-Car-Phasen stellten keine Gefahr da. "Sobald ich vor den Mercedes war, konnte man die Pace sehen, die wir wirklich hatten", so Verstappen.

"Als ich vorne war, konnte ich die Reifen besser schonen und hatte alles etwas mehr unter Kontrolle. Aber es war sehr schwierig da draußen. Du musstest immer voll fokussiert sein und konntest nicht zu viele Fehler machen." Neben der Ausbildung durch den Vater im Go-Kart war es aber auch der mittlerweile eigene Erfahrungsschatz, der ihm den Weg zum Sieg ebnete.

"Wenn du 90 Rennen gefahren bist, hast du selbst schon sehr viel erlebt", so Verstappen, für den Hockenheim der 92. Grand Prix war. "Auf dieser Basis kannst du natürlich auch die richtigen Entscheidungen treffen. Aber der Informationsfluss zwischen mir und dem Team war heute entscheidend. Ich denke, wir haben die richtigen Calls gemacht, und das hat uns den Sieg beschert."

Verstappen nimmt Mercedes-Fahrer in Schutz: War sehr schwierig heute

Das zwölfte Saisonrennen war aber nicht nur durch diesen Einzelerfolg ein gelungenes für Verstappen. Durch die Nullrunde von Mercedes hat Verstappen als Dritter in der Weltmeisterschaft auf 62 Zähler an Leader Lewis Hamilton aufgeschlossen. "Das ist immer noch eine Menge", wiegelt er ab. "Ich denke, sie sind immer noch das dominante Team."

Dass Top-Fahrer wie Hamilton und Bottas den schwierigen Bedingungen zum Opfer fielen, ist für Verstappen bei diesen Bedingungen keine Überraschung: "Es war sehr schwierig heute und sehr leicht, einen Fehler zu machen, wie wir sehen konnten. Es war einfach nicht ihr Tag."

Hinsichtlich der Weltmeisterschaft ändert sich für ihn aber nichts. Bei Red Bull liegt der Fokus weiter auf Einzelerfolgen. "Wir müssen immer noch hart arbeiten, um den Rückstand aufzuholen und wirklich in jedem Rennen um den Sieg kämpfen zu können. Aber natürlich ist es gut, wenn wir mehr Punkte als sie mitnehmen können."