Vettel-Festspiele in Hockenheim! Wer hätte nach diesem Qualifying noch damit gerechnet? Nach einem technischen Defekt an seinem Ferrari gleich im Q1 begann für Sebastian Vettel sein Formel-1-Heimrennen in Deutschland 2019 vom letzten Startplatz. Nur, um auf einem sensationellen zweiten Platz zu enden. Doch noch ein Top-Ergebnis, mehr als versöhnlich für zehntausende zum Hockenheimring gepilgerte Fans.

Wie das möglich war? Durch einen völlig chaotischen Grand Prix unter regnerischen Bedingungen. "Es ist unheimlich viel passiert. Teilweise habe ich gedacht, es geht nie zu ende. Hat Spaß gemacht, aber war hart mit den Bedingungen. Man musste immer aufpassen, was man macht", schildert ein vor Freude strahlender Vettel.

Vettel vorsichtig am Start: Trotzdem P14 nach Lap 1

Einen ersten wichtigen Schritt legte der vierfache Formel-1-Weltmeister gleich in der ersten Runde nach Rennfreigabe und stehendem Start im Regen: Aus Umlauf eins kam Vettel bereits auf P14 zurück. Dabei war er sogar mit Zurückhaltung an die Sache herangegangen. "In den ersten beiden Kurven musste ich vorsichtig sein", sagt Vettel.

Mit Erfolg. Auch in den anderen nur noch 63 Rennrunden durch zunächst vier Formation hinter dem Safety Car. "Ich konnte mich aus allen Situationen raushalten" sagt Vettel. Anders als fast jeder andere Pilot. Unfälle, Abflüge, Crashs waren in Hockenheim an der Tagesordnung. Nicht bei Vettel.

Ferrari-Teamchef Binotto adelt Vettel: Hat die Strategie selbst gemacht

"Das war ein Wahnsinnsrennen. Ich freue mich sehr für Seb. Er ist fantastisch gefahren. Von ganz hinten auf P2", lobt ihn Ferrari-Teamchef Mattia Binotto bei RTL. "Ich bin echt sehr zufrieden und freue mich sehr für ihn. [...] Es werden noch viele weitere solcher Leistungen kommen. Seb hat das hier echt gebraucht, auch dem Team gibt es wieder Schwung."

Vettel tüftelte seine Rennstrategie selbst aus, Foto: LAT Images
Vettel tüftelte seine Rennstrategie selbst aus, Foto: LAT Images

Einzig an Vettel habe der Erfolg dann auch nicht gelegen. "Heute hatten wir einfach auch ein bisschen Glück", gesteht Binotto. "Aber unsere Boxenstopps waren auch gut, kamen zur rechten Zeit." Weil auch ihr Sebastian Vettel glänzte. "Er hat selbst entschieden, wann er an die Box kommen wollte - nämlich anders als der Kommandostand dachte. Da muss der Fahrer es auch manchmal selbst entscheiden."

Vettel reicht Lob weiter: Fan-Hilfe durch Regenschirme!

Spannend fällt Vettels Sicht auf genau dieses Lob aus. Das reicht der Heppenheimer nämlich weiter. An die Fans! "Es war unglaublich, sehr schwer einzuschätzen was die Bedingungen angeht. Ob es trocken ist oder nicht, weil Reifen ja auch abgebaut haben. Ich bin dann irgendwann auf Slicks gewechselt. Der beste Indikator waren die Zuschauer - ob sie die Regenschirme aufgespannt hatten oder nicht", schildert Vettel. "Deshalb bin ich dann auf die Trockenreifen."

Doch sollte sich der Regen in Hockenheim noch einmal zurückmelden. Für Vettel generell keine Hilfe. Auf den Intermediates tat sich der Ferrari-Star schwer. "Der Start [Regenreifen] war super, die erste Hälfte [Inters] gut und die zweite [Slicks] nochmal richtig stark", fasst Vettel treffend zusammen.

Vettel: Darum so schwach auf Intermediates

Die schwache Pace auf Intermediates nach der ersten Aufholjagd führte mancher bereits auf ein mögliches neues Turbo-Problem zurück. Das räumte Ferrari jedoch noch während des Rennens aus. "Ich hatte kein Problem", bestätigt Vettel. "Ich habe mit den Intermediates einfach nicht das richtige Handling bekommen. Da habe ich mich schon gefragt: 'Was ist denn da los?' Danach hat mit DRS aber alles sehr gut funktioniert und ich bin mit dem Slick am Ende des Rennens zum Leben erwacht", schildert Vettel. "Aber es war so ein langes Rennen. Das muss ich mir jetzt erstmal alles anschauen."

Ferrari und Vettel im Freudentaumel, Foto: LAT Images
Ferrari und Vettel im Freudentaumel, Foto: LAT Images

Wie ein Sieg fühlt sich die Hatz auf P2 nach dem Schock des Samstag für Vettel jedoch nicht an. "Max wurde Erster, also nein. Aber nach dem, was passiert ist, können wir natürlich sehr happy sein", sagt Vettel. "Als ich als letzter gestartet bin war ich natürlich sehr aufgeregt, das unter diesen Bedingungen zu tun. Und es wurde verrückter als ich dachte!"

Vettel: Ferraris Zeit wird kommen

Vettel weiter: "Ich freue mich sehr, besonders für das Team. Wir machen eine harte Phase durch. Aber ich bin sicher, dass unsere Zeit kommen wird. Aber ich freue mich auch für mich. Es ist immerhin mein Heimrennen gewesen und alle waren immer richtig aus dem Häuschen als ich am Ende vorbeigefahren bin. Es war echt ein irres Rennen mit vielen Entscheidungen. Aber wir sind ruhig geblieben und haben meist richtig entschieden und sind sauber geblieben. Das war wichtig."