Im Formel-1-Team von Haas dauert es unterschiedlich lange, bis alle die Nullnummer von Silverstone verdaut haben. Während Teamchef Günther Steiner sich in Hockenheim noch immer frustriert gab, wollen seine beiden Fahrer mit dem Runde-eins-Crash abgeschlossen haben.

Das hat Haas auch dringend nötig. Denn Romain Grosjean und Kevin Magnussen haben eigentlich keine Zeit, um teamintern weiter zu streiten. Das ganze Team hat dafür keine Zeit - nach wie vor haben sie keine klare Idee, was an ihrem Auto falsch läuft. Am Freitag wird man drei Versionen des VF-19 testen - Australien, Silverstone und ein neues Hockenheim-Paket.

Grosjean, Magnussen: Crash-Aufarbeitung braucht keine zwei Wochen

"Internes Business", wehrt Grosjean Fragen zu Details nach dem Silverstone-Crash ab. "Es gibt einen Grund, warum das hinter geschlossenen Türen abläuft", meint Kevin Magnussen. Teamchef Steiner hatte sich zuvor über verpasste Chancen und auch über nicht eingehaltene Team-Absprachen beschwert - schließlich waren sich die beiden Fahrer schon in Barcelona fast ins Auto gefahren.

Kommen in Hockenheim also neue teaminterne Regeln? "Weiß ich nicht. Vielleicht", meint Grosjean. Für ihn ist das alles keine große Sache: "Sicherlich werden wir am Sonntagmorgen ein Briefing haben. Wir sind nicht dumm, wir wollen Kontakt vermeiden." Laut ihm ist das Mittelfeld einfach zu eng, zu gefährlich, Kontakt da immer durch unglückliche Umstände möglich. Dann ist es einfach Pech.

Der Haas-Crash ereignete sich in einer turbulenten ersten Runde, Foto: LAT Images
Der Haas-Crash ereignete sich in einer turbulenten ersten Runde, Foto: LAT Images

"Ich bin darüber hinweg", stellt Grosjean klar. "Ich glaube nicht, dass ich etwas anders hätte machen können." Magnussen fügt an: "Wenn beide Autos sich im Rennen berühren und ausfallen ist das ein Problem. Aber du musst dich damit nicht wochenlang aufhalten." Das klingt ganz anders als beim Teamchef. "Ich bin noch nicht damit fertig", ließ Steiner ja verlauten.

Sein Frust rührt wohl auch davon her, dass Haas noch immer keine Antworten für ihre Probleme mit dem Auto hat. "Der Freitag war wohl der beste unseres Jahres", blickt Grosjean zurück auf Silverstone. "Da war viel Druck im Team. Vielleicht auch, weil wir gerade herausgefunden hatten, dass ein fünf Monate altes Auto schneller war. Da kann ich verstehen, dass das insgesamt zur Explosion geführt hat."

Haas sucht Lösungen: Hockenheim mit drei Auto-Versionen

Diese Erkenntnis scheint fix: Der Australien-Haas ist besser als der aktuelle Haas. Kein Schock für Grosjean, er fühlt sich endlich bestätigt: "Als wir das Update gebracht haben, habe ich das Team sofort gebeten, zum alten zu wechseln. Es hat sich nicht gut angefühlt. Ich war damals am Freitag zwei, drei Zehntel schneller, das Team dachte, alles würde gut funktionieren."

Doch für Grosjean stimmte etwas nicht - und nach mehreren miserablen Rennen stimmte das Team endlich zu, und baute für Silverstone ein Auto zurück auf die Australien-Spezifikation. "Am Freitag war das Feeling von den Wintertests wieder da", meint Grosjean. Dann kam der Crash im Rennen, und Haas konnte keine weiteren Vergleichs-Daten sammeln.

Die Experimente gehen in Hockenheim daher weiter. Magnussen wird Vergleichstests fahren - zuerst mit der Silverstone-Spezifikation, dann mit ganz neuen Teilen. Grosjean testet weiterhin das Australien-Auto.

Grosjean-Platz bei Haas in Gefahr? Habe Optionen

Von den Entlassungsgerüchten will Grosjean an dieser Stelle nichts wissen. "Das war schlechter Journalismus", kommentiert er das Gerücht, dass er schon jetzt seinen Haas-Sitz verlieren hätte sollen. "Die Leute haben keinen Plan, wovon sie sprechen."

2020 ist für ihn momentan noch offen, aber er hat mehrere Optionen in der Formel 1. Haas sei eine, andere soll es geben. "Ich habe keine Kristallkugel, aber macht euch keine Sorgen."