Scheitert Mercedes beim Deutschland GP zum zweiten Mal in der laufenden Formel-1-Saison? Ausgerechnet in Hockenheim, jenem Rennen, das Mercedes als Titelsponsor überhaupt rettete, gleichzeitig mit einer Sonderlackierung für den W10 und vielen weiteren Extras in Garage & Co. 125 Jahre Motorsport und 200 F1-Grands-Prix feiert?

Eine Frage, die sich 2019 eigentlich verbietet. Die Dominanz der Silberpfeile zieht sich von Australien bis Silverstone - mal mehr, mal weniger ausgeprägt, mal mit unfreiwilliger Ferrari-Hilfe, durch. "Ich hatte mal zehn Siege in einer Saison und so. Aber es waren nie sieben in den ersten zehn Rennen", schwärmt Lewis Hamilton etwa über seine eigene Bilanz.

Mercedes in Hockenheim mit Anti-Hitze-Update

Doch genau einmal zeigte Mercedes ganz massiv Schwäche. Beim Hitzerennen in Österreich. Im Nachlauf folgten diverse Statements des Teams, wonach eine Reaktion bei ähnlichen Bedingungen schwerfallen würde. Die Kühlung sei für solche Hitze schlicht nicht groß genug ausgelegt, eine grundlegende Konzeptfrage, die sich so leicht nicht beheben lasse.

Und doch: Mercedes wäre nicht Mercedes, würde man nicht sämtliche Steine wenden, um irgendwie doch das Unmögliche möglich zu machen und eine wirksame Lösung zu finden. Nach Hockenheim hat der Weltmeister deshalb nun neben einigen Aero-Neuerungen vor allem ein spezielles Anti-Hitze-Update gebracht.

Bottas: Schafft uns ein paar Grad Luft

So ist etwas das Heck des Silberpfeils weiter geöffnet als üblich. "Wir haben hier ein paar Teile für die Kühlung, auch Aero-Teile", bestätigt Valtteri Bottas diesen ersten optischen Eindruck des Silberpfeils in der Boxengasse. Durch sein neues halbweißes Kleid hatte der Mercedes fast davon abgelenkt.

Mercedes erinnert an die Zeiten vor den Silberpfeilen: Ursprünglich für man mal in weiß, Foto: LAT Images
Mercedes erinnert an die Zeiten vor den Silberpfeilen: Ursprünglich für man mal in weiß, Foto: LAT Images

Doch spätestens dank Bottas ist klar: Mercedes hat etwas getan. "Nach Österreich hat das Team eine starke Reaktion gezeigt. Wir haben ein neues Update dafür [für die Kühlung], das sollte uns für ein paar Grad Luft verschaffen", sagt der Finne.

Hitzekeule in Deutschland: 40 Grad zu viel für Mercedes-Kühlung

Das Problem: Die aktuelle Hitzewelle ist derart überdimensioniert ausgeprägt - am Mittwoch und Donnerstag Allzeizhitzerekorde für Deutschland in Serie -, dass ein paar Grad bei weitem nicht reichen. Auf 26 bis 27 Grad hatte Wolff nach Österreich Mercedes' Schmerzgrenze eingegrenzt. In Hockenheim wurden am Donnerstag 39 Grad gemessen.

"Keiner hat erwartet, dass wir bei 40 Grad fahren", gesteht deshalb auch Bottas. "Aber dann haben auch die anderen Probleme", hofft der Finne. Damit nicht genug der Hoffnung. Die ruht auch auf dem Wetterbericht. Am Freitag soll die Sonne zwar noch immer brennen, doch für Samstag und Sonntag sagen die Wettermodelle aktuell Regen und weniger als 30 Grad voraus. Damit sollte Mercedes umgehen können.

Hoffnung Wetterbericht: Sonntag wird kühler

Hält sich die Hitze jedoch, so sieht auch Lewis Hamilton die Mercedes-Felle rasant davonschwimmen. "Es ist auf jeden Fall gut", sagt der WM-Leader zwar über das Update. Doch so gewaltig sei die Wirkung nicht. "Viel können wir nicht machen, es ist ja größeres Designproblem, das wir haben wenn es heiß wird", erinnert der Brite.

"Das ist sehr schwierig, anzugehen Wir arbeiten daran, können da aber nur sehr kleine Schritte gehen. Ich hoffe, dass wir dieses Wochenende klarkommen. Aber wenn es so heißt bleibt wie heute, werden wir Probleme geraten. Wenn es beim nächsten Rennen heiß wird, werden wir in Probleme geraten. Wie in Österreich", fürchtet Hamilton sich auch vor Ungarn, ebenso bekannt für Hitzeschlachten.

Auch deshalb sei es für ihn trotz komfortabler WM-Führung alles andere als schwierig, fokussiert zu bleiben. "Am Qualifying kann man etwa noch arbeiten. Das war beim letzten Rennen nicht ideal", sagt Hamilton. "Und dann diese heißen Rennen, die nicht so leicht für uns sind. Wie Österreich. Das wird eine Herausforderung." Doch das gefällt dem Briten nur: "Großartig so!"