Haben Romain Grosjean und Kevin Magnussen mit ihrer neuerlichen Kollision in Silverstone das berühmte Fass zum Überlaufen gebracht? Schon in Barcelona waren der Franzose und der Däne zuvor aneinandergeraten und handelten sich Ärger von Haas-Teamchef Günther Steiner ein.

Der jedoch verflog recht bald. Anders nach der Wiederholung beim Großbritannien GP. Auch zehn Tage später hat der Tiroler nach einer neuen klaren Ansage an seine Chaos-Piloten den Vorfall nicht verdaut. "Ich bin noch nicht damit fertig", sagt Steiner am Donnerstag vor dem Deutschland GP in Hockenheim.

Steiner: Verpasste Silverstone-Chance schwer zu verdauen

"Normalerweise bin ich damit recht schnell. Aber wir hatten nach Barcelona recht klare Absprachen, was gemacht werden darf und was nicht. Und daran wurde sich nicht gehalten. Das ist enttäuschend", poltert der Teamchef der US-Truppe.

Nicht nur das gebrochene Wort und die Wiederholung erzürnt Steiner, die Gesamtsituation und eine verpasste Chance spitzen die Lage weiter zu. "Du hast nur eine gewisse Menge an Gelegenheiten und dieses Jahr haben wir zu kämpfen. Das Auto war am Freitag mal viel besser auf Longruns. Ich weiß nicht hundertprozentig, dass es im Rennen genauso gewesen wäre. Aber die Chancen waren hoch. Und dann sind wir nach fünf Kurven praktisch raus!"

Steiner wartet weitere Reaktionen ab: Kann sehr viel machen

Konkrete Gegenmaßnahmen habe Haas bisher noch nicht getroffen, um eine dritte Eskalation allein in dieser Saison zu verhindern. "Müssen wir noch schauen", sagt Steiner. "Aber ich denke, dass sie die Message in Silverstone ziemlich deutlich bekommen haben."

Doch schien das auch nach Barcelona der Fall gewesen - und hieß ganz offensichtlich nicht verstanden. Nur vernommen. "Sie sagten aber, sie wollen darüber nachdenken", so Steiner. Wirklich überzeugt davon klingt das nicht.

Genügend Sanktionsmöglichkeiten würde es jedenfalls geben, versichert Steiner: "Was ich tun kann? Ich kann sehr viel tun!" Grosjean und Magnussen müssten jetzt ganz einfach mal die gegenwärtige Lage bei Haas begreifen. "Das ich für mich das enttäuschende. Sie lassen ja nicht mich im Stich, sondern das ganze Team."

Fahrer feuern? Haas will in Sommerpause entscheiden

Die härteste aller Sanktionen ging nach Silverstone sofort durch die Gerüchteküche: Wird sich Haas jetzt von den immer wieder auffälligen Grosjean oder Magnussen trennen? "Wir werden zwei Fahrer haben", scherzt Steiner auf Nachfragen zum Line-up für 2020. Man werde alle Fahrerfragen jedoch erst nach der Sommerpause behandeln.

Interessant: Kein klares Dementi gibt Steiner dazu ab, ob ein Wechsel schon während der laufenden Saison in Frage komme. "Nach der Pause wissen wir alles zu den Fahrern- hoffentlich", winkt Steiner erneut ab. Spekuliert worden war zuvor etwa über ein Leihgeschäft mit Mercedes. Die Silberpfeile wollen Esteban Ocon unbedingt zurück in die Formel 1 bekommen.

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Deutschland GP: (08:04 Min.)

Eine hauseigene Haas-Lösung komme unterdessen nicht in Frage, so Steiner. Stichwort Pietro Fittipaldi, Entwicklungsfahrer des Teams. "Er hat keine Superlizenz", erklärt Steiner. Vier Punkte fehlen dem Enkelsohn der brasilianischen F1-Legende Emerson. "Aber es gibt jetzt ja die Lösung, Punkte über Einsätze im ersten Training zu erhalten", erinnert Steiner an eine jüngste Novelle im Superlizenz-System.

Das allerdings wäre für Haas ein mögliches Eigentor. "In unserer Situation müssen unseren beiden Stammfahrer gerade einfach so viel im Auto testen wie möglich", erklärt Steiner. Noch dazu ein Wechsel zu einem Rookie nicht unbedingt die beste Idee. "Das kann funktionieren, wie man diese Saison bei McLaren mit Norris sieht. Ein Rookie ist eine Chance, aber kann auch ein Risiko sein. Wenn es nicht funktioniert, dann stehst du da."