Mercedes am Formel-1-Freitag in Silverstone auf den Positionen eins und zwei - nach der Spielberg-Klatsche schien bei den Weltmeistern im 'Home of British Motor Racing' wieder alles beim Alten. Valtteri Bottas und Lewis Hamilton beendeten den Trainingstag an der Spitze und die Konkurrenz sieht ihre Felle mal wieder davonschwimmen. Doch die Silbernen rechnen selbst mit einem Gegner trotz allem ganz besonders.

"Die Longruns von Mercedes waren sauschnell", schreibt Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com die eigenen Siegchancen schon nach dem Freitag ab. "Das ist natürlich ein Mercedes-Kurs mit den schnellen Kurven, die Vollgas gehen." Nachdem sich Mercedes im FP1 noch hinter Pierre Gasly im Red Bull anstellen musste, stellten Bottas und Hamilton die Hackordnung am Nachmittag wieder her.

"Heute war von Beginn an ein guter Tag für mich, sowohl mit Blick auf meine Performance als auch auf die Abstimmung des Fahrzeugs. Es ist immer ein schönes Gefühl, wenn man so in ein Wochenende starten kann", so Bottas, der am Ende des Tages sieben Hundertstel schneller war als der Teamkollege.

Der Finne bestätigte zugleich die Aussage von Helmut Marko, dass der F1 W10 in den Highspeed-Kurven in seiner Domäne ist. "Das Auto fühlte sich in den Kurven schnell an und in Silverstone gibt es jede Menge davon, das ist also ein gutes Zeichen", so Bottas.

Hamilton kämpft im Training mit der Balance

Ganz perfekt lief es bei Mercedes allerdings nicht. Auf ihren ersten Performance-Runs im zweiten Training hatten beide Silberpfeil-Piloten ihre Probleme, das Auto im Grenzbereich auf der Strecke zu halten. In Becketts kamen sie wie der Großteil der Konkurrenz beide weit raus, bis auf den Grünstreifen.

"Die neue Streckenoberfläche bietet viel Grip, aber auf einem neuen Asphalt kann man manchmal urplötzlich die Haftung verlieren", sagt Bottas, für den das Griplevel offenbar das einzige Problem darstellte. Hamilton hingegen kämpfte auch mit den Wetterbedingungen. "Der Wind war sehr stark und böig. Dadurch war es sehr schwer, eine Runde zusammen zu bekommen. Lewis hatte etwas mehr damit zu kämpfen als Valtteri",so Technikchef James Allison.

"Der Asphalt ist sehr glatt, weshalb es schwierig ist, die Reifen richtig zum Funktionieren zu bringen. Sie sind mal im Fenster und dann wieder nicht, auch die Windböen haben uns das Leben nicht gerade einfach gemacht", so der fünfmalige Champion. "Ich hatte etwas mit dem Heck zu kämpfen und kam ein paar Mal von der Strecke ab. Valtteri schien sich im Auto hingegen viel wohler zu fühlen."

Hamilton warnt trotz Mercedes-Bestzeit vor Ferrari

Hamiltons Fazit fällt dennoch optimistisch aus: "Wir waren trotzdem vorne dabei und es scheint so, als ob wir im Kampf um die Spitze mitmischen können." Doch wie immer darf auch die obligatorische Warnung vor der Konkurrenz nicht fehlen: "Das ist nach dem ersten Tag jedoch immer schwierig zu sagen und Ferrari ist am Freitag normalerweise etwas langsamer, um dann am Samstag die Pace zu erhöhen."

Tatsächlich war Charles Leclerc mit zwei Zehnteln Rückstand auf Bottas durchaus noch in Schlagdistanz zu Mercedes. Im Lager der Roten schiebt man die Favoritenrolle aber an die Weltmeister ab. "Mercedes ist der Favorit. Ich denke, sie haben heute ihre Runden nicht ganz so gut hinbekommen. Aber insgesamt war der Speed schon da. Die sehen sehr, sehr stark aus. Deshalb wird es schwer für uns, glaube ich", so Sebastian Vettel.

Bottas will sich wie Hamilton ebenfalls nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, verpackt das aber ohne direkten Verweis auf den Konkurrenten. "Die Fahrzeugbalance scheint hier gut zu sein, aber ich glaube, dass wir noch etwas Verbesserungsspielraum haben. Ich gehe immer noch davon aus, dass es morgen eng zugehen wird. Es wird darauf ankommen, wer über Nacht und morgen bis zum Qualifying die meiste Performance herausholen kann", so der WM-Zweite.