Haas F1 befindet sich vor dem zehnten Formel-1-Rennen 2019 in Silverstone in der Krise. Nach schwachen Performances kam es am Mittwoch vor dem Rennwochenende zum Bruch mit Titelsponsor Rich Energy. Der dubiose Energy-Drink-Hersteller erklärte via Twitter das Ende der Geschäftsbeziehung. Haas sportlich und wirtschaftlich am Boden? So schnell geht's laut Teamchef Günther Steiner nicht.

"Wir befinden uns in einer schwierigen Lage. Aber gebt uns noch nicht auf! Es wird alles etwas zu sehr schlechtgeredet, nachdem wir uns in Österreich noch als Fünfter qualifiziert haben", sagt der Südtiroler im Vorfeld des Grand Prix von Großbritannien. "Ich weiß, dass wir schlechte Rennen haben. Aber wir finden sicher einen Ausweg."

Der Tweet von Rich Energy, in dem der Titelsponsor erklärte, das Engagement aufgrund schlechter Leistungen sowie der Tatsache, dass die Formel 1 zu politisch korrekt sei, zu beenden, erwischte aber auch ihn aus heiterem Himmel. "Es war eine Überraschung", so Steiner, der sich aufgrund der verzwickten Lage nicht im Detail zur Situation äußern wollte.

Steiner bleibt pragmatisch: Auch Rich-Energy-Streit Teil des Jobs

"Es tut mir leid. Ich würde gerne mehr sagen, aber ich kann nicht. Ich hoffe, ihr respektiert das. Ich will niemanden in Schwierigkeiten bringen", so der 54-Jährige. Da die Auflösung des Kontrakts zwischen Rich Energy und Haas F1 durch einen Tweet logischerweise nicht rechtswirksam ist, ist die ganze Angelegenheit auch noch lange nicht ausgestanden.

In Silverstone wird Haas seinen Teil des Vertrages zunächst weiter erfüllen, wie Steiner sagt: "Sie werden dieses Wochenende auf dem Auto sein. Den Rest sehen wir dann, wenn wir uns um die Zukunft kümmern." Der Teamchef nimmt die unschöne Situation in der von ihm gewohnt pragmatischen Art und Weise hin.

"Das ist Teil des Jobs. Ohne das geht es natürlich auch, aber es hält mich in der Nacht nicht wach, weil ich darüber nachdenke. Wir machen unseren Job. Das Wichtigste ist, das Auto wieder dahin zu bekommen, wo wir es haben wollen. Das andere ist auch Teil der Arbeit, aber wir alle haben Dinge in unseren Jobs, die wir mehr oder weniger mögen. Das gehört dazu."

Steiner ohne Zukunftsängste: Gene Haas schon lange genug dabei

Mit 16 Zählern liegt Haas in der Weltmeisterschaft an der neunten und vorletzten Position. Nach dem fünften Platz im Vorjahr natürlich ein großer Rückschlag, doch den Sechsplatzierten Alfa Romeo fehlen lediglich sechs Zähler. Steiner glaubt nicht, dass die Existenz des Teams durch die momentane Situation auf dem Spiel steht.

"Ich denke, sein Engagement steht. Er ist schon lange im Motorsport und er weiß, dass es nicht immer nur bergauf geht. Natürlich wird er mit der aktuellen Lage nicht glücklich sein. Warum sollte er auch? Aber das kann man ihm nicht verübeln. Doch solange er weiß, dass wir zurückkommen können, wird es in Ordnung sein", so Steiner.

Den Vorwurf von Rich Energy, Haas sei zu schlecht, will Steiner unkommentiert lassen. "Ich verstehe es, professionell zu sein. Ich weiß, wann ich sprechen kann und wann nicht. Es macht keinen Sinn, einen Streit vom Zaun zu brechen. Es macht mich nicht wütend, es ist nur etwas, um das ich mich nächste Woche kümmern muss, und das werde ich tun", sagt er.

2019 für Haas bisher schwierigstes Formel-1-Jahr

Der seit über 30 Jahren im Motorsport tätige Steiner verschließt vor der schwierigen Situation jedoch keinesfalls die Augen. "Ist das für uns was die Performance angeht die bisher schwierigste Zeit? Vielleicht, ja", räumt er ein. "Aber die macht jeder durch. Ich habe immer gesagt, dass wir an irgendeinem Punkt auch mal einen Schritt zurück machen werden. Das ist nicht nur im Rennsport, sondern in jedem Wettbewerb so. Es geht nicht immer nur vorwärts."

"Das sind aber auch gute Momente, denn jetzt sehen wir, wie wir einen Ausweg finden. Das ist eine Herausforderung, und jede Herausforderung ist auch eine Chance. Du kannst dich verbessern, durch diese Tiefen. Du musst einfach härter arbeiten. Solange dir das bewusst ist, wird es eines Tages wieder gut laufen."

Das Hauptproblem von Haas ist der für 2019 konstruierte Pirelli-Reifen und dessen im Vergleich zum Vorjahr deutlich kleineres Temperaturfenster, welches der VF-19 auf der Renndistanz einfach nicht treffen will. "Das Seltsame ist im Moment, dass wir gar kein schlechtes Auto haben. Ansonsten könnten wir uns nicht als Fünfter qualifizieren. Wir müssen es nur besser verstehen und die Performance jederzeit verfügbar machen", so Steiner.

Mit einer Lösung tut man sich aber nach wie vor schwer: "Ich denke, wir könnten es [Temperaturfenster] finden, wenn wir immer auf derselben Strecke mit den gleichen Reifenmischungen fahren würden. Aber es bewegt sich ständig alles und du versuchst einfach, dieses eine Fenster zu finden, in dem man dauerhaft bleibt. Jeder leidet darunter, wir offenbar etwas mehr."