Nach Verstappen-Erfolg: Ist Red Bull Honda jetzt siegfähig? (17:05 Min.)

Der Österreich GP 2019 sorgte auch an den Tagen nach dem Rennen für hitzigen Gesprächsstoff. Die Formel-1-Gemeinde wütete in den sozialen Netzwerken, wollte neben der vieldiskutierten Szene zwischen Max Verstappen und Charles Leclerc noch einen weiteren Regelbruch erkannt haben.

Über den Zweikampf um den Sieg in Runde 69 wurde bereits hinlänglich berichtet. Letztendlich kann man darüber diskutieren, das Regelwerk ließ den Stewards aber Ermessensspielraum und den nutzen sie zugunsten von Max Verstappen und im Sinne des Rennsports.

Doch was war da am Start los? Viele sahen, dass Max Verstappen extrem weit vorne in seiner Parkposition stand. Seine Vorderachse befand sich deutlich vor der gelben Linie. Die Reifen standen schon klar auf der weißen Linie.

Warum wurde Magnussen bestraft und Verstappen nicht?

Möglicherweise hätte die Parkposition gar nicht so viel Aufsehen erregt, wäre Kevin Magnussen nicht bestraft worden. "Out of Position", zeigte die weltweite Regie während des Rennens als Grund für die Durchfahrtsstrafe an.

Vergleichsbilder sind Wind auf die Mühlen der Verstappen-Kritiker. Magnussen stand nicht weiter vorne als Verstappen. Warum aber wurde nur der Haas-, nicht aber der Red-Bull-Pilot bestraft?

Die kurze Erklärung lautet: Magnussen wurde nicht für seine Parkposition bestraft, sondern für das Anrollen. Die Onboard-Aufnahmen zeigen ganz klar, dass der Däne beim Einlegen des Gangs vor dem Erlöschen der Startampel losrollt. Eine gewisse Toleranz gibt es genau aus diesem Grund, aber Magnussen bewegte sich zu deutlich - der Sensor schlug aus.

Das Reglement sieht bei einem Fehlstart zwei Möglichkeiten vor: Eine Durchfahrtsstrafe oder eine 10 Sekunden Stop-and-Go Strafe. Die Stewards entschieden sich in Österreich für die etwas harmlosere Strafe, weil sich Magnussen damit keinen Vorteil verschaffte.

Formel-1-Start: So darf geparkt werden

Trotzdem ändert es nichts daran, dass Verstappen extrem weit vorne stand. Ist das erlaubt? Tatsächlich ist das nicht so ganz genau geregelt. Im International Sporting Code, der allgemeinen FIA-Regel-Bibel wird von einem Fehlstart gesprochen, wenn der Fahrer in der falschen Position steht. Die Position soll vom speziellen Reglement der jeweiligen Rennserie genauer definiert werden.

Die Markierungen sind nicht relevant für mögliche Strafen, Foto: LAT Images
Die Markierungen sind nicht relevant für mögliche Strafen, Foto: LAT Images

Im Formel-1-Reglement ist dieser Absatz relativ kurz gehalten. Ein Regelbruch ist es demnach, wenn "das Auto in der Startaufstellung so positioniert wird, dass der Transponder den Moment nicht erkennen kann, wann sich das Auto zum ersten Mal nach dem Start von seiner Position bewegt."

Die weiß markierte Startbox ist ein Anhaltspunkt für die Vorderreifen. Die gelbe Linie dient als Referenz für die Fahrer. Weil sie aus dem Cockpit schlecht einschätzen können, wo sich ihre Räder in Relation zur Startbox befinden, zeigt die weit nach außen ragende Linie an, wo sich die Mittelachse der Vorderräder befinden sollte.

Start-Transponder im Boden eingelassen

Für Strafen relevant ist dann aber die Transponder-Position. Das Frühstart-Erkennungssystem des Zeitnehmers - nicht der FIA - funktioniert über batteriebetriebene Sensoren in einem zylindrischen Loch in der Startbox. Dieser Sensor korrespondiert mit dem FIA-Transponder, der an allen Autos angebracht ist. Der Transponder befindet sich an der Unterseite der Nase und sendet ein kegelförmiges Signal.

In solchen Löchern befinden sich die Transponder der Zeitnahme, Foto: Motorsport-Magazin.com
In solchen Löchern befinden sich die Transponder der Zeitnahme, Foto: Motorsport-Magazin.com

Der Sensor im Boden registriert die Signalstärke, die vom Transponder des Fahrzeugs ausgeht. Dadurch kann er nicht nur messen, ob sich das Auto bewegt, sondern auch, wie schnell es sich bewegt und wo es genau steht. Allerdings ist diese Technik mit einer Toleranz versehen. Bei Bewegungen in der Größenordnung der Höhe einer Getränkedose kann es vorkommen, dass sie nicht wahrgenommen werden.