Die Formel 1 beendete auch den Österreich-GP wieder kontrovers. Nachdem Max Verstappen und Charles Leclerc sich im harten Kampf um die Führung um 16:31 Uhr berührt hatten, leiteten die Stewards eine nicht enden wollende Untersuchung ein. Erst um 19:46 Uhr wurde verkündet, dass Verstappen nicht bestraft wurde.

Es folgte viel Kritik in Richtung der Stewards und der FIA, von allen Seiten. Warum war Verstappen nicht bestraft worden? Warum hatte es so lange gedauert, bis die Stewards ihre Entscheidung veröffentlichten? Diese Fragen versuchte am Abend schließlich Michael Masi, der neue Rennleiter der Formel 1, zu beantworten.

Formel-1-Rennleiter erklärt lange Wartezeit in Österreich

Natürlich muss zuerst angemerkt werden: Masi, seit 2019 Rennleiter der Formel 1, trifft mit seinem Team keine Entscheidungen. Die Rennleitung leitet lediglich Zwischenfälle zur Untersuchung an die vier Stewards des Rennens weiter. Diese beraten dann, und treffen unabhängig von der Rennleitung die Entscheidung.

Aber Masi hat einen Überblick über das Verfahren - daher kann er zumindest erklären, warum es so lange gedauert hat: "Der erste Teil war natürlich, dass es so nah zum Rennende hin passierte. Es ging erst um sechs Uhr richtig los, davor gab es diverse Medien-Verpflichtungen, und die Pressekonferenz." Diese Termine sind für die Fahrer verpflichtend. Da die Untersuchung aber Verstappen und Leclerc anforderte, konnte man erst um 18:00 Uhr beginnen.

"Die Anhörung selbst hat mit allen beteiligten Parteien ungefähr eine Stunde gedauert", fährt Masi fort. Dabei waren beide Fahrer, sowie zwei Teamvertreter. Und weiter: "Die Stewards haben sich beraten, haben andere Fälle durchgeschaut. Bis du dann die Entscheidung hast und sicherstellst, dass keine Schreibfehler drin sind, und dann die Teams zur Verkündung holst ..."

Formel-1-Rennleiter: Kanada hatte keinen Einfluss auf Österreich

Viele Faktoren verzögerten das finale Ergebnis des Österreich-GPs also. Masi bekräftigt die Stewards in ihrem Vorgehen: "Du willst die richtige Entscheidung treffen, alles berücksichtigen, möglichst viele verfügbare Informationen berücksichtigen." Damit gingen die Österreich-Stewards aber anders vor als ihre vier Kollegen, die in Kanada die Strafe gegen Sebastian Vettel aussprachen.

Dort wurden weder Vettel noch Hamilton vorgeladen, die Strafe ohne Anhörung im Rennen ausgesprochen. Dass die Österreich-Stewards - keiner von ihnen war in Kanada dabei - jetzt nach der kontroversen Entscheidung unter mehr Druck standen und daher auf Nummer sicher gehen wollten, glaubt Masi aber nicht.

Vettel und Hamilton in Kanada, Foto: LAT Images
Vettel und Hamilton in Kanada, Foto: LAT Images

"Der Druck ist hier immer hoch", sagt Masi, der den Stewards das Vertrauen ausspricht: "Sie sind alle angesehene Damen und Herren in ihrem Feld, alle erfahrene Stewards. Das ist Teil der Rolle eines Schiedsrichters. Nein, da kam glaube ich nichts hinzu."

Immer und immer wieder unterstreicht Masi nach dem Rennen: Jede Entscheidung ist in der Formel 1 anders. Wenn es Zeit braucht, dann braucht es eben Zeit: "Wir versuchen so gut wie möglich dafür zu sorgen, dass das Podium richtig ist. Aber wenn es in den letzten zwei, drei Runden passiert, ist es schwer. Wenn das in Runde drei passiert, und wenn die Stewards glauben, dass sie alles haben, dann würden sie wohl eine Entscheidung treffen. Es ist ein Balance-Akt."

Österreich nicht mit Kanada, Frankreich vergleichbar

Bleibt noch die Frage zu klären, ob die Strafe selbst legitim ist. Schließlich wurde in Kanada (gegen Sebastian Vettel) und danach in Frankreich (gegen Daniel Ricciardo) hart durchgegriffen. Aber Rennleiter Masi verteidigt die Österreich-Entscheidung.

"In Kanada fuhr Sebastian über das Gras, war vorne, das war kein Überholmanöver", folgert Masi. "Das mit Daniel und Lando [Norris], da ging es darum, dass Daniel von der Strecke fuhr und dann zurückkam. Hier waren dann beide Autos auf der Strecke, es war ein Überholmanöver. Die drei zu vergleichen - es sind komplett verschiedene Zwischenfälle. Wie die Stewards in ihrer Entscheidung hervorgehoben haben, war das ein Renn-Zwischenfall."