Max Verstappen musste am Sonntag noch eine ganze Weile um seinen Sieg im Formel-1-Rennen auf dem Red Bull Ring zittern. Nach einer langen Anhörung und einer noch längeren Entscheidungsfindung stuften die Stewards in Österreich sein umstrittenes Überholmanöver gegen Charles Leclerc als legal ein. Für Red Bull die einzig richtige Entscheidung.

"Wir waren voll davon überzeugt, dass es okay war", sagt Teamchef Christian Horner, für den schon im Moment des Führungswechsels alles klar war. Dass die Offiziellen das genauso sehen würden, hingegen nicht: "An dem Punkt als es zu den Stewards ging, warst du natürlich nicht sicher."

Dass die Rennleitung seinem Fahrer Recht gab, ist für ihn gut und richtig. "Tom Kristensen und die Stewards, die hier im Dienst waren, haben die absolut richtige Entscheidung getroffen. Eines Tages wird es auch wieder gegen uns gehen. Aber ich denke, es war faires und hartes Racing und genau das, was Formel 1 sein sollte."

Ferrari-Teamchef Mattio Binotto sah genau das nicht: "Wir glauben, dass das eine falsche Entscheidung ist - das ist unsere Meinung. Charles hat Platz gelassen, ihn trifft deshalb keine Schuld. Es kam zu einer Kollision und er wurde von der Strecke abgedrängt", so der Italiener.

Leclerc hätte anders reagieren müssen: Er war Schachmatt

Horner, der selbst bis 1998 als Rennfahrer aktiv war, sieht bei Verstappen jedoch nicht im Geringsten ein Fehlverhalten. "Er hat sich in der Anbremszone schon durchgesetzt. Er kam von weiter hinten und hat ihn ausgebremst. Er war am Scheitelpunkt vorne und ab diesem Punkt hat er die Kurve gewonnen", so seine Bewertung der Szene.

Obwohl Verstappen mit seinem Herausbeschleunigen bis zum kurvenäußeren Kerb dafür sorgte, dass Leclerc die Strecke verlassen musste, sieht er die Verantwortung für die Berührung beim Monegassen. "Es gab eine Berührung, als Charles einlenkte", sagt er.

Leclerc hätte anders reagieren müssen. Statt dagegenzuhalten, hätte er einen Konter für den Kurvenausgang ins Auge fassen sollen. "Er war Schachmatt. An diesem Punkt lag es bei ihm, sich zurückfallen zu lassen und den Undercut zu versuchen", meint Horner.

Nachträgliche Änderung des Siegers für Horner unvorstellbar

Nachdem die Formel 1 durch die Mercedes-Dominanz und die viel diskutierte Strafe gegen Sebastian Vettel in Montreal zuletzt schwer unter Beschuss stand, wäre eine nachträgliche Änderung des Resultats für ihn aus wirtschaftlicher Hinsicht fatal gewesen.

"Es ist unvorstellbar, überhaupt daran zu denken, dass sie dieses Podium nach solch einem Rennen einfach ändern", so Horner. "Das war einfach nur der Pfeffer, den die Formel 1 für ein fantastisches Rennen gebraucht hat."