Im Formel-1-Medienzentrum des Red Bull Rings spielten sich am Samstagabend tumultartige Szenen ab. Stundenlang wusste niemand so ganz genau, von welcher Startposition Lewis Hamilton beim Österreich GP 2019 ins Rennen geht. Das Problem: Der Mercedes-Pilot hatte sich auf Rang zwei qualifiziert, bekam aber eine Startplatzstrafe von drei Plätzen.

Eigentlich, so sagt es der gesunde Menschenverstand und die höhere Mathematik, müsste Hamilton also von Startplatz fünf aus in den Österreich GP gehen. Tut er aber nicht. Um 20:16 Uhr Ortszeit veröffentlichte die FIA die provisorische Startaufstellung, die Lewis Hamilton auf Rang vier listet. Wie ist das möglich? Motorsport-Magazin.com erklärt den Regel-Wirrwar.

1. Strafe: Sainz und Albon ans Ende

Das Problem ist nicht Hamiltons Startplatzstrafe, das Problem ist eine Fülle an Strafen. Gleich sechs Fahrer wurden strafversetzt. Carlos Sainz und Alexander Albon tauschten als Erste Motorkomponenten. Beide gleich so viele, dass man sich 2019 gar nicht mehr die Mühe macht, die genaue Zahl auszurechnen.

Seit dieser Saison gilt: Wird ein Pilot mehr als 15 Plätze aufgrund von Motorkomponenten nach hinten versetzt, muss er am Ende des Feldes starten. Abstruse Strafen von 120 Strafplätzen wie zu Honda-Hochzeiten gibt es somit nicht mehr. Das Problem: Was passiert, wenn mehrere Piloten von hinten starten müssen?

Dabei ist nicht der Zeitpunkt der Strafe entscheidend. Hier kam es in den vergangenen Jahren zu kuriosen Szenen, weil bei mehreren Strafen entscheidend war, wer die Boxengasse zuerst mit den neuen Teilen verlies. Stattdessen gilt jetzt: Das Qualifying-Ergebnis ist gleichzeitig die Reihenfolge der 'Back of the Grid' Starter.

Die Regel ist offenbar so neu, dass selbst der FIA hier ein Fehler unterlief. In der um 20:16 Uhr veröffentlichten Startaufstellung war Carlos Sainz noch vor Alexander Albon. Um 20:56 Uhr kam die korrigierte Fassung - mit Albon vor Sainz.

2. Strafe: Hülkenberg +5 Startplätze

Lange Rede, kurzer Sinn: Albon und Sainz spielen bei Hamilton keine Rolle. Dann geht es aber weiter bei den Strafen. Anschließend werden die Strafen nacheinander abgearbeitet. Nico Hülkenberg kaufte sich für fünf Strafplätze einen neuen Motor. Der Renault-Pilot qualifizierte sich auf Rang zwölf, rutscht somit also auf Rang 17. Wichtig: Hülkenbergs eigentlicher Startplatz bleibt vorerst leer, Hülkenberg reiht sich zunächst gemeinsam mit Lance Stroll auf P17 ein.

3. Strafe: Magnussen +5 Startplätze

Dann erwischte es Kevin Magnussen: Fünf Plätze für einen unplanmäßigen Getriebewechsel. Der Haas-Pilot hatte sich auf Rang fünf qualifiziert, rutscht also zusammen mit Sebastian Vettel auf Rang zehn. Wieder wichtig: Auch hier bleibt der fünfte Startplatz vorerst unbesetzt.

4. Strafe: Russell +3 Startplätze

Im Qualifying begingen George Russell und Lewis Hamilton das gleiche Vergehen. Beide behinderten einen Piloten auf seiner schnellen Runde. Zuerst wurde Russell verknackt: Drei Strafplätze für den Williams-Piloten. Das wirft ihn von Rang 19 auf 22 zurück. Es gibt nur 20 Autos? Egal, vorerst ist Russell 22. und sein eigentlicher 19. Startplatz bleibt leer.

5. Strafe: Hamilton +3 Startplätze

Und dann kommt sie, die Hamilton-Strafe für das Blockieren von Kimi Räikkönen. Drei Plätze, keine Diskussion. Der Brite gab es selbst zu, geht mit der Strafe d'accord. Was passiert nun? Hamilton wird von zwei auf fünf versetzt. Den fünften Platz braucht er sich in diesem Fall nicht mit Kevin Magnussen teilen, weil der schon zuvor strafversetzt wurde und Rang fünf in diesem Moment leer ist.

Erst nach der letzten Strafe werden die Lücken aufgefüllt, die Fahrer von hinten rücken auf. Weil Hamiltons zweiter Startplatz leer ist, rücken alle Piloten dahinter auf. Also auch Hamilton selbst, der somit von fünf auf vier rückt.

So wird die Startaufstellung für den Österreich GP gemacht, Foto: Motorsport-Magazin.com
So wird die Startaufstellung für den Österreich GP gemacht, Foto: Motorsport-Magazin.com

Vettel rückt von zehn auf neun und hat somit wieder einen Startplatz für sich selbst, weil er nicht mehr mit Magnussen zusammen steht. So füllt sich das Feld nach und nach auf, bis George Russell von Rang 22 auf 18 vorgespült wird. Schlussendlich werden dann noch die 'Back of the Grid' Starter Alex Albon und Carlos Sainz angefügt - und fertig ist die Startaufstellung für den Österreich GP 2019.