Wo ist Valtteri Bottas 2.0? Am Donnerstag vor dem Österreich-GP der Formel 1 ist von diesem Valtteri Bottas nicht mehr viel zu spüren. Das Hoch vom Jahresbeginn ist verflogen, Mercedes-Kollege Lewis Hamilton hat die WM unter seine Kontrolle gebracht und führt jetzt mit 36 Punkten auf seinen Teamkollegen.

Zuletzt in Frankreich brannte Hamilton seinem Teamkollegen Bottas über 18 Sekunden auf. Harte Fakten für Bottas, der in Spielberg jetzt zugibt: Die Saison dauert nicht ewig. Er muss zügig wieder auf die Erfolgsspur zurückfinden.

"Zum Glück sind noch 13 Rennen zu fahren", atmet Bottas in Österreich durch. Nur zwei Rennen, Baku und Australien, hat er bisher gewonnen. Der Rest ging an Hamilton. "Normalerweise mache ich das nicht, aber wenn ich weit nach vorne schaue, dann muss ich jetzt bald die Lücke schließen, um im WM-Kampf zu bleiben", gibt er zu.

Bottas' Hamilton-Schock: 18 Sekunden unvorstellbar

Die letzten Rennen liefen bei ihm ganz und gar nicht mehr nach Plan. Beim Setup habe er sich in Frankreich verrannt, lautet jetzt seine Erklärung. Ließ Hamiltons Setup-Richtung in Le Castellet links liegen: "Ich bin in eine ziemlich unterschiedliche Richtung mit dem Setup gegangen. Zum ersten Mal in diesem Jahr so extrem, aber das hat sich überhaupt nicht zu meinem Vorteil entwickelt."

"Wir sind das Rennen jetzt oft durchgegangen", so Bottas. "So eine riesige Lücke hätte ich mir nicht vorstellen können, und das ist auf jeden Fall enttäuschend." Aber er hat verstanden, wo genau er in Frankreich in die falsche Richtung abgebogen ist.

"Vom Fahrstil und vom Reifenmanagement her hat Lewis bessere Arbeit geleistet, das war der Unterschied", erklärt Bottas. "Am Ende des Rennens waren meine Reifen ziemlich hinüber, dann wurde es auch mit Charles ziemlich eng. Ich musste viel Reifenmanagement betreiben, nur um mit den Blasen ans Ende zu kommen."

Hamilton, im Gegenzug, sorgte mit herausragendem Reifen-Management für Aufsehen. Selbst auf alten Hard-Reifen konnte er am Ende noch eine Attacke in Richtung schnellste Runde versuchen, und schaffte es fast - und war dabei fast schneller als Sebastian Vettel auf neuen Soft-Reifen.

Bottas will Lösungen wissen: Beste Saison wieder auf Kurs?

Sich beim Setup so weit von Hamilton zu entfernen, sei laut Bottas aber kein übermäßiges Risiko gewesen. "Ich bin einfach meinem Gefühl gefolgt. Aber in den letzten paar Rennen würde ich rückblickend das Setup anders angehen. Ich muss einfach meinem Gefühl mit dem Auto folgen, weil die im Schnitt funktioniert haben."

Von Sorgen um die WM-Chance will Bottas also noch nicht sprechen: "Ich habe viele Lektionen gelernt, und habe die letzte Woche hinter mir gelassen. Es macht keinen Sinn, mir weiter Sorgen zu machen."

Obwohl er Hamilton nur in zwei von acht Rennen besiegte, bleibt Bottas dabei: "Es fühlt sich wie meine beste Saison an. Das einzig Nervige ist, dass ein paar Rennen besser hätten sein sollen. Ob es ums Qualifying geht, um kleine Fehler, oder um die Reifen im Rennen. Wenn ich aufs Gesamt-Klassement schaue, ist das trotzdem meine beste Saison."

Bottas fühlt keinen Druck: Ziel bleibt WM

Letzten Endes versucht sich Bottas also wieder an Optimismus. Über die Tatsache, dass er die Hilfe von anderen Fahrern braucht, die sich zwischen ihn und Hamilton schieben, um Hamilton Punkte wegzunehmen - darüber denkt er gar nicht nach: "Ich denke über meine eigene Leistung nach. Vorne zu sein, das Rennen zu gewinnen. Da liegt der Fokus. Wer zwischen uns liegt, ist ein Bonus."

"Es gibt keinen Druck, ich habe viel Unterstützung", versichert Bottas. "Kein Druck. Mein Ziel, am Ende des Jahres vorne zu stehen, lebt auf jeden Fall noch. Es wird nur von den nächsten ein, zwei Monaten abhängen. Bis Abu Dhabi ist es noch lange."