Der Blick auf die Gesamtwertung der Formel-1-Saison 2019 lässt Antonio Giovinazzi bisher alles andere als überzeugend aussehen. Der Alfa-Romeo-Rookie ist vor dem neunten Rennen im Kalender in Österreich immer noch ohne WM-Punkt. Trotz der schwierigen Debütsaison ist er vor dem Rennen am Red Bull Ring guter Dinge. Der Italiener hat auch ohne den großen Durchbruch Selbstvertrauen getankt.

"Ich bin wirklich zufrieden. Meine Referenz ist ein Weltmeister. Ich bin froh darüber und glücklich zu sehen, dass ich sehr nah an ihm dran bin und manchmal auch davor", erklärt Giovinazzi, woher er den Boost für seine Moral nimmt. In der WM liegt Teamkollege Kimi Räikkönen mit 19 Zählern zwar weit vor ihm, doch im Qualifying landete Giovinazzi zuletzt vermehrt vor dem Iceman.

In Baku war er das erste Mal schneller als der Weltmeister von 2007, zuletzt bezwang er ihn in Montreal und La Castellet zweimal hintereinander. Im teaminternen Qualifying-Duell ist er beim Stand von 5:3 für Räikkönen kurz davor, den Anschluss herzustellen. "Das Selbstvertrauen ist nach zwei guten Qualifyings da. Ich brauche nur ein besseres Rennergebnis, um den nächsten Schritt zu machen", so Giovinazzi.

Giovinazzis Aufwärtstrend von schwacher Alfa-Performance kaschiert

Zu Saisonbeginn machte sich der Erfahrungsrückstand des Rookies deutlich bemerkbar, nachdem er in den zwei Jahren vor seiner Beförderung in die Königsklasse als Simulatorfahrer von Ferrari hauptsächlich virtuell seine Runden drehte: "Ich bin zuletzt 2016 Rennen gefahren, danach nur die 24 Stunden von Le Mans mit Ferrari und Anfang 2017 zwei Rennen für Sauber."

Charles Leclerc verdiente sich 2018 in nur einer Saison bei Alfa Romeo Sauber die Beförderung zu Ferrari. Die Erwartungshaltung gegenüber dem ebenfalls aus der Ferrari Driver Academy stammenden Giovinazzi war dementsprechend hoch. Doch sein Vorgänger hatte es mit Marcus Ericsson als Messlatte deutlich einfacher, und auch er brauchte erst ein paar Rennen, um sich in der Formel 1 zurechtzufinden. Beim vierten Rennen in Baku holte Leclerc seine ersten WM-Punkten.

Giovinazzi knackte auf dem Stadtkurs erstmals das Q3, nur hatte er davon nichts - genau wie vom Rest seines Aufschwungs, denn nach Aserbaidschan ging bei Alfa Romeo erstmal nicht viel. "In Baku war ich im Q3, doch ich hatte eine Gridstrafe. Nach Baku war die Performance des Autos in Barcelona und Monaco nicht die Beste", sagt Giovinazzi. "Und gerade da habe ich mich eigentlich verbessert. Ich war immer richtig nah an Kimi dran."

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Österreich GP (09:39 Min.)

Giovinazzi sieht im Rennen noch Nachholbedarf: Kimi besser

In Le Castellet wurde ihm seine Performance letztendlich sogar zum Verhängnis. Er schaffte es auf dem Soft-Reifen ins Q3 und schnitt sich damit ins eigene Fleisch. "Es war das schlimmste Rennen, um ins Q3 zu kommen", so der 25-Jährige, der mit dem weichen Reifen keine Chance auf ein gutes Resultat hatte. Nicht einmal zehn Runden hielt der Pneu, was ihn letztendlich zu einer Einstopp-Strategie zwang: "Ich konnte nichts machen, es war die schlechteste Strategie."

Während einige Medien seine Zukunft in der Formel 1 schon nach einer handvoll Rennen in Frage stellten, saß er bei Alfa Romeo stets fest im Sattel. "Das Team unterstützt mich sehr und ich bin sehr dankbar dafür. Das ist wichtig für meine Motivation", sagt Giovinazzi. "Aber für noch mehr Motivation brauchst du bessere Ergebnisse, und das will ich natürlich schaffen. Die Pace ist schon da. Wir brauchen jetzt nur ein sauberes Rennen, in dem die Strategie und alles passt."

Den Sonntag sieht er aber auch bei sich selbst noch als Manko. Denn selbst wenn er im Qualifying vor Räikkönen landet, hat dieser im Rennen stets die Nase vorne: "Ich bin wohl etwas aggressiver als er, und er hat vielleicht eine bessere Rennpace. Er weiß im Rennen was er macht, er weiß was er will und kann es alles auf den Punkt bringen. Das ist es, was ich mir von ihm abschauen muss."