Die Formel 1 hat ein Problem, da sind sich 2019 alle einig. Der Frankreich-GP, in all seiner Langeweile, schien dieses Problem noch einmal zu unterstreichen. Lewis Hamilton und Mercedes dominierten das Rennen an der Spitze, ein spannender Kampf um den Sieg war unvorstellbar. Und selbst das Mittelfeld konnte diesmal kaum Highlights bieten.

2021 soll aber alles besser werden. Die Regelhüter der FIA und die Rechteinhaber von Liberty Media planen gemeinsam eine Total-Überholung des technischen Reglements. Erste Entwürfe gibt es schon. Die Fahrer bleiben dabei im Hintergrund, haben kaum etwas zu melden. Lewis Hamilton schaudert beim Gedanken an 2021: "Sie sind nicht einmal annähernd da, wo sie sein sollten."

Hamilton fürchtet 2021: Erste Entscheidungen falsch

Die Langeweile im Frankreich-GP war in der Pressekonferenz nach dem Rennen großes Gesprächsthema. Und 2021 brachte Hamilton selbst ins Spiel. Als er auf das nächste Rennen in Österreich angesprochen wurde, warnte er nämlich zuerst, dass dort wohl alle langsamer machen müssten - denn es droht eine Hitzeschlacht, noch schlimmer als in Frankreich.

"Eines der Probleme ist, dass unsere Autos zu schwer sind, und die Bremsen am Limit sind und dauernd überhitzen", erklärte Hamilton. "Und sie reden davon, sie 2021 noch schwerer zu machen, das ist die falsche ... ich verspreche euch, das ist die falsche Entscheidung!"

Hamilton fordert: Lasst die Fahrer ran!

Hamilton klingt besorgt, als er vor den Regeln für 2021 warnt. Es fehlt für ihn einfach noch die Meinung der Fahrer. Die sind zwar für 2021 erstmals durch die Fahrer-Vereinigung GPDA in den Prozess eingebunden, aber am ersten Entwurf fehlt laut Hamilton noch so einiges.

"Jahrelang wollten sie uns nicht dabeihaben", so Hamilton. "Ich nehme an, weil sie Ingenieure sind, die die Entscheidungen treffen, und wir sind nur Fahrer. Aber Fakt ist: Wir wissen, wie sich das Auto anfühlt, und daher haben wir gute Kritik, die bei einer Entscheidung nur helfen kann. Du kannst keine Regeländerung vornehmen, ohne alle Fakten zu kennen."

Hamilton reist zu 2021-Meeting nach Paris: Helfe, wo ich kann

2021 sind die Fahrer endlich dabei. "Ich hoffe sehr, dass es besser wird. Das geht so weit, dass ich letzte Woche nach Paris kam, um mich zu beteiligen. Ich war in diesem Meeting, mit all den Bossen der Formel 1, mit FIA und mit allen Teams, und versuchte mich einzubringen." Neben Hamilton waren auch Nico Hülkenberg und der GPDA-Vorsitzende Alexander Wurz dabei.

Hamilton hatte zuvor erstmals lange Gespräche mit Wurz geführt. Früher war er bei solchen Entscheidungen oft nicht involviert: "Ich habe gerade erst meine Verantwortung in der Position realisiert, als Fahrer mit den meisten WM-Titeln. Das heißt, wenn wir mit der FIA sprechen, und wenn sie überhaupt auf uns hören, haben wir Fahrer, die schon länger dabei sind und verschiedene Reifen und Aero-Pakete erfahren haben, hoffentlich besseres Verständnis, das wir weitergeben können."

Der letzte öffentliche Stand des 2021er-Regelentwurfes der Formel 1, Foto: F1
Der letzte öffentliche Stand des 2021er-Regelentwurfes der Formel 1, Foto: F1

"Wir versuchen zu helfen, wenn sie mit Ideen kommen", erklärt Hamilton den Plan von ihm und seinen Fahrerkollegen. Immerhin sind sie jetzt endlich dabei. "Wenn sie mit einer Idee ankommen, können wir sagen, dass sich das eigentlich im Auto grauenvoll anfühlen würde. Und dann können sie sagen: 'Oh, wirklich?'"

Hamilton fordert große Änderungen an 2021er-Entwurf

Sämtliche beteiligte Parteien in der Formel 1 haben sich in Paris entschlossen, die Deadline für die Regeln für 2021 zu verschieben. Statt Ende Juni steht jetzt Anfang Oktober auf dem Plan. Hamilton sieht darin die einzig richtige Entscheidung: "Weil sie meiner Meinung nach nicht einmal annähernd dort sind, wo sie sein sollten."

"Sie müssen ein paar ernsthafte Änderungen an den Entscheidungen für 2021, die sie bereits entworfen haben, vornehmen", ist sich Hamilton sicher. " Was mich zuversichtlich stimmt, ist die Arbeit von Ross [Brawn] und seinem Team, die zum ersten Mal an einem Aero-Paket arbeiten, dass zum Beispiel das Hinterherfahren einfacher machen sollte. Aber wie gesagt, die schwereren Autos, das ist nicht gut. Wir müssen die Autos niedriger machen, denke ich."

Aber insgesamt ist er jetzt etwas zuversichtlicher gestimmt. "Ich glaube, wir haben wirklich etwas beeinflusst. Die Leute dort meinten 'oh verdammt, wir brauchen die Fahrer hier'. Die Tatsache, dass es so lange gedauert hat, bis sie das erkannt haben, ist natürlich nicht toll. Aber auf der positiven Seite haben sie auf uns gehört, und haben uns im Entscheidungsprozess willkommen geheißen. Aber wir müssen im nächsten Meeting dabei sein, und Teil der nächsten E-Mail-Kette. Auch wenn es nur um Details geht, wie Reifen, oder das Gewicht, was auch immer."

Mercedes-Teamchef Toto Wolff will mit dem Messer an 2021 ran

Auch Hamiltons Teamchef Toto Wolff war in Paris anwesend, und klang danach zuversichtlich: "Es stimmt mich optimistisch, dass wir Anpassungen finden können, die für 2021 eine bessere Show bieten. Ich glaube, wir wissen alle, auf was wir uns konzentrieren müssen, und welche Veränderungen notwendig sind."

Trotzdem ist auch Wolff nicht zufrieden: "Es braucht keinen Baseball-Schläger, aber es braucht ein Messer, wenn du analysierst, auf welchen Strecken wir eine gute Show haben und auf welchen nicht, und warum das der Fall ist." Danach stellt er fest: "Für mich ist das keine Raketenwissenschaft. Es braucht nur jetzt die richtigen Schritte."

Ob Hamilton in Zukunft wieder mitmacht, weiß er noch nicht: "Weil es den ganzen Tag gedauert hat. Ich weiß nicht, ob ich da sein werde, oder vielleicht geht Seb beim nächsten Mal. Das Gute ist, dass wir alle an einem Strang ziehen, und uns bei unseren Punkten alle einig sind."